Der 53-jährige Neapolitaner wurde am Mittwochnachmittag in einer
Zürcher Klinik festgenommen. In Italien wurde nach ihm wegen
Mitgliedschaft zu einer kriminellen Organisation und Geldwäscherei
gefahndet, sagte Folco Galli, Pressesprecher des Bundesamtes für
Polizei, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Der Mann, der auch verdächtigt wird, Beziehungen zur Mafia zu
pflegen, wurde seit Oktober letzten Jahres gesucht. Die
Staatsanwaltschaft in Bari I hat insgesamt 49 Haftbefehle gegen ihn
ausgestellt. Gemäss den italienischen Untersuchungsbehörden soll
der Mann nicht nur im Zigarettenschmuggel, sondern auch im Waffen-
und Drogenhandel tätig gewesen sein.
Streitet alle Vorwürfe ab
Der Festgenommene befindet sich zur Zeit in Auslieferungshaft.
Er streitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. «Wir wehren uns
gegen die Auslieferung», erklärte Désirée Rinaldi, die luganesische
Anwältin des mutmasslichen Schmugglers gegenüber der SDA.
Ihr Mandant sei ein einfacher Kaufmann, der im legalen
Tabakhandel tätig ist. Er habe von 1992 bis 1998 in Lugano gelebt.
Er habe die Schweiz verlassen, nachdem ihm seine
Aufenthaltsbewilligung entzogen worden sei.
Als Chef der Maxim SA in Lugano, habe er bei Grosskonzernen
Zigaretten eingekauft und diese dann an «andere Personen» weiter
verkauft. «Wenn diese anderen Personen Schmuggel mit den Zigaretten
betrieben hätten, so geht das meinen Klienten nichts an», fügte die
Anwältin an.
Die italienischen Untersuchungsbehörden sehen die Sache ganz
anders. Für sie war der Neapolitaner der Kopf eines
Schmugglerringes der jeden Monat 250 Tonnen Zigaretten aus
Montenegro nach Italien einführte. Zudem habe er die Einnahmen aus
dem Schmuggel im Tessin gewaschen.
Italien begrüsst Verhaftung
Gemäss Staatsanwaltschaft in Bari I, pflegte der Mann
Beziehungen zur neapolitanischen Comorra und der apulischen Mafia,
der «sacra corona unita». Nicht zuletzt habe er sehr enge
Beziehungen zu dem flüchtigen Boss Francesco Prudentino, der einen
grossen Teil des Zigarettenschmuggels via Montenegro kontrolliert.
In Italien, wurde die Verhaftung von der parlamentarischen
Kommission für den Kampf gegen die Mafia begrüsst. In den letzten
Jahren haben die italienischen Behörden immer wieder die
mangelhafte Zusammenarbeit der Schweiz im Kampf gegen den
Zigarettenschmuggel kritisiert.
(sda)