Obwohl Casanova es damit knapp nicht schaffte, als siebte
Spielerin ihr Debüt-Turnier auf der WTA-Tour zu gewinnen, und
gleichzeitig ihre Serie von 19 Matchgewinnen de suite zu Ende ging,
hat sie eine grossartige Leistung vollbracht: Sie gewann inklusive
der Qualifikation sieben Partien, überstand im Hauptturnier drei
Dreisätzer, bezwang mit Jelena Kostanic und Daniilidou zwei Top-100-
Cracks und wird im Ranking in den Bereich um Platz 220 vorstossen.
Zudem hat sie als erste Schweizerin bei ihrer Profiturnier-Premiere
so erfolgreich abgeschnitten. Das war nicht einmal Martina Hingis
gelungen.
«Es ist unglaublich», sagte Myriam Casanova, «dass ich eine
Woche auf diesem Topniveau spielen und mehrere Top-100-Spielerinnen
schlagen konnte. Trotz der Final-Niederlage bin ich natürlich sehr
zufrieden.» Gegen die deutsche Fedcup-Spielerin bewies Casanova
einmal mehr viel Stamina. Im Entscheidungssatz wehrte sie bei 4:5
noch fünf Matchbälle ab, ehe sie der 19-Jährigen aus Hannover
gratulieren musste. Am Tag zuvor hatte sie gegen Daniilidou, ihres
Zeichens immerhin Bezwingerin von Anna Kurnikowa auf Key Biscayne,
ebenfalls über die volle Distanz gehen müssen. Dabei führte sie im
Entscheidungssatz 5:2, ehe die Griechin ausgleichen konnte, bevor
Casanova der matchentscheidende Servicedurchbruch gelang.
Taktische Fortschritte -- und Martina Hingis
Trotz dem fehlenden i-Tüpfchen war natürlich auch Vater Leo
Casanova sehr zufrieden: «In diesem Rahmen hätte ich den Erfolg
natürlich nie erwartet. Sonst hätten wir wohl etwas mehr Kleider
mitgenommen...» Besonders erfreut zeigte sich der Inhaber eines
Tenniscenters über die taktischen Fortschritte seines «Kükens»:
«Myriam hat wirklich in jeder Partie taktisch ausgezeichnet
gespielt.»
Immer wieder genannt bei der Ursachenforschung für ihren
rasanten Aufstieg werden die gemeinsamen Trainings mit Martina
Hingis und Melanie Molitor. Noch im März weilten die Casanova in
Hingis'Domizil in Florida. «Myriam lernt mit Martina vor allem,
sich besser zu konzentrieren. Anfänglich konnte sie nur etwa 15 bis
20 Minuten mitspielen, jetzt geht es schon besser. Wir hoffen
einfach, dass wir wieder mit ihnen trainieren dürfen», sagte Vater
Casanova im Taxi auf dem Weg zum Flughafen Wien, von wo aus Vater
und Tochter noch gestern nach Altenrhein flogen, weil in Budapest
alle Flüge ausgebucht waren.
Priorität weiter bei den Juniorinnen
Die jüngsten Resultate verbessern natürlich Casanovas
Ausgangslage auf der Tour, wo sie nun leichter in bessere Turniere
kommt, auch wenn die Altersrestriktionen limitierend wirken.
Vorerst soll die Jahresplanung aber weiter primär auf die
Juniorenturniere ausgerichtet sein. «Wir ändern daran nichts», so
Vater Casanova, dessen Tochter reelle Chancen hat, das Jahr als
Nummer eins zu beenden. Die genaue Planung für die kommenden Monate
steht noch nicht fest, wird aber nach dem Fedcup vorgenommen.
(Marco Keller /sda)