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Mythos Schreibmaschine: Viele Autoren arbeiten ohne PC
publiziert: Montag, 1. Jul 2002 / 10:58 Uhr / aktualisiert: Montag, 1. Jul 2002 / 11:16 Uhr
Hamburg - Sten Nadolny, Autor des Romans «Die Entdeckung der Langsamkeit», ist nicht der einzige: Er vermisst seine Schreibmaschine. Computer machten ihn geschwätzig, verriet er in einem Interview.
Viele Schriftsteller tippen lieber auf der guten alten Schreibmaschine als am PC.
Andere Schriftsteller verweigern sich der modernen Technik und bleiben gleich bei der guten alten Maschine. Ob John Irving, Urs Widmer, Peter Rühmkorf, Eckhard Henscheid oder Rolf Hochhuth: Die Liste ist lang. Der Diogenes Verlag schätzt beispielsweise, dass 25 bis 30 Prozent der Autoren ihre Manuskripte mit der Schreibmaschine verfassen, einer Erfindung aus dem 19. Jahrhundert.
Sinnlichkeit
Was steckt dahinter - zumal ja für die Wartung zuweilen der letzte noch lebende Spezial-Mechaniker aus dem russischen Smolensk eingeflogen werden müsse, wie die «New York Times» spottete. Einspannen, der Blick auf das weisse Blatt, Hämmern auf der Tastatur - die sinnlichen Einzelheiten gehören zu einem ganz bewussten Prozess. «Gut schreiben bedeutet für mich umschreiben, und (wie) um gut zu ringen, muss man es immer wieder tun, muss man die Griffe und Bewegungen unermüdlich wiederholen, bis sie einem zur zweiten Natur werden», so erklärt es John Irving in dem Band «Die imaginäre Freundin» (Diogenes). Der amerikanische Autor tippt seine Romane auf der elektrischen Maschine, die handschriftlich überarbeiteten Fassungen werden von Assistenten erfasst und weitere Korrekturen schrittweise eingearbeitet.
Die Schreibmaschine als Korrektiv
Was von vielen als grosser Vorteil des Computers gesehen wird - das leichte Überarbeiten, das bequeme Löschen, Kopieren und Verschieben des Textes - ist nach Ansicht anderer Autoren eher ein Nachteil. Die Reinschrift an der Maschine sei ein «ungeheures Korrektiv», sagte Nadolny der «Frankfurter Rundschau». «Du schreibst das ab, mit wunden Fingern und wehen Knochen und überlegst dir bei jedem Satz: Muss ich das wirklich schreiben? Und sagst oft: Den kann ich glatt weglassen.»
Der Schriftsteller Friedrich Ani («German Angst») will sich nach Jahren mit dem Laptop eine mechanische Schreibmaschine kaufen, auch weil er den «Sound» so gern mag. «Ich möchte da wieder eine Langsamkeit in mein Schreiben bringen», sagt er.
Füller-Schreibmaschine-PC
Auch Anton G. Leitner bekommt für seine Lyrik-Zeitschrift «Das Gedicht» öfter von jüngeren Autoren getippte Seiten, die nach Schreibmaschine aussehen. Leitner glaubt allerdings, dass sich auch bei den Dichtern der Computer durchgesetzt hat: Die erste Fassung wird mit dem Füllfederhalter zu Papier gebracht, dann wird der Text - gern auch in mehreren Versionen - im Computer abgespeichert.
Von dem Dichter und Übersetzer Karl A. Kühne weiss Leitner indes zu erzählen, dass dieser sich gleich vier elektrische Schreibmaschinen als Ersatz-Exemplare besorgt hat - aus Sorge, sie könnten aus dem Handel verschwinden.
Seit jeher verbindet Dichter und Denker ein besonders inniges Verhältnis zu ihrem Werkzeug. Schon Friedrich Nietzsche (1844-1900) hämmerte lustvoll auf seiner Mallig Hansen, einer der ersten kommerziell hergestellten Schreibmaschinen der Welt. «Sie haben Recht - unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken», erklärte er einem Freund.
«Tom Sawyer» als erstes Schreibmaschinenwerk
In der Literaturgeschichte nimmt die Schreibmaschine ohnehin einen prominenten Platz ein. Als einer der ersten Weltbestseller, der auf einer Schreibmaschine entstand, gilt Mark Twains «Tom Sawyer» (1876). Original-Manuskripte wie Jack Kerouacs auf 36 Meter Butterbrotpapier getippter Beat-Roman «On the Road» erzielen auf Auktionen Millionensummen.
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Die Schreibmaschine als Korrektiv
Was von vielen als grosser Vorteil des Computers gesehen wird - das leichte Überarbeiten, das bequeme Löschen, Kopieren und Verschieben des Textes - ist nach Ansicht anderer Autoren eher ein Nachteil. Die Reinschrift an der Maschine sei ein «ungeheures Korrektiv», sagte Nadolny der «Frankfurter Rundschau». «Du schreibst das ab, mit wunden Fingern und wehen Knochen und überlegst dir bei jedem Satz: Muss ich das wirklich schreiben? Und sagst oft: Den kann ich glatt weglassen.»
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Füller-Schreibmaschine-PC
Auch Anton G. Leitner bekommt für seine Lyrik-Zeitschrift «Das Gedicht» öfter von jüngeren Autoren getippte Seiten, die nach Schreibmaschine aussehen. Leitner glaubt allerdings, dass sich auch bei den Dichtern der Computer durchgesetzt hat: Die erste Fassung wird mit dem Füllfederhalter zu Papier gebracht, dann wird der Text - gern auch in mehreren Versionen - im Computer abgespeichert.
Von dem Dichter und Übersetzer Karl A. Kühne weiss Leitner indes zu erzählen, dass dieser sich gleich vier elektrische Schreibmaschinen als Ersatz-Exemplare besorgt hat - aus Sorge, sie könnten aus dem Handel verschwinden.
Seit jeher verbindet Dichter und Denker ein besonders inniges Verhältnis zu ihrem Werkzeug. Schon Friedrich Nietzsche (1844-1900) hämmerte lustvoll auf seiner Mallig Hansen, einer der ersten kommerziell hergestellten Schreibmaschinen der Welt. «Sie haben Recht - unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken», erklärte er einem Freund.
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(Von Caroline Bock, dpa /sda)
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