Kurz vor neuen Vermittlungsgesprächen in den USA erklärte Barak
in dem Brief sein grundsätzliches Einverständnis mit der Gründung
eines palästinensischen Staates. Der Brief wurde vom Büro Baraks am
Mittwoch veröffentlicht.
Voraussetzung für eine Staatsgründung sei, dass der Staat nicht
unter Gewaltanwendung gebildet werde, sondern in Verhandlungen mit
Israel. Barak warnte in dem Brief, dass die einseitige Proklamation
eines Palästinenserstaates «die politische Stabilität in der Region
gefährden» könnte.
Auch internationale Interessen wären von einer solchen
Proklamation betroffen. Der Zentralrat der Palästinenser will am
15. November entscheiden, ob der Staat einseitig ausgerufen werden
soll.
Barak appellierte in dem Schreiben an die internationale
Gemeinschaft, Palästinenser-Präsident Jassir Arafat von diesem
Schritt abzubringen. Ursprünglich war für die Staatsproklamation
der 13. September vorgesehen gewesen. Arafat reiste am Mittwoch auf
dem Weg in die USA zunächst zu einem Treffen mit dem ägyptischen
Präsidenten Husni Mubarak nach Kairo.
Als Basis für weitere Verhandlungen mit den Palästinensern nennt
Barak in seinem Schreiben die beim Nahost-Gipfel im Sommer in Camp
David ausgehandelten Kompromisse, die weder schriftlich vereinbart
noch veröffentlicht wurden. So klar wie in diesem Brief hatte sich
Barak bisher nicht für einen Staat Palästina ausgesprochen.
Barak trifft am Sonntag in Washington mit US-Präsident Bill
Clinton zusammen, Palästinenser-Präsident Arafat am Donnerstag.
Clinton nimmt damit einen weiteren Anlauf, die seit Ende September
anhaltende Gewalt in den Palästinenser-Gebieten zu beenden.
Dabei sind inzwischen mindestens 191 Menschen ums Leben
gekommen. Bis auf wenige Ausnahmen handelte es sich um
Palästinenser, darunter zahlreiche Jugendliche und Kinder. Seit
Beginn des Aufstands sind alle Friedensgespräche unterbrochen.
Bei neuen Feuergefechten und Zusammenstössen in den besetzten
Gebieten kamen am Mittwoch erneut fünf Menschen ums Leben, davon
eine Israelin. Zwei weitere Palästinenser erlagen zudem ihren bei
früheren Zusammenstössen mit der israelischen Armee erlittenen
Verletzungen.
Eine radikale palästinensische Gruppe bekannte sich zum Beschuss
eines israelischen Fahrzeuges im Gaza-Streifen, bei dem die Frau
getötet wurde. Die Gruppe hatte das Fahrzeug der Frau beschossen,
die auf dem Weg zur Arbeit war.
Angesichts der fortgesetzten Gewalt schloss Israeli am Mittwoch
den Grenzposten Rafah und den nahegelegenen Flughafen, der erst am
Vortag wieder geöffnet worden war.
Israel kündigte derweil eine Untersuchung des Todes von 13
israelischen Arabern an, die bei Solidaritäts-Demonstrationen für
den palästinensischen Aufstand von israelischen Polizisten
erschossen worden waren. Damit entsprach die Regierung einer
Forderung der arabischen Minderheit des Landes.
(sda)