Nano frisst Hummer?

publiziert: Montag, 30. Mrz 2009 / 12:23 Uhr / aktualisiert: Montag, 30. Mrz 2009 / 13:15 Uhr

1 Meldung im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Test des Tata Nano (englisch)
Test des indischen Winzlings durch eine indische Zeitschrift.
zigwheels.com

Man kann von der momentanen wirtschaftlichen Situation halten, was man will: erschreckend, schockierend, überwältigend, grausam oder deprimierend... aber langweilig ist sie nicht. Und auch wenn die Banken im Zentrum dieses Hurrikan stehen und die meisten der Staatsgelder absorbieren, so kommen die interessantesten Meldungen im Moment immer noch aus der Automobilwirtschaft.

Während die Banken einem höchstens Zornesröte ins Gesicht treiben, wenn deren Chefs wieder einmal probieren, trotz lausiger Arbeit und Staatshilfen ihre Taschen mit fetten Boni zu füllen (die sie erst nach Lynch-Drohungen wieder zurück zu geben bereit sind), verfolgt man das Schicksal der Autohersteller zum Teil mit angehaltenem Atem. Denn während Banken doch eher abstrakte Produkte und Dienstleistungen anbieten (was am Ende ja auch zum Desaster führte), so ist die Verbindung vieler Menschen zu ihren Autos sehr emotional – ob im negativen oder positiven Sinn.

So bangt man in ganz Deutschland um Opel (die dank jüngster Verkaufserfolge wieder für einen Monat mehr Cash haben), in Schweden fragt man sich, welches Schicksal Saab ereilen wird, und in den USA stehen gar zwei Konzerne auf der Kippe: General Motors (zu denen ja auch Opel und Saab gehören) und Chrysler betteln immer lauter um mehr Staatsmilliarden, da sonst bereits in einem bis zwei Monaten das Bare verbraucht und die Pleite unvermeidlich ist. Auch in Frankreich steht es nicht mehr allzu gut um die Auto-Industrie (was sich an schon gewährten Staatshilfen zeigt). Von Italien mit dem ewigen Patienten Fiat fängt man am besten gar nicht an.

Alle diese Konzerne und Autofirmen warten sehnlichst auf einen 'weissen Ritter', einen edlen Investor, der mit Koffern – oder besser noch Lastwagen – voller Geld vor fährt und dieses gnädig in die Firmen rein steckt. Wobei man die Lastwagen voller Geld notfalls auch von Regierungen annimmt. Und um an dieses Geld zu kommen, rümpft man auch nicht mehr über Menschenopfer die Nase.

Nicht, dass jetzt Opferfeuer vor den Konzernzentralen flackerten, aber alleine an diesem Wochenende mussten zwei Bosse über die Klinge springen. Zum einen der Chef von Europas zweitgrösstem Autokonzern Peugeot-Citroën, Christian Streiff und zum anderen Rick Wagoner, der bis vor kurzem fast allmächtig scheinender GM-Boss, der es in den 9 Jahren seiner Regentschaft nicht geschafft hat, aus dem chaotischen Misthaufen namens General Motors einen auf die Zukunft ausgerichteten Konzern zu gestalten.

Wagoner musste gehen, weil sein Abgang eine Voraussetzung für ein akzeptables Sanierungskonzept sei, dass die US-Regierung vor weiteren Hilfszahlungen fordert. Der Chrysler Chef Nardelli hingegen darf noch bleiben, da er erst seit zwei Jahren das Unternehmen führt. Auffällig ist an all dem speziell die Abwesenheit einer Marke in den Schlagzeilen: Ford.

Noch im letzten Jahr bettelte die Nummer 2 der 'Big Three' mit den anderen zusammen um Staatsunterstützung. Doch seither hat man von Ford eigentlich nur noch gehört, dass sie noch genug Bares hätten, um die Krise zu überstehen. Etwa 2,3 Milliarden US-Dollar von dieser Barschaft kommen aus der Kasse von Tata-Motors, dem grössten indischen Auto-Konzern, der hier in Europa vor allem von sich reden macht, weil er in Indien das 4000 Franken-Auto «Nano» und hier später eine 8000 Franken-Version desselben auf den Markt bringen will. Im Juni letzten Jahres kaufte der vom Grossindustriellen Rajan Tata angeführte Konzern Jaguar und Land Rover von Ford und die Marken haben seither nicht wie befürchtet einen Absturz begonnen sondern, zeichnen sich durch neue Modelle und technische Innovationen aus, wie man sie dort seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.

Seit kurzem sind Gerüchte zu hören, dass Tata an der insolventen GM-Tochter Saab interessiert sein könnte – und der Sprung von den Schweden zu Opel ist kein grosser, basieren die verschiedenen Modelle doch auf den gleichen technischen Plattformen. Selbst wenn sich diese Gerüchte nicht Bewahrheiten sollten, ist der Trend aber eindeutig: Während GM's Niedergang durch die Gigantomanie des Hummers symbolisiert wird, steht der winzige, billige und sparsame Nano für die neue Garde der Industrie, welche das Feld von einer völlig unerwarteten Seite her aufrollen könnte. Nano frisst Hummer? Es bleibt spannend!

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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