Herkunft unbekannt

Neuer Schädling befällt Kastanienbäume in ganz Europa

publiziert: Donnerstag, 17. Aug 2000 / 07:32 Uhr

Bern - Österreich, Deutschland, Italien, jetzt die Schweiz - aus dem Osten kommend überrollen sie ganz Europa. Es geht nicht um ein Szenario aus dem Kalten Krieg, sondern einen Winzling, der einem beliebten Stadtbaum zusetzt: Die Rosskastanien-Miniermotte.

In Bern ist es bereits der dritte Sommer, in dem sich die fünf Millimeter grosse Motte bemerkbar macht. Kastanienbäume, die mitten im Sommer braune Blätter bekommen und das Laub abwerfen, das stört nicht nur den Gast im Biergarten, sondern schwächt auch den Baum. Dabei gilt die Rosskastanie als robuster Stadt- und Zierbaum.

Seit drei Jahren in der Schweiz

1998 wurde der Schädling in der Schweiz zum ersten Mal gesichtet, in Bern und im St. Galler Rheintal. Mittlerweile hat sich der Falter weiter verbreitet.

In Zürich sind gut fünf Prozent der rund 2000 weiss blühenden Kastanien betroffen, in Basel sind es rund zehn Prozent des Bestands und in Bern wird der Befall dieses Jahr auf 35 Prozent geschätzt, etwas weniger als letztes Jahr. Auch an anderen Orten der Nord- und Ostschweiz wurde die Motte entdeckt.

Aus Mazedonien ...

Zum ersten Mal beobachtet wurde die Motte 1984, und zwar am Ohridsee in Mazedonien, woher sie auch ihren botanischen Namen hat: 1985 wurde "cameraria ohridella" von zwei Forschern als neue Art Miniermotte klassifiziert, die sich auf Rosskastanien spezialisiert hat.

Die Motte legt ihre Eier auf der Blattoberseite ab. Die Larven graben im Blatt einen Gang parallel zum Nerv - sie "minieren" also - und saugen Saft. Später fressen die Larven Blattgewebe, höhlen das Blatt aus und verpuppen sich in den rund drei Zentimeter grossen Hohlräumen, um als Falter wieder zu schlüpfen. Von Mazedonien gelangte der Falter nach Österreich, wo er 1989 erstmals im Raum Linz gesichtet wurde. Die Verbreitung erfolgte wahrscheinlich mit dem Wind und durch den Fernverkehr. Drei Jahre später war der Schädling bereits bis Niederösterreich und nach Norditalien vorgedrungen.

1993 war Süddeutschland an der Reihe, 1995 fand die Motte den Weg nach Slowenien. Mittlerweile sind auch Kastanienbäume in Albanien, Jugoslawien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen befallen.

... und doch nicht aus Mazedonien

Wo der Falter herkommt, ist unklar. Die Experten gehen davon aus, dass er auch nach Mazedonien verschleppt wurde. Dafür sprechen genetische Untersuchungen aber auch, dass der Schädling kaum parasitiert wird: Normalerweise legen andere Insekten ihre Eier in die Eier oder Puppen der Motten, so dass sich diese nicht richtig entwickeln können.

Über den Schaden, den die Motte den Kastanien längerfristig zufügt, gibt es noch keine Erkenntnisse, da sie noch zu wenig lange bekannt ist. Für Paul Pfaffen vom Zürcher Gartenbauamt ist aber klar, dass der durch den Laubabwurf veränderte Stoffwechsel den Baum schwächt. Bei längerem Befall würden die Bäume schneller altern.

Kein Grund zur Panik

Zur Bekämpfung der Motte wurde Verschiedenes probiert. In Wien wurden Versuche mit Pestiziden durchgeführt, auf den ersten Blick mit gutem Erfolg. Allerdings ist die Substanz nicht zugelassen, die Anwendung aufwändig - und teuer. So bleibt zur Zeit nur, was überall praktiziert wird, wo die Motte auftritt: Das abgefallene Laub mit den Puppen zusammensammeln und verbrennen oder korrekt kompostieren.

Und die Zukunft? "Eine Prognose", sagte Pfaffen, "ist immer schwierig." Er rät, nicht in Panik zu machen und die Bäume gut zu beobachten. Abwarten und Bier trinken also, vorläufig noch unter dem Schatten spendenden Dach der Kastanie.

(klei/sda)

In der Vergangenheit war es üblich, defekte Geräte zu reparieren, anstatt sie zu ersetzen.
In der Vergangenheit war es üblich, defekte Geräte ...
Publinews In einer Welt, in der die Wegwerfkultur immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es an der Zeit, ein Umdenken zu fordern. Reparieren statt wegwerfen - diese einfache Idee birgt nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch einen tieferen Wert für unsere Gesellschaft. Indem wir defekte Gegenstände wiederherstellen und wertschätzen, können wir nicht nur Ressourcen sparen, sondern auch ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und handwerkliches Können fördern. mehr lesen  
Import Migration und Artenschutz im Fokus  Das Schweizerische Zollmuseum hat seine Pforten wieder für Besucher geöffnet. In dieser Saison können Gäste zwei ... mehr lesen  
Das Zollmuseum in Cantine di Gandria am Luganersee.
Forscher haben ein neues Konzept zur effizienteren Gewinnung von Wasserstoffenergie vorgestellt, bei dem Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, ... mehr lesen  
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), arbeitet mit dem Prototyp der entkoppelten Wasserspaltung.
Wir ermöglichen Werbekunden die Präsentation ihrer Inhalte (Unternehmens- oder Produkteinformationen) im Look & Feel von wetter.ch. Meldungen sind je nach Rubrikenzugehörigkeit speziell gekennzeichnet. Für deren Inhalt ist ausschliesslich der jeweilige Auftraggeber verantwortlich.

NEWS BUCHEN
Wenn auch Sie Ihre aktuellen Neuigkeiten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zielgruppen- gerecht publizieren möchten, wenden Sie sich bitte an unser Verkaufsteam.

WERBUNG BUCHEN Gerne beraten wir Sie kompetent und individuell auch zu weiteren vielfältigen Werbemöglichkeiten in unserem Netzwerk.
Chris Sigrist
Chris Sigrist, sigrist@wetter.ch
Mobile +41 (0)78 690 69 00
Skype chris_vadian_net
 
News
         
Übernachtung im Iglu-Dorf Zermatt: Schlafen wie die Eiskönigin und der Eiskönig.
Publinews Einzigartige Übernachtungserlebnisse  Themenhotels bieten eine einzigartige Möglichkeit für Reisende, eine unvergessliche Erfahrung zu machen, die über die ... mehr lesen
Für einen europäischen Roadtrip gibt es einen Reiseplan, der perfekt zu den Wettervorlieben passt.
Publinews Sich auf einen europäischen Roadtrip zu begeben, bietet ein Kaleidoskop an Erfahrungen, Landschaften und ... mehr lesen
begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter: Das Plakat der Ausstellung.
Publinews Noch bis zum 14.07. im Landesmuseum Zürich  Der menschliche Körper war im Mittelalter ein Ort voller Widersprüche: Er wurde verehrt, unterdrückt, gepflegt und bestraft. Die neue ... mehr lesen
Das mögen die Schweizer und Touristen am liebsten, die bei Tripadvisor bewerten.
Publinews Auswertungen des Bewertungsportals TripAdvisor haben ergeben, dass in der Schweiz äthiopische Restaurants am höchsten ... mehr lesen
Florale Interpretation von Heidi Huber, Frauenfeld, zum Werk von Ugo Rondinone (*1964), viertermaineunzehnhundertzweiundneunzig, 1992.
Galerien Florale Interpretationen von Werken aus der Sammlung 5.3. - 10.3.2024  Seit der ersten Ausstellung Blumen für die Kunst im März 2014 sind bereits zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen der Frühling in Aarau ... mehr lesen
Jeff Wall, Milk, 1984, Grossbilddia in Leuchtkasten, 187 x 229 cm.
Publinews Noch bis zum 21.04.2024  Zu Beginn des neuen Jahres präsentiert die Fondation Beyeler Werke des kanadischen Künstlers Jeff Wall (*1946) in einer umfangreichen Einzelausstellung. ... mehr lesen
Viele Europäer zieht es im Winter nach Sudostasien.
Publinews Während es in der Schweiz noch bis zum Mai relativ kühl bleiben kann, beginnt in Südostasien zum Anfang eines jeden Jahres die beste Urlaubszeit. Die ... mehr lesen
Dampfen um die ganze Welt.
Publinews Vaping, das elektronische Rauchen von E-Zigaretten, erfreut sich einer steigenden Beliebtheit. Das Dampfen ist eine interessante Alternativ zur ... mehr lesen
Spello ist eine mittelalterliche Stadt in Umbrien.
Publinews Italien ist bekannt für seine malerischen Städte, reiche Geschichte und atemberaubende Landschaften. Eine dieser bezaubernden Städte ist Spello, die in der ... mehr lesen
Warum nicht in Deutschland auf die Skipiste?
Publinews Die Schweiz hat zwar viele hervorragende Skigebiete zu bieten, doch die Preise für Hotels und Verpflegung sind zur Hochsaison entsprechend teuer. Beim Nachbarn in ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF