Neues und Bewährtes im Calcio

publiziert: Donnerstag, 9. Sep 2004 / 21:32 Uhr

Die Serie A startet am Wochenende als letzte der grossen europäischen Ligen in die Saison 2004/05. Vieles hat sich über den Sommer im Calcio verändert. Geblieben aber sind die Favoriten: Meister Milan sowie die Herausforderer Juventus Turin, Inter Mailand und AS Roma.

Davide Chiumiento ist einer von zwei Schweizern in der Serie A.
Davide Chiumiento ist einer von zwei Schweizern in der Serie A.
1 Meldung im Zusammenhang
Sechs neue Vereine, elf neue Trainer und erstmals seit vier Jahren wieder zwei Schweizer (Davide Chiumiento in Siena, Fabrizio Zambrella in Brescia) in der Serie A: Die höchste Spielklasse im Stiefel präsentiert sich in den kommenden Monaten mit einem neuen Gesicht.

Gerade das Sesselrücken auf der Trainerbank hat ein bisweilen unglaubliches Ausmass angenommen. Fünf der ersten sechs Vereine der letzten Saison haben ihre Coaches ausgetauscht -- teilweise sogar untereinander. So verliess Fabio Capello die AS Roma (2.) und schockte mit seinem Wechsel "über Nacht" zu Erzrivale Juventus Turin (3.) die ganze hysterische (Fussball-)Szene.

Weniger überraschend kam wenige Tage später Roberto Mancinis Abgang von Lazio Rom (6.). Die ehemalige launische Stürmer-Diva hatte genug von den leidigen Finanzproblemen in der Hauptstadt und vollzog den Schritt auf der Karriere-Leiter mit dem Wechsel zu Inter Mailand (4.).

Und weil auch Parmas (5.) Trainer Cesare Prandelli eine grössere Herausforderung suchte und bei der AS Roma fand, mussten auch die Emilianer ihren ersten Ausbildner ersetzen. Neuer Chef des jungen Ensembles um Shooting Star Alberto Gilardino ist Silvio Baldini, der im Vorjahr mitten in der Saison beim nachmaligen Aufsteiger Palermo abgesetzt wurde.

Damit war das Trainer-Karussell indes noch nicht zum Stillstand gekommen. Weil Prandelli aus privaten Gründen -- der Gesundheitszustand seiner krebskranken Frau hatte sich massiv verschlechtert -- aus dem Vertrag in Rom ausstieg, standen die Hauptstädter zweieinhalb Wochen vor Saisonbeginn ohne Coach da.

Das Vakuum füllten die "Giallorossi" mit dem abgetretenen Bundestrainer Rudi Völler aus. Der ergraute Deutsche war im Stadio Olimpico schon zwischen 1987 und 1992 als Stürmer aktiv und beliebt gewesen; Völlers Rückkehr setzte den Trainer-Mutationen in der Serie A die Krone auf und erfüllte den verrückten Anhang der Römer (italienisch: "i pazzi") mit vielen nostalgischen und folkloristischen Gefühlen.

Trotz (oder wegen?) der einschneidenden personellen Änderungen in der italienischen Elite startet Meister Milan, der weiterhin auf Erfolgscoach Carlo Ancelotti setzt, aus der Pole Position in den Wettlauf um den Scudetto. Die Mailänder haben den Stamm zusammengehalten und das ohnehin hochkarätig besetzte Kader mit Verteidiger Jaap Stam und Stürmer Hernan Crespo geschickt verstärkt.

Die "Rossoneri" hatten in der letzten Spielzeit mit 82 Punkte den Rekord der AS Roma (75 Zähler in der Saison 2000/2001) pulverisiert. Nach der Champions League vor einem Jahr und dem Meistertitel in der letzten Saison streben die Mailänder nun den grossen Wurf an. Wie in den Neunzigerjahren unter Capello soll der "Diavolo" -- wie die Fans Milan nennen -- national und international gleichzeitig die Hörner zeigen.

Juve und Inter rückten auf

Die ersten Herausforderer Milans sind die üblichen: Juventus Turin hat nach einem Jahr der matten und übersättigten Darbietungen unter Capello wieder Appetit bekommen. Mit den Last-Minute-Transfers von Fabio Cannavaro und Zlatan Ibrahimovic haben die Turiner dem ewigen Konkurrenten aus Mailand -- die beiden Vereine teilten sich 11 der letzten 13 Titel -- auf dem "Mercato" die Muskeln und den Mahnfinger gezeigt.

Wie jedes Jahr zählt Inter Mailand auch vor dieser Saison zu den (Mit-)Favoriten. Die Squadra der "Nerazzurri" erfuhr (fast) eine Total-Revision. Juan Sebastian Veron, Edgar Davids, Ze Maria, Guiseppe Favalli, Sinisa Mihajlovic und Esteban Cambiasso sollen für mehr Qualität sorgen. Hoffnung schöpft der jahrelang gebeutelte und gedemütigte Anhang jedoch vor allem aus dem Engagement von Trainer Mancini und aus den Qualitäten von Stürmer Adriano.

Der AS Roma gehört die Zukunft

Schwierig einzuschätzen ist das Leistungsvermögen der Roma. Aus finanziellen Gründen mussten die Römer nicht nur Trainer Capello, sondern auch die (Defensiv-)Säulen Walter Samuel und Emerson abgeben. Doch der Meister von 2001 hat geschickt und vor allem zukunftsorientiert eingekauft. Die Innenverteidiger Matteo Ferrari (23) und Philippe Mexès (22) gehören auf ihren Positionen weltweit zu den grössten Talenten. Fürs Mittelfeld wurde der Internationale Simone Perrotta (26) von Chievo Verona geholt. Und im Angriff können von Antonio Cassano (22) weitere Fortschritte erwartet werden.

Schlüsselspieler in den Überlegungen von Völler bleibt aber Captain Francesco Totti. Der 27-Jährige kokettiert zwar ständig mit Angeboten aus Madrid, Mailand und London, doch solange er als "Re di Roma" ins gelb-rote Dress schlüpft, ist die Roma zu (fast) allem fähig.

Von den sechs Aufsteigern werden der Fiorentina die grössten Chancen eingeräumt, den Ligaerhalt zu schaffen, denn die Florentiner haben sich massiv verstärkt. Nach dem Zwangsabstieg in die vierthöchste Spielklasse vor zwei Jahren schaffte es die Fiorentina innert zwei Saisons, dreimal (!) aufzusteigen. Ein mathematisches Wunder, das dank einer Wildcard für die Serie B im letzten Sommer möglich wurde. Ebenfalls einem Wunder gleich kommt die Realisierung der Transfers von Hidetoshi Nakata, Martin Jörgensen, Tomas Ujfalusi und Fabrizio Miccoli.

Die Rückkehr des Südens

Palermo, Atalanta Bergamo, Livorno, Cagliari und Messina werden wohl mit Lecce, Siena und Reggina von der ersten Minute an gegen den Abstieg kämpfen. Lecce, Reggina, Messina, Cagliari und Palermo haben dabei auch einen politischen Auftrag. Sie sollen dafür sorgen, dass die starke Präsenz des Südens in der höchsten Spielklasse keine einjährige Sternschnuppe bleibt.

Einen Viertel der Serie-A-Vereine stellte der "Mezzogiorno" letztmals in der Saison 1982/83. Damals, in der Saison 1 nach dem WM-Titel der "Azzurri", wirkten Napoli, Avellino, Cagliari und Catanzaro auf der obersten Bühne des Calcio mit

Die wichtigsten Transfers

Milan (Platzierung Vorjahr: 1./Trainer: Ancelotti). Zuzüge: Crespo (Chelsea), Stam (Lazio Rom), Dhorasoo (Lyon), Coloccini (Villarreal). -- Abgänge: Boriello (Reggina), Laursen (Aston Villa).

AS Roma (2./Völler, neu). Zuzüge: Ferrari (Parma), Mexès (Auxerre), Perrotta (Chievo Verona), Mido (Olympique Marseille). -- Abgänge: Emerson (Juventus Turin), Zebina (Juventus Turin), Lima (Lokomotive Moskau), Samuel (Real Madrid), Carew (Valencia), Lupatelli (Fiorentina).

Juventus Turin (3./Capello, neu). Zuzüge: Emerson (AS Roma), Zebina (AS Roma), Ibrahimovic (Ajax Amsterdam), Cannavaro (Inter Mailand), Kapo (Auxerre), Blasi (Parma). -- Abgänge: Miccoli (Fiorentina), Di Vaio (Valencia), Chiumiento (Siena).

Inter Mailand (4./Mancini, neu). Zuzüge: Veron (Chelsea), Davids (FC Barcelona), Mihajlovic (Lazio Rom), Favalli (Lazio Rom), Ze Maria (Perugia), Cambiasso (Real Madrid), Choutos (Olympiakos Piräus), Burdisso (Boca Juniors). -- Abgänge: Kallon (Monaco), Okan (Besiktas Istanbul), Dalmat (Toulouse), Farinos (Mallorca), Adani (Brescia), Almeyda (Brescia).

Parma (5./Baldini, neu). Zuzüge: Maccarone (Middlesbrough), Bovo (Lecce), Djetou (Fulham). -- Abgänge: Blasi (Juventus Turin), Ferrari (AS Roma), Donadel (Sampdoria Genua).

Lazio Rom (6./Caso, neu). Zuzüge: Di Canio (Charlton Athletic), Dino Baggio (Ancona). -- Abgänge: Albertini (Atalanta Bergamo), Mihajlovic (Inter Mailand), Favalli (Inter Mailand), Fiore (Valencia), Corradi (Valencia), Claudio Lopez (Club America).

Udinese (7./Spalletti). Zuzüge: Di Michele (Reggina), Di Natale (Empoli), Rodriguez (Danubio Montevideo). -- Abgänge: Jörgenson (Fiorentina), Castroman (Velez Sarsfield), Jancker (Kaiserslautern), Mauri (Brescia).

Sampdoria Genua (8./Novellino). Zuzüge: Donadel (Parma). -- Abgänge: Yanagisawa (Messina), Donati (Messina).

Chievo Verona (9./Beretta, neu). -- Zuzüge: keine nennenswerten. -- Abgänge: Perrotta (AS Roma), Sala (Atalanta Bergamo).

Lecce (10./Zeman, neu). Zuzüge: Dalla Bona (Bologna), Bjelanovic (Genoa). -- Abgänge: Chevanton (Monaco), Bovo (Parma).

Brescia (11./De Biasi). Zuzüge: Zambrella (Servette), Adani (Brescia), Almeyda (Inter Mailand). -- Abgänge: Roberto Baggio (Rücktritt), Mauri (Udinese), Matuzalem (Schachtjor Donezk), Schopp (Siena).

Bologna (12./Mazzone). Zuzüge: Zagorakis (AEK Athen), Giunti (Besiktas Istanbul), Torrisi (Reggina). -- Abgänge: Signori (Iraklis Saloniki), Moretti (Valencia), Dalla Bona (Lecce), Nakata (Fiorentina), Manninger (Siena).

Siena (13./Simoni, neu). Zuzüge: Chiumiento (Juventus Turin), Manninger (Bologna), Schopp (Brescia). -- Abgänge: Roque Junior (Bayer Leverkusen), Ventola (Crystal Palace), Guigou (Fiorentina).

Reggina (14./Mazzari, neu). Zuzüge: Boriello (Milan). -- Abgänge: Torrisi (Bologna), Di Michele (Udinese).

Palermo (Aufsteiger/Guidolin). Zuzüge: Farias (Estudiantes), Gonzales (Racing Buenos Aires). -- Abgänge: keine nennenswerten.

Atalanta Bergamo (Aufsteiger/Mandorlini). Zuzüge: Albertini (Lazio Rom), Sala (Chievo Verona). -- Abgänge: Vugrinec (Catania).

Cagliari (Aufsteiger/Arrigoni, neu). Zuzüge: Katergiannakis (Olympiakos Piräus). -- Abgänge: keine nennenswerten.

Livorno (Aufsteiger/Colomba, neu). Zuzüge: Vidigal (Napoli), Lucarelli (Fiorentina). -- Abgänge: keine nennenswerten.

Messina (Aufsteiger/Mutti). Zuzüge: Yanagisawa (Sampdoria Genua), Donati (Sampdoria Genua), Elftheropoulos (Olympiakos Piräus). -- Abgänge: keine nennenswerten.

Fiorentina (Aufsteiger/Mondonico). Zuzüge: Miccoli (Juventus Turin), Maresca (Juventus Turin), Jörgensen (Udinese), Nakata (Bologna), Ujfalusi (Hamburger SV), Portillo (Real Madrid), Guigou (Siena), Lupatelli (AS Roma). -- Abgänge: Vryzas (Celta Vigo), Lucarelli (Livorno).

(von Stefan Wyss/Si)

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