OK. Die Wirtschaftsweisen wurden an dieser Stelle schon abgewatscht. Aber irgendwie kann man für diese noch ein Quäntchen Verständnis aufbringen, arbeiten sie doch mit Informationen, die bereits verfälscht sein können. Wer Ende 2007 darauf vertraute, dass die Bewertungen der Rating-Agenturen wenigstens so viel wert waren, wie das Papier auf dem sie geschrieben waren, musste fast zwangsläufig in den Hammer laufen. In diesem Sinne galt durchaus: Garbage in – Garbage out.

Doch es gibt noch eine andere Art von Prognostikern, die immer Ende des Jahres ihre grossen Klappen aufreissen, wohl wissend, dass sich in einem Jahr eh fast niemand mehr daran erinnern kann. Und diese Sorte der Weissager kann auch keine Ausreden bringen... bekommen sie ihre Informationen doch direkt aus dem Kosmos. Ja, es ist wieder mal von den Astrologen die Rede.

Nun steht es ausser Zweifel, dass die Eingetretene Wirtschaftskrise ein Ereignis von gigantischem, globalem Ausmass war und ist. Etwas, das auf der Richter-Skala für ökonomische Erdbeben eine glatte 9 erreichte, etwas, dass man in den Sternen hätte sehen müssen.

Fangen wir also mal an – und stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist, alte Prognosen von Astrologen zu finden. Kein Archiv, kein Ausweis der Erfolgsrate. Aber mitunter stösst man noch auf alte Zeitungen wie «Cash Daily» vom 28. Dezember 2007. Neben den Schweizer Managern, die 2008 positiv sehen, sagen laut dem Wirtschaftsastrologen Niklaus Rutkowsky die Sterne «ein Zwischenjahr» voraus. Der Astrologe erwartete «eine relativ solide Konjunktur ohne Übertreibungen» und dass sich der SMI «relativ stabil zeigen werde». Wenn das nicht mal voll in die Scheisse gegriffen war?

Im selben Artikel salbadert Claude Weiss von Astrodata davon, dass es Anfang März 2008 Spannungen gäbe, von Frühjahr bis Herbst harmonische Aspekte herrschten, bevor es im Herbst wieder zu Spannungen komme – 2008 werde aber ein relativ stabiles Zwischenjahr – und schon wieder voll daneben! Jedenfalls redet keiner von einer globalen Krise.

Auch Elisabeth Tessier, eine jener Astrologinnen, die seit Jahrzehnten schon diese nutzlose Pseudowissenschaft zu Markte trägt, meinte, dass es an den Börsen nur mitte März und Ende Juni kritisch werde, im Oktober aber ein guter Jupiter die Wirtschaft weiter ankurble. Ob ihre Sterne wohl in einem gespiegelten Universum daheim sind?

Der Deutsche Astrologe Winfried Noe, der für 2009 meint, dass die grosse Krise erst noch komme, meinte ende 2007 noch, dass der Deutsche Aktienindex DAX bis Ende des Jahres 4-5% ansteigen werde. Naja... in den reellen – 40% ist immerhin ja auch eine 4 drin. Das ist ja schon fast ein Erfolg, wenn man die Augen zusammen kneift und ganz woanders hin schaut.

Doch zum Abschluss noch zu der dank Konzessionsfranken bekanntesten Astrologin der Schweiz, Monika Kissling, die ihren Blödsinn ja auf DRS3 immer zum Besten geben darf (laut schriftlicher Stellungnahme von DRS übrigens rein als Unterhaltung! Habt ihr es alle gelesen? Sie ist genau gleich ernst zu nehmen wie Peach Weber! Nur NOCH weniger lustig!). Sie verbreitete in ihrem Sternenbericht vom Januar 2008 für das kommende Jahr vor allem Allgemeinplätzchen im Stil von «...Bescheidenheit und Enthaltsamkeit sind Trumpf! Tugenden, die wir in letzter Zeit vernachlässigt haben, gewinnen wieder an Bedeutung!» Auch von Managern, die Boni freiwillig zurück geben, wenn die Geschäfte nicht optimal laufen, ist die Rede. Doch nichts deutet darin auf eine ökonomische Katastrophe wie sie seit 70 Jahren nicht mehr passierte, hin. Von dem her ebenfalls: Rohrkrepierer.

Daraus kann man zweierlei Folgern: Entweder haben Planeten und Sterne von physikalischen Effekten abgesehen (die ja riesig sind – zum Beispiel der Jupiter, der mit seiner riesigen Schwerkraft Kometen und Asteroiden gerade zu aufsaugt und so für die inneren Planeten, also uns, eine Art Leibwächter ist) keinen Einfluss auf unser Handeln und unser Schicksal. Oder die Astrologen haben einfach keine Ahnung, was dieser Einfluss ist. Auf jeden Fall sind auch diese Seher ziemlich blind und stochern, wie alle anderen auch, hilflos im Nebel der Zeit.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)