ÖV individuell - jedem seine Kabine

publiziert: Freitag, 19. Aug 2011 / 10:37 Uhr
Franziska Aemisegger ist diplomierte Umweltingenieurin. Zurzeit schreibt sie ihre Doktorarbeit am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich.
Franziska Aemisegger ist diplomierte Umweltingenieurin. Zurzeit schreibt sie ihre Doktorarbeit am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich.

Verkehrspolitik ist Klimapolitik. Der Individualverkehr ist dabei das grösste Sorgenkind. Abgesehen von den klimaaktiven Gasemissionen sind private Benzin- und Dieselmotorfahrzeuge laut, gefährlich und nicht unbedingt die schnellsten und billigsten Verkehrsmittel. Warum sind sie trotzdem so beliebt? Wäre ein «öffentlicher Individualverkehr» ein denkbarer Ersatz?

Weiterführende Links zur Meldung:

Serpentine
Detaillierte Informationen zum Projekt
serpentine.ch

Oft wird die Diskussion über die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung auf der politischen Bühne zu ideologischen Zwecken missbraucht. Der Befürworter des Privatverkehrs ist ein Individualist und Umweltsünder, der Verteidiger des öffentlichen Verkehrs ein naiver grüner Fantast oder gar ein Kommunist. So werden die beiden traditionellen Verkehrstypen oft mit sektiererischem Eifer unreflektiert gegeneinander ausgespielt, obwohl sie doch eigentlich komplementär sein sollten und beide notwendig sind.

Das folgende Gedankenexperiment hilft auf eine neue und ganzheitliche Art und Weise beim Nachdenken über die realen gesellschaftlichen Mobilitätsbedürfnisse: Man stelle sich vor, es werde eine neue Stadt erbaut, die ein Transportsystem benötigt. Welche Lösungen würden die Ingenieure und Ökonomen mit dem heutigen Stand der Technik vorschlagen? Wie würde sich die Bevölkerung dazu äussern?

Ein öffentliches, individualisiertes Verkehrsmittel

Die Serpentine, die «Schlangenlinie», ein vollautomatisiertes Magnetschwebesystem ist ein Beispiel für eine solche Vision. Die Stadt Lausanne hat diese Idee vor ein paar Jahren in einem Pilotprojekt ausprobiert. Dafür hat sie am Quai d'Ouchy eine 300 Meter lange Teststrecke für dieses fast futuristische Fahrzeug aufgebaut.

Der Serpentine-Benutzer verkehrt in kleinen individuellen Kabinen und bestimmt seinen Zielort und Weg selber. Die Fahrzeuge werden zentral bewirtschaftet, wie beim Carsharing. Die Verfügbarkeit der Kabinen passt sich laufend der Nachfrage an. Die computergesteuerte Regelungszentrale, das Hirn der Serpentine, überwacht die einzelnen Fahrzeuge und schiebt nicht benutzte Kabinen an Orte, an denen sie benötigt werden.

Am Ort des Gebrauchs der Serpentinenkabinen entstehen keine Emissionen dank des elektrischen Antriebssystems. Die Fahrbahn überträgt die Antriebsenergie an Motoren in den Rädern. Der Energieverbrauch der Fahrzeuge ist laut Hersteller minimal, mehr als 10 Mal kleiner als bei einem herkömmlichen Motorfahrzeug.

Die Serpentine kombiniert die Vorteile des öffentlichen Verkehrs mit denen des heutigen Privatverkehrs. Sie soll die Lücke zwischen den durch den öffentlichen Verkehr gut bedienten Hauptverkehrsachsen und den individuellen Reisezielen schliessen.

Utopie?

Das Pilotprojekt in Lausanne wurde unterdessen beendet. Die an sich geniale Idee der Serpentine stösst in der Realität auf juristische, wirtschaftliche und raumplanerische Probleme. Obwohl ein solches System noch nicht kompatibel ist mit unserem Verkehrsalltag, zeigt es zumindest ein neuartiges Mobilitätsverständnis auf und stellt die richtige Frage: Ist «öffentlicher Individualverkehr» ein Widerspruch in sich oder eine Zukunftsvision und Kompromisslösung für die aktuellen Herausforderungen in der Verkehrspolitik?

Weitere Informationen zum Projekt >siehe weiterführende Links

(ETH-Doktorandin Franziska Aemisegger/ETH-Zukunftsblog)

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