Warum?
Öffentlich rechtlicher Dialekt-Terror
publiziert: Montag, 20. Apr 2015 / 17:56 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 21. Apr 2015 / 09:14 Uhr

Ob SRF «dri» oder «Fieschball»: Handelt es sich beim Dialekt-Terror auf den Staats-Sendern um falsch verstandenes Service-Public? Oder um ein Quiz? Geht es darum zu raten, was der oder die Moderatorin gesagt haben könnte?

Es ist ja mittlerweile unerträglich, was das SRF uns für einen Dialekt-Mix zumutet. Ob im Radio oder Fernsehen - auf einen Urner Moderator folgt eine Walliserin, dazwischen eine Bernerin oder ein Appenzeller - hauptsächlich unverständlich, urchig und mit möglichst vielen Originalausdrücken gespickt, die man im Idiotikon nachschlagen müsste. Keiner kann mehr sagen, ob es ein Versprecher war oder eine Eigenheit des Dialekts, das die oder der Moderator/in im Studio spricht, singt oder tanzt.

Rücksichtlos walzen sie ihre Dialekte in aller Breite aus und verwenden Wörter, die nur sie und ihre Sippen verstehen. Bei Moderator Marco Fritsche hab ich sogar manchmal das Gefühl, dass er Appenzeller Ausdrücke erfindet.

Nicht nur Schweizer mit Migrationshintergrund werden Schwierigkeiten haben, den Moderatoren mit ihren Ur-Dialekten zu folgen. Manchmal will man Mundspray nehmen, wenn der Dialekt so riecht, wie er tönt.

Als ich um die Jahrtausendwende von der St. Galler Altstadt nach Zürich zog, war das ein herber Kulturschock für mich. «Räd tüsch», maulte man mich an. Oder lachte mir unverhohlen ins Gesicht, dass mich hier keiner ernst nehmen könne, solange ich so spreche wie Anita Burri. Da nützt es auch nichts zu sagen, dass die Burri im Fall Thurgauerin ist und dieser Dialekt auch in den St. Galler Ohren herb tönt.

Für einen Zürcher macht es keinen Unterschied - für ihn ist die Ostschweiz alles das gleiche, genauso wie die Skilift-Kantone alles dasselbe in Weiss ist. Die Ignoranz der Zürcher wird von der Restschweiz oft mit Arroganz verwechselt. Dabei ist es einfach Desinteresse.

In einem Schmelztiegel wie Zürich kommen alle Dialekte zusammen. Man gibt sich Mühe, einander zu verstehen. Mit einer Berner Mitarbeiterin einigte ich mich sogar mal aufs Hochdeutsche, weil sie mich und ich sie nicht verstand. Nicht so beim SRF, wo das Publikum lieber auf Originalität als auf Verständlichkeit setzt.

Es gibt einen Grund, warum im ARD und ZDF Hochdeutsch gesprochen wird und nicht jeder Seppl schwatzen darf wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Was hat der Zuschauer oder Zuschauerin schon davon, wenn er/sie den Inhalt nicht mehr versteht? Dann kann er ja genauso gut holländisches oder dänisches Fernsehprogramm gucken.

Ich wünsche mir, dass das Schweizer Staatsfernsehen wieder auf exotische Inhalte als auf exotische Dialekte setzt.

(Jürg Zentner/news.ch)

Seltsam...
Ich bin im Norden der Schweiz aufgewachsen und verstehe trotzdem fast alles - wirklich extremes Walliserdeutsch habe ich im Staatssender jedenfalls noch nicht gehört. Und ja, der Mix trägt durchaus auch zur Bildung bei - oder sollten nur noch Zürcher und Aargauer Dialekt sprechen dürfen?! Nein, der Schweizer Dialekt in jeder Ausprägung ist unsere Alltagssprache, vom einfachen Arbeiter bis zur Generaldirektorin. Klar wird man nie jeden spezifischen Begriff kennen können, aber die Miteidgenossen weitestgehend verstehen zu können, gehört zur Allgemeinbildung. Man soll doch wissen, was "Anke" bedeutet oder "Üsserschwizer"...
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