Ich kaufe ein Auto, Teil 2
Ölspur der Unvernunft
publiziert: Montag, 23. Feb 2015 / 18:51 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 25. Feb 2015 / 19:06 Uhr
Schön: Saab 900 Turbo Aero.
Ein Auto zu kaufen kann doch nicht so schwierig sein, dachte ich zuerst. Was dann passierte, ist einfach unglaublich. Bei Nr. 8 musste ich weinen.
Genauso wie einschlägige Medien in ihren Intros leere Versprechen machen, tun dies auch Autos im Internet. Ich hab monatelang alle Marken, alle Modelle auf autoscout24.ch gecheckt, miteinander verglichen und war am Ende so schlau wie zuvor.
Dieses Mal wollte ich keine Fehler machen. Davon hatte ich genug. Meine Autobiografie ist eine Liste der puren Unvernunft: Vom Triumph Spitfire (Swiss-Finish) über einen Döschwo (mit Flammen auf der Seite) bis hin zum Jaguar XJS (Rot mit weissem Leder) zieht sich die Ölspur der schlechtesten Autos aller Zeiten.
Vielleicht sollte ich jetzt ein Auto nach meinen Bedürfnissen anschaffen. Was hab ich eigentlich für Bedürfnisse? Brauche ich vier Türen? Warum? Oder 4x4: Gehe ich genug in die Berge, um das Mehrgewicht vor dem jüngsten Klimagericht zu rechtfertigen? Wie viel Kofferraum brauche ich? Lohnt es sich, wegen einmal IKEA einen hässlichen Kombi zu kaufen?
Welche Marke? Auf keinen Fall so einen tristen Japaner. Ich weiss, eigentlich wären diese Toyota-Kia-Hyundai vernünftig und praktisch. Aber vernünftig und praktisch ist genau das Gegenteil von sexy und lässig. Und ein bisschen Freude darf ein Auto schon machen.
Qualität und Langlebigkeit gibt es auch bei anderen Autos. Zum Beispiel bei Saab. Leider gibt es die Marke nicht mehr, sonst wäre die Wahl klar. Die tollsten Autos, die ich je hatte waren meine beiden 900er Turbos, die so schön klangen, dass ich ihren Motorsound auf Kassette aufgenommen habe. Noch heute schaue ich jedem 900er Turbo hinterher und pfeife ihm nach.
Vielleicht ein Mercedes? Da ich weder Pensionär noch Taxifahrer bin und auch keinen erfolgreichen Kebab-Stand betreibe, passe ich nicht so ins Kundensegment der Stern-Marke.
Ein Audi kommt mir aus Prinzip nicht in die Garage. Das hat viele Gründe, aber hauptsächlich einen: Ich will kein Audi-Fahrer sein.
Oder ein BMW? Ein BMW 328 i? Prima Auto, schön anzusehen, aber am Ende so aufregend wie eine Mineralwasser-Degustation. Ausserdem empfand ich das Auto bei der Probefahrt als arrogant und schnippisch - auch der Verkäufer schien wenig Interesse zu haben mir das Auto zu verkaufen. Was nun?
Möglicherweise doch eine Occasion! Als Kind war ich grosser Opel-Fan und kleisterte mein Zimmer voll mit Bildern der Rallye-Erfolge von Walter Röhrl auf seinem Ascona 400. Was für eine tolle Maschine, ob es so einen zu kaufen gibt? Schon landete ich auf Schmuddel-Autoseiten. Oh, geil ein brauner Porsche 928? Der würde prima zu meinem 911er passen. Schon stellte ich mir vor, wie die beiden in der Garage miteinander rummachen. Der 928 wäre auch eine gute Wertanlage, die steigen im Preis. Oder hier: ein gepflegter 84er-Alfa Romeo GTV, 2,5, mhhh, 6 Zylinder, Transaxle. Und da: Ein roter Lancia Delta Integrale, das Traumauto meiner Jugend für nur 25'000 Franken, wrrumm!
Doch die Ernüchterung kommt bei der Probefahrt, wenn man feststellt, dass diese Autos technisch so veraltet sind wie Windows 94.
Es muss ja nicht gleich eine derart alte Karre sein, aber mit einem sechs bis sieben Jahre alten Gebrauchten kriegt man schon für kleines Budget grosses Auto-Kino. Zum Beispiel einen Porsche Cayenne Turbo, der Inbegriff des Arschloch-Autos. Nirgends bekommt man mehr PS für weniger Geld. Es ist wohl die letzte Chance, so einen Mocken fahren zu können bevor es nur noch Schrott-Angebote auf dem Markt gibt. Aber will ich wirklich die nächsten Jahre Hassblicke auf mich ziehen? Kann ich damit leben, dass mir alle die Vorfahrt nehmen oder ich stundenlang an einer stark befahrenen Kreuzung stehe, nur weil mich niemand durchlassen will? Mit einem solchen Auto wird man zum Ventil des Sozialneids.
Jetzt ist ebenfalls die letzte Chance sich einen Range Rover Sport der ersten Generation anzuschaffen. Er hat die Ästhetik eines Ziegelsteins und den Elan eines Nilpferds, aber drinnen hat es mehr Knöpfe als in der Kommando-Zentrale eines Kreuzfahrtschiffes. So viele Knöpfe; dieses Auto muss ich einfach haben! Auch wenn der Durchschnittsverbrauch bei 22 Liter Benzin liegt und der Einstieg dem Besteigen eines Pferdes gleicht - bei meiner Körpergrösse.
Fast hätte ich es geschafft und den Höhepunkt meiner unvernünftigen Autobiografie erreicht. Zum Glück hat sich die Stimme der Vernunft doch noch gemeldet: Meine Frau.
Dieses Mal wollte ich keine Fehler machen. Davon hatte ich genug. Meine Autobiografie ist eine Liste der puren Unvernunft: Vom Triumph Spitfire (Swiss-Finish) über einen Döschwo (mit Flammen auf der Seite) bis hin zum Jaguar XJS (Rot mit weissem Leder) zieht sich die Ölspur der schlechtesten Autos aller Zeiten.
Vielleicht sollte ich jetzt ein Auto nach meinen Bedürfnissen anschaffen. Was hab ich eigentlich für Bedürfnisse? Brauche ich vier Türen? Warum? Oder 4x4: Gehe ich genug in die Berge, um das Mehrgewicht vor dem jüngsten Klimagericht zu rechtfertigen? Wie viel Kofferraum brauche ich? Lohnt es sich, wegen einmal IKEA einen hässlichen Kombi zu kaufen?
Welche Marke? Auf keinen Fall so einen tristen Japaner. Ich weiss, eigentlich wären diese Toyota-Kia-Hyundai vernünftig und praktisch. Aber vernünftig und praktisch ist genau das Gegenteil von sexy und lässig. Und ein bisschen Freude darf ein Auto schon machen.
Qualität und Langlebigkeit gibt es auch bei anderen Autos. Zum Beispiel bei Saab. Leider gibt es die Marke nicht mehr, sonst wäre die Wahl klar. Die tollsten Autos, die ich je hatte waren meine beiden 900er Turbos, die so schön klangen, dass ich ihren Motorsound auf Kassette aufgenommen habe. Noch heute schaue ich jedem 900er Turbo hinterher und pfeife ihm nach.
Vielleicht ein Mercedes? Da ich weder Pensionär noch Taxifahrer bin und auch keinen erfolgreichen Kebab-Stand betreibe, passe ich nicht so ins Kundensegment der Stern-Marke.
Ein Audi kommt mir aus Prinzip nicht in die Garage. Das hat viele Gründe, aber hauptsächlich einen: Ich will kein Audi-Fahrer sein.
Oder ein BMW? Ein BMW 328 i? Prima Auto, schön anzusehen, aber am Ende so aufregend wie eine Mineralwasser-Degustation. Ausserdem empfand ich das Auto bei der Probefahrt als arrogant und schnippisch - auch der Verkäufer schien wenig Interesse zu haben mir das Auto zu verkaufen. Was nun?
Möglicherweise doch eine Occasion! Als Kind war ich grosser Opel-Fan und kleisterte mein Zimmer voll mit Bildern der Rallye-Erfolge von Walter Röhrl auf seinem Ascona 400. Was für eine tolle Maschine, ob es so einen zu kaufen gibt? Schon landete ich auf Schmuddel-Autoseiten. Oh, geil ein brauner Porsche 928? Der würde prima zu meinem 911er passen. Schon stellte ich mir vor, wie die beiden in der Garage miteinander rummachen. Der 928 wäre auch eine gute Wertanlage, die steigen im Preis. Oder hier: ein gepflegter 84er-Alfa Romeo GTV, 2,5, mhhh, 6 Zylinder, Transaxle. Und da: Ein roter Lancia Delta Integrale, das Traumauto meiner Jugend für nur 25'000 Franken, wrrumm!
Doch die Ernüchterung kommt bei der Probefahrt, wenn man feststellt, dass diese Autos technisch so veraltet sind wie Windows 94.
Es muss ja nicht gleich eine derart alte Karre sein, aber mit einem sechs bis sieben Jahre alten Gebrauchten kriegt man schon für kleines Budget grosses Auto-Kino. Zum Beispiel einen Porsche Cayenne Turbo, der Inbegriff des Arschloch-Autos. Nirgends bekommt man mehr PS für weniger Geld. Es ist wohl die letzte Chance, so einen Mocken fahren zu können bevor es nur noch Schrott-Angebote auf dem Markt gibt. Aber will ich wirklich die nächsten Jahre Hassblicke auf mich ziehen? Kann ich damit leben, dass mir alle die Vorfahrt nehmen oder ich stundenlang an einer stark befahrenen Kreuzung stehe, nur weil mich niemand durchlassen will? Mit einem solchen Auto wird man zum Ventil des Sozialneids.
Jetzt ist ebenfalls die letzte Chance sich einen Range Rover Sport der ersten Generation anzuschaffen. Er hat die Ästhetik eines Ziegelsteins und den Elan eines Nilpferds, aber drinnen hat es mehr Knöpfe als in der Kommando-Zentrale eines Kreuzfahrtschiffes. So viele Knöpfe; dieses Auto muss ich einfach haben! Auch wenn der Durchschnittsverbrauch bei 22 Liter Benzin liegt und der Einstieg dem Besteigen eines Pferdes gleicht - bei meiner Körpergrösse.
Fast hätte ich es geschafft und den Höhepunkt meiner unvernünftigen Autobiografie erreicht. Zum Glück hat sich die Stimme der Vernunft doch noch gemeldet: Meine Frau.
(Jürg Zentner/news.ch)
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