Jubiläum der Staatsgründung
Österreich hat beim Umgang mit NS-Opfern versagt
publiziert: Montag, 27. Apr 2015 / 16:07 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 28. Apr 2015 / 00:02 Uhr

Wien - Österreich bedauert seinen Umgang mit den Opfern der Nazi-Herrschaft. Die vor 70 Jahren gegründete Zweite Republik habe ihre Pflichten und ihre Verantwortung gegenüber den Verfolgten nicht ausreichend erfüllt.

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Dies erklärte der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer beim Staatsakt am Montag in Wien.

Das Land hätte den von den Nationalsozialisten vertriebenen und zur Emigration gezwungenen Menschen nach dem Krieg die österreichische Staatsbürgerschaft automatisch zurückgeben oder zumindest anbieten müssen. «Dass dies nicht geschehen ist, war ein grosses Unrecht, das vielen sehr wehgetan hat und erst sehr spät - und in vielen Fällen zu spät - erkannt wurde», sagte Fischer.

Zugleich warb er für einen differenzierten Blick auf das Verhalten der Menschen, als 1938 der gebürtige Österreicher Adolf Hitler in der Alpenrepublik einmarschierte.

Opfer - aber auch Täter

Viele Österreicher seien Gegner und auch Opfer des NS-Systems gewesen, «doch ein deprimierend grosser Teil waren Sympathisanten, Unterstützer und in etlichen Fällen auch rücksichtslose Täter», erklärte Fischer in der Hofburg vor Hunderten von Ehrengästen, darunter auch Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck. Bewusstes Wegschauen, Gedankenlosigkeit oder Opportunismus habe es dem Regime erleichtert, seine Ziele zu verfolgen und zu erreichen.

Am 27. April 1945, nur zwei Wochen nach der Befreiung Wiens durch die Rote Armee und während in vielen Teilen Österreichs noch gekämpft wurde, hatte eine neue Regierung unter Karl Renner den Anschluss an Nazi-Deutschland für «null und nichtig» erklärt. Der Tag war die Geburtsstunde der Zweiten Republik.

Jahrzehntelang sah sich Österreich in der Opferrolle und erst in den 1990er Jahren erkannte es eine Mitverantwortung für die Nazi-Verbrechen an.

Orientierung an universellen Werten

Gauck mahnte in seiner Festrede, Nationen müssten sich auch dunklen Kapiteln ihrer Geschichte kritisch stellen. «Wenn wir uns offen und unvoreingenommen der Vergangenheit nähern, kann Wissen an die Stelle des Schweigens treten.»

Es gelte, eigene Sichtweisen immer wieder zu überdenken. «Das beste Korrektiv gegenüber einem Denken, das sich primär am Nationalen orientiert, ist die Orientierung an universellen Werten, den Menschenrechten und der Menschenwürde.»

Gauck hob zugleich angesichts der Lage in der Ostukraine die Bedeutung einer gemeinsamen europäischen Aussenpolitik hervor. «Wenn keine Garantie mehr besteht, dass überall in Europa das Völkerrecht geachtet wird, dann haben die Mitglieder der Europäischen Union neu über die gemeinsame Sicherheit nachzudenken.»

In einigen Ländern Europas, auch innerhalb der Europäischen Union, seien Rechtsstaat und Pluralismus gefährdet, in anderen gäben das Anwachsen populistischer und nationalistischer Strömungen und Parteien Anlass zur Sorge.

 

(fest/sda)

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