Open Opera St.Gallen zeigt «Powder Her Face»

«Ich habe schon viel Zeitgenössisches gesungen, aber noch nie ständig so hoch», sagt Kimberly Brockman, die «Heldensoubrette».

Sie sprudelt in der ersten Szene Gelächter in höchsten Tönen, weil der Hotel-Elektriker (der lyrische Tenor Christof Breitenmoser) eine vulgäre Parodie eines Lieds über die Herzogin von Argyll zum Besten gibt.

Die Kabarett-Oper «Powder Her Face» spiegelt Szenen aus dem Leben von Margaret Whigham (1912-1993) wider, eine seit ihrem Debut in der Londoner Gesellschaft wie ein Star gefeierte Schönheit, die als Herzogin von Argyll die Boulevard-Presse und deren Publikum mit ihrem Lebenswandel und ihrer Skandal-Scheidung absolut begeisterte.

Rasendes Tempo

Die Rolle der Herzogin singt die kanadische Sopranistin Jennifer Chamandy. Sie sang diese Partie in der Saison 2003/04 am Tiroler Landestheater in Innsbruck. Ulrich Studer, Bass, gibt unter anderem den Herzog. Ausser der Hauptfigur schlüpfen alle Figuren in rasantem Tempo in verschiedene Rollen.

Mit 24 hat der heute 35-jährige englische Komponist Thomas Adès mit seiner ersten Oper «Powder Her Face» 1995 einen grossen Wurf gelandet. Adès zitiert darin unter anderem Alban Berg, Strawinsky, Richard Strauss und Astor Piazzolla.

«Es ist wie vor einer Himalaja-Expedition. Wir sind jetzt im Basislager», sagt der musikalische Leiter, Fritz Voegelin. «Diese Oper ist zum Wahnsinnig-Werden, sie ist multibödig; musikalisches Chaos steht neben scheinbar absichtlich oberflächlich komponierten eingängigen Melodien. Sie umzusetzen, ist eine riesige Herausforderung.»

(rr/sda)