Orkanstärke im Magdeburger Tempel

publiziert: Freitag, 23. Mrz 2007 / 00:00 Uhr / aktualisiert: Freitag, 23. Mrz 2007 / 00:23 Uhr

Die Ausgangslage vor dem EHF-Cup-Halbfinal der Grasshoppers in Magdeburg ist einfach zu umreissen: GC spielt, 42 Jahre nach der letzten Halbfinal-Teilnahme, gegen den deutschen Top-Verein aus der Liga des Weltmeisters in der Aussenseiterrolle.

Robbie Kostadinovich steht mit GC vor einer schweren Aufgabe.
Robbie Kostadinovich steht mit GC vor einer schweren Aufgabe.
Seit Monaten verwöhnt Robbie Kostadinovichs Equipe das Publikum in der SHL mit feinster Handball-Kost. GC führt das nationale Ranking ungefährdet an.

Interessiert hat sich für den Höhenflug in der grössten Schweizer Stadt aber kaum jemand. Ein paar Hundert Zuschauer bemühen sich jeweils in die Saalsporthalle.

Diametral anders sind die Verhältnisse in Sachsen-Anhalt. Der SC Magdeburg zieht regelmässig gegen 7000 Zuschauer an; über den Tabellenstand der «Gladiators» weiss die Mehrheit der Stadtbevölkerung ohne Nachhilfe Bescheid.

Andere Klasse

Dementsprechend operiert der populäre SCM in einer ganz anderen wirtschaftlichen Hubraumklasse als der Schweizer Meisterkandidat.

Zwischen acht und neun Millionen kostet die Mannschaft des deutsch-polnischen Coaches Bogdan Wenta.

Stars wie der bald 37-jährige Franzose Joël Abati (mit 148 Toren in 24 Spielen der Topskorer) oder der Handball-Punk Stefan Kretzschmar, Karol Bielecki, der kaum zu stoppende Wurfspezialist von WM-Finalist Polen, und Deutschlands Abwehrchef Oliver Roggisch sind ihr Geld indes wert.

«Es kann sehr unangenehm werden

In der vor zehn Jahren eröffneten, multifunktionalen Bördelandhalle vermögen die Ostdeutschen in der Regel einen Wirbelsturm von mittlerer Orkanstärke zu entfachen.

Der Zürcher Aufbauer Daniel Fellmann bekam von seinen in der Bundesliga beschäftigten Copains Liniger und Ursic jedenfalls zu hören, dass »es dort sehr unangenehm werden kann«.

In dieser Saison hat der erste deutsche Champions-League-Sieger (2002) nur eines von 16 Heimspielen verloren; im Europacup deklassierte der SC die Kontrahenten mit mindestens acht Toren Unterschied.

Klasse und Wucht

Die Zahlen lassen an sich keine Spekulationen zu. Am Sonntag haben die Zürcher mit einer geballten Ladung Klasse und Wucht zu rechnen.

Chancenlos, die zu erwartende Niederlage in einigermassen erträglichem Rahmen zu halten, sind die Hallen-Hoppers aber sicher nicht. Kostadinovichs Team strotzt vor Selbstvertrauen - national und international gleichermassen.

Auf europäischer Ebene entpuppte sich GC in eigener Halle als unschlagbar. Cankaya (Tür), Steaua Bukarest, Budapest und Paris bezogen in Zürich allesamt empfindlich hohe Niederlagen.

Zwei Linkshänder fraglich

Nicht zupass kommt GC derzeit einzig, dass mit Bronko Djordevic und Ntinos Chantziaras gleich zwei Linkshänder fraglich sind. Sollte das Duo ausfallen, würde Fellmann wieder rechts angreifen.

Der Luzerner hat sich seit dem überzeugenden Start zur EM-Kampagne im Januar einen Stammplatz gesichert. Seine Fortschritte sind unübersehbar, seit er auch das Sportstudium dem Handballsport unterordnet.

Über den Kampf habe er zum Selbstvertrauen gefunden, umschreibt Fellmann seine blendende Verfassung vor »dem Saison-Highlight«.

Weiterkommen »utopisch«

Zusammen mit Andy Schmid und Co. will Fellmann die Reklamezeit für den Schweizer Handball optimal nutzen. Damit entspricht der 23-jährige Aufsteiger exakt dem Wunsch von Präsident Noldi Schuler.

Der vife Unternehmer - zusammen mit Partnern wird der Zürcher im neuen Stadion von Kult-Klub St. Pauli das Catering übernehmen - weiss zwar, dass »ein Weiterkommen eigentlich utopisch ist. Aber für ein gutes Resultat im Hinspiel werden wir alles unternehmen.«

In einem bedeutenden Wettbewerb haben in der Europacup-Geschichte erst St. Otmar (1982 im Meistercup) und Amicitia Zürich (1987 im Cupsieger-Cup) den Final erreicht.

Strafanzeige gegen den Ex-Manager

Hinter den Kulissen des SC Magdeburg spielten sich in den vergangenen Tagen unschöne Szenen ab.

Gegen den inzwischen zurückgetretenen Manager Bernd-Uwe Hildebrandt und Verantwortliche der Handball GmbH ermittelt die Staatsanwaltschaft Magdeburg derzeit wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Einer anonymen Anzeige zufolge soll der SCM die Besucherzahlen bei Heimspielen nach unten frisiert haben. Die zusätzlichen Einnahmen sollen in schwarze Kassen geflossen sein.

Programm
EHF-Cup-Halbfinal Magdeburg - Grasshoppers. Hinspiel in Magdeburg: Sonntag, 14.10 Uhr (live MDR). -- Rückspiel in der Saalsporthalle, Zürich: Sonntag, 1. April, 15.30 Uhr.

(von Sven Schoch/Si)

 
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