Rad-WM in Lissabon: Strassenrennen der Profi
Oscar Freire sprintete zum WM-Titel - Beat Zberg Zehnter
publiziert: Sonntag, 14. Okt 2001 / 16:53 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 14. Okt 2001 / 18:35 Uhr
Lissabon - Der Spanier Oscar Freire wurde an der Strassen-WM der Profis in Lissabon nach 1999 zum zweitenmal Weltmeister. Freire schlug im Spurt Paolo Bettini (It) und Andrej Hauptmann (Sln). Der Schweizer Beat Zberg hielt bis in die Schlussphase glänzend mit. Er wurde als bester Schweizer Zehnter.
Im Vorfeld der Titelkämpfe war die WM-Strecke als extrem schwer bezeichnet worden. Die Erfahrung zeigte jedoch schon bei den Espoirs und den Junioren mit Stundenmitteln von über 40 km/h, dass der Eindruck täuschte. Die Profis bewältigten die 21 Runden mit einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit von 41,503 km/h, womit das drittschnellste WM-Rennen der Geschichte Tatsache wurde.
Dennoch reagierte bei den Athleten aller Nationen während langer Zeit die Vorsicht. Erst in der letzten Rennstunde wurde richtig auf die Offensive gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Schweizer ihrer Taktik gemäss ihre Fahrer bei den wenigen Fluchtversuchen mitgeschickt. 25 km vor Schluss noch mit fünf Vertretern im Hauptfeld, verfügte das Duo Beat Zberg und Niki Aebersold über die Reserven, in der Hauptgruppe unterzukommen.
"Im Spurt war ich zuletzt eingeklemmt. Ich hätte mir eine längere Steigung gewünscht, damit es zu einer richtigen Selektion kommt. Meine Form ist ausgezeichnet, und mit meiner Leistung bin ich zufrieden", hielt Zberg fest. Er war seinen Spurt alleine gefahren, wie das die Schweizer abgesprochen hatten. Niki Aebersold wurde 20. und wunderte sich, dass eine so grosse Gruppe das Ziel gemeinsam erreichte. Mauro Gianetti ärgerte sich, dass er im entscheidenen Moment wegen einer bescheidenen Lücke von 5 m den Anschluss an die Besten nicht hatte herstellen können.
Ullrich gut markiert
"Dreimal habe ich angetreten. Die Konkurrenten kamen sofort an mein Hinterrad, verhielten sich dann aber passiv. Damit muss ich leben." Mit diesen Worten zeigte der Top-Favorit des Titelkampfes sein Dilemma auf, zu dem sich erneut das bescheidene taktische Register des Tour-Siegers von 1997 und zweifachen Zeitfahren-Weltmeisters gesellt. Den Attacken Ullrichs fehlte jegliches Überraschungsmoment. Der Deutsche konnte aber auch kaum mehr auf die Unterstützung durch sein Team zählen, das im Final untergegangen war.
Lediglich Erik Zabel, der nach einer Woche Mallorca-Urlaub zur WM angereist war, vermochte zu seinem eigenen Erstaunen mit den Besten mitzuhalten. Hinter dem den Spurt lancierenden Erik Dekker (Ho) hatte der Berliner am Schluss die ideale Position. Doch nach der durch einen Defekt verursachten Aufholjagd nach 190 km fehlte Zabel am Schluss die Frische, um sich durchzusetzen. Der Sprinter: "Mir fehlte die Kraft."
Azzuri müssen weiter warten
Auf den letzten Kilometern am Stärksten vertreten waren die Italiener mit zehn und die Spanier mit vier Fahrern. Für die Iberer setzte es einen Freudentaumel ab, für die Azzurri eine weitere Enttäuschung. Sie warten seit 1992 auf den Gewinn des WM-Titels.
Das selbst sechs Häuptlinge keine Goldmedaille garantieren, zeigte sich auf der Schlussrunde. Giro-Sieger Gilberto Simoni hatte den erfolgsversprechendsten Angriff unternommen. Ausgerechnet sein Landsmann Paolo Lafranchi leitete in diesem Moment die Verfolgung ein.
Da gingen die Spanier subtiler vor. Sie unterliefen die Aussichten ihrer eigenen Athleten nicht und wurden mit dem Erfolg Oscar Freires belohnt, der ein Phänomen ist. Wegen Rückenschmerzen, die von einer Rückenoperation herrühren, kann der Spanier nicht mehr als etwa acht Tage hintereinander Rennen bestreiten. Nach einem ersten Versuch im späten Frühjahr stieg Freire erst im August richtig ins Renngeschehen ein und feierte immerhin vier Siege. Mit knapp 20 Renntagen in den Beinen Weltmeister zu werden, das hat bisher noch kaum ein anderer Fahrer vor ihm geschafft. Als der Spanier vor zwei Jahren in Verona (It) seinen ersten Titel gewonnen hatte, überraschte er die Gegner mit einem Antritt kurz vor dem Ziel. Diesmal wusste man um seine Endschnelligkeit.
Resultate
Lissabon (Por). Strassen-WM. Elite (254,1 km):
1. Oscar Freire (Sp) 6:07:21 (41,503 km/h). 2. Paolo Bettini (It). 3. Andrej Hauptmann (Sln). 4. Erik Dekker (Ho). 5. Erik Zabel (De). 6. Piotr Wadecki (Pol). 7. Giuliano Figueras (It). 8. Gennadi Michailow (Russ). 9. Tomas Konecny (Tsch). 10. Beat Zberg (Sz).
11. Michele Bartoli (It). 12. Paolo Lafranchi (It). 13. Jan Ullrich (De). 14. Faat Zakirow (Russ). 15. Arkadiusz Wojtas (Pol). 16. Zbigniew Piatek (Pol). 17. Dave Bruylandts (Be). 18. Niklas Axelsson (Sd). 19. Alexander Botscharow (Russ). 20. Niki Aebersold (Sz).
21. Denis Bondarenko (Russ). 22. Mario Aerts (Be). 23. Angel Vicioso (Sp). 24. Rui Miguel Sousa (Por). 25. Chann McRae (USA). 26. Cadel Evans (Au). 27. Tadej Valjavec (Sln). 28. Levy Leipheimer (USA). 29. Santiago Botero (Kol). 30. Andrej Tschmil (Be), alle gleiche Zeit.
Ferner: 31. Richard Virenque (Fr). 32. Davide Rebellin (It). 35. Johan Museeuw (Be). 38. Gilberto Simoni (It). 40. Francesco Casagrande (It). 42. Angel Casero (Sp), alle gleiche Zeit. 50. Mauro Gianetti (Sz) 0:42. 51. Alexandre Moos (Sz), gleiche Zeit. 66. Lukas Zumsteg (Sz) 10:42. 67. Daniel Schnider (Sz). 70. Pierre Bourquenoud (Sz), beide gleiche Zeit. 92. Martin Elmiger (Sz) 14:05. -- 94 klassiert. Aufgegeben u.a. Romans Vainsteins (Lett), Christian Heule, Felice Puttini, Marcel Strauss, Steve Zampieri (alle Sz)
Dennoch reagierte bei den Athleten aller Nationen während langer Zeit die Vorsicht. Erst in der letzten Rennstunde wurde richtig auf die Offensive gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Schweizer ihrer Taktik gemäss ihre Fahrer bei den wenigen Fluchtversuchen mitgeschickt. 25 km vor Schluss noch mit fünf Vertretern im Hauptfeld, verfügte das Duo Beat Zberg und Niki Aebersold über die Reserven, in der Hauptgruppe unterzukommen.
"Im Spurt war ich zuletzt eingeklemmt. Ich hätte mir eine längere Steigung gewünscht, damit es zu einer richtigen Selektion kommt. Meine Form ist ausgezeichnet, und mit meiner Leistung bin ich zufrieden", hielt Zberg fest. Er war seinen Spurt alleine gefahren, wie das die Schweizer abgesprochen hatten. Niki Aebersold wurde 20. und wunderte sich, dass eine so grosse Gruppe das Ziel gemeinsam erreichte. Mauro Gianetti ärgerte sich, dass er im entscheidenen Moment wegen einer bescheidenen Lücke von 5 m den Anschluss an die Besten nicht hatte herstellen können.
Ullrich gut markiert
"Dreimal habe ich angetreten. Die Konkurrenten kamen sofort an mein Hinterrad, verhielten sich dann aber passiv. Damit muss ich leben." Mit diesen Worten zeigte der Top-Favorit des Titelkampfes sein Dilemma auf, zu dem sich erneut das bescheidene taktische Register des Tour-Siegers von 1997 und zweifachen Zeitfahren-Weltmeisters gesellt. Den Attacken Ullrichs fehlte jegliches Überraschungsmoment. Der Deutsche konnte aber auch kaum mehr auf die Unterstützung durch sein Team zählen, das im Final untergegangen war.
Lediglich Erik Zabel, der nach einer Woche Mallorca-Urlaub zur WM angereist war, vermochte zu seinem eigenen Erstaunen mit den Besten mitzuhalten. Hinter dem den Spurt lancierenden Erik Dekker (Ho) hatte der Berliner am Schluss die ideale Position. Doch nach der durch einen Defekt verursachten Aufholjagd nach 190 km fehlte Zabel am Schluss die Frische, um sich durchzusetzen. Der Sprinter: "Mir fehlte die Kraft."
Azzuri müssen weiter warten
Auf den letzten Kilometern am Stärksten vertreten waren die Italiener mit zehn und die Spanier mit vier Fahrern. Für die Iberer setzte es einen Freudentaumel ab, für die Azzurri eine weitere Enttäuschung. Sie warten seit 1992 auf den Gewinn des WM-Titels.
Das selbst sechs Häuptlinge keine Goldmedaille garantieren, zeigte sich auf der Schlussrunde. Giro-Sieger Gilberto Simoni hatte den erfolgsversprechendsten Angriff unternommen. Ausgerechnet sein Landsmann Paolo Lafranchi leitete in diesem Moment die Verfolgung ein.
Da gingen die Spanier subtiler vor. Sie unterliefen die Aussichten ihrer eigenen Athleten nicht und wurden mit dem Erfolg Oscar Freires belohnt, der ein Phänomen ist. Wegen Rückenschmerzen, die von einer Rückenoperation herrühren, kann der Spanier nicht mehr als etwa acht Tage hintereinander Rennen bestreiten. Nach einem ersten Versuch im späten Frühjahr stieg Freire erst im August richtig ins Renngeschehen ein und feierte immerhin vier Siege. Mit knapp 20 Renntagen in den Beinen Weltmeister zu werden, das hat bisher noch kaum ein anderer Fahrer vor ihm geschafft. Als der Spanier vor zwei Jahren in Verona (It) seinen ersten Titel gewonnen hatte, überraschte er die Gegner mit einem Antritt kurz vor dem Ziel. Diesmal wusste man um seine Endschnelligkeit.
Resultate
Lissabon (Por). Strassen-WM. Elite (254,1 km):
1. Oscar Freire (Sp) 6:07:21 (41,503 km/h). 2. Paolo Bettini (It). 3. Andrej Hauptmann (Sln). 4. Erik Dekker (Ho). 5. Erik Zabel (De). 6. Piotr Wadecki (Pol). 7. Giuliano Figueras (It). 8. Gennadi Michailow (Russ). 9. Tomas Konecny (Tsch). 10. Beat Zberg (Sz).
11. Michele Bartoli (It). 12. Paolo Lafranchi (It). 13. Jan Ullrich (De). 14. Faat Zakirow (Russ). 15. Arkadiusz Wojtas (Pol). 16. Zbigniew Piatek (Pol). 17. Dave Bruylandts (Be). 18. Niklas Axelsson (Sd). 19. Alexander Botscharow (Russ). 20. Niki Aebersold (Sz).
21. Denis Bondarenko (Russ). 22. Mario Aerts (Be). 23. Angel Vicioso (Sp). 24. Rui Miguel Sousa (Por). 25. Chann McRae (USA). 26. Cadel Evans (Au). 27. Tadej Valjavec (Sln). 28. Levy Leipheimer (USA). 29. Santiago Botero (Kol). 30. Andrej Tschmil (Be), alle gleiche Zeit.
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(sda)
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