Ostern: Wenn der Rambo-Bischof auf der Kanzel geifert

publiziert: Montag, 13. Apr 2009 / 10:35 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 14. Apr 2009 / 08:46 Uhr

1 Meldung im Zusammenhang
Wenn der berüchtigte, ultra-konservative deutsche Bischof Mixa spricht, dann weiss man Bescheid: An seiner Osterpredigt folgerte er haarscharf, dass die Grauen des Dritten Reiches und des Gulags nur möglich waren, weil damals die 'Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus' herrschte. Und wenn heutzutage schlimme Dinge passierten, dann immer wegen gottloser Verhaltensweisen. Ob es nun Prostitution oder wirtschaftliche Ausbeutung oder der Tod durch Verhungern ist, wenn die Menschen zu leiden haben, sind immer die Atheisten schuld!

Mixas Quatschpredigt zeichnete sich dabei genau durch jene Finten aus, welche auch von Rednern der Nazis und Kommunisten gerne benutzt werden: Unbequeme Wahrheiten werden verschwiegen, Dinge die gelegen kommen, überbewertet und Tatsachen weggelassen oder gar verdreht, wo es einem von Nutzen ist.

So erwähnte er mit keinem Wort, dass jene Christen, die Widerstand leisteten, dies mitnichten mit der Rückendeckung der Amtskirchen machten – diese zeichneten sich meist durch stillschweigendes Billigen oder Gleichgültigkeit den Nazis gegenüber aus.

Beim damaligen Bürgerkrieg in Spanien und der Franco-Diktatur war kein Protest des Vatikans zu vernehmen. Im Gegenteil: Faschismus und Katholizismus gingen da eine innige Partnerschaft ein, waren doch viele Grundwerte der Nazis, Faschisten und des Vatikans verblüffend Deckungsgleich – auch wurde nicht die katholische Kirche verfolgt, sondern Juden und im Speziellen auch bekennende Atheisten, die weder in der NSDAP noch der SS erwünscht waren.

Wer die damals noch praktizierte und tief verwurzelte Ideologie des Katholizismus anschaut, fände fast alles, was auch die Augen der Nazis zum Leuchten brachte: Antisemitismus, Hass auf Demokratie, Schwulenhass, Verachtung der Menschenrechte und ein Rassismus, der auf Jahrhunderte religiösen Dünkels zurückblicken konnte. Daran ändert auch die sehr dezent vorgetragene Kritik durch den Vatikan an den Nazis nicht viel – predigten gegen die Euthanasie, wie die des Bischofs Clemens August Graf von Galen, sind eine der löblichen Ausnahmen – was von dessen sonstigen Einstellungen zu Themen wie Nationalismus, Kriegsverbrechern und demokratischen Volksrechten - nicht behauptet werden kann.

Weder Sklaverei, Todesstrafe, Folter, die Unterdrückung der Frau, Feudalherrscher und deren Kampf gegen die Einführung der Demokratie wurde von den Kirchen opponiert. Im Gegenteil: Hierarchien und die Unterdrückung der Massen, die auf ein Leben nach dem Tod vertröstet wurden, waren so kirchlich wie Weihrauch und Kruzifix.

Auch erwähnt Mixa mit keinem Wort, dass die meisten Monster des Nazismus und Kommunismus keinen humanistisch-atheistischen Hintergrund hatten sondern – wie zum Beispiel Joseph Stalin oder Heinrich Himmler – aus einem christlich-konservativen Milieu stammten und in den von ihnen gewählten Ideologien Ersatzreligionen fanden, die – genau wie schon das Christentum – mit dem schwarz-weissen Dualismus von Gut und Böse und dem Versprechen auf ein Paradies (nun allerdings auf Erden) operierten.

Natürlich: Die Kirche hat niemals solche Massenmorde veranlasst wie dies Nazis und Kommunisten taten. Aber nicht, weil sie dies nicht hätte tun wollen, als sie noch die Macht dazu hatte. Es standen vor allem die industriellen und organisatorischen Mittel für kontinentale Massenmorde noch nicht zur Verfügung.

Mixa zitierte Dostojewski: «Ohne Gott ist alles erlaubt», als ob Religiosität Gräueltaten verhinderte. Die unter dem Zeichen und mit dem Segen des Kreuzes geführten Eroberungszüge und Kriege, lassen einen eher zur Folgerung kommen, dass erst DURCH Gott alles erlaubt sei.

Dass Gegeifere dieses Rambo-Bischofs von seiner Kanzel gegen die humanistischen Atheisten ist ungeheuerlich und beleidigend. Doch scheinbar sind diese Menschen, die vor allem für die Menschenrechte und -würde für alle kämpfen, für den Bischof bedrohlicher als muslimische Fundamentalisten. Aber vermutlich beneidet er diese einfach, denn die dürfen in ihren Ländern jene, die dem Glauben den Rücken kehren, noch töten oder zumindest ins Gefängnis werfen. Das wäre etwas, das Mixa vermutlich richtig begeistern würde.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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Genau
Roland ich kann dir nur beipflichten. Schön dass trotz genereller Kritik am Christentum, jemand denn Mut findet öffentlich mal "die Sache" klarzustellen. Unter Namens-Christen versteht man Leute die behaupten Christen zu sein aber durch ihr Reden und Handeln sich selbst der Lüge überführen. Jesus sagte: "Verkündet das Evangelium". NICHT: "Mordet, foltert und zwingt die Leute zu glauben". Verkünden heisst "bloss" weitersagen und durch ein gerechtes Leben ein gutes Beispiel sein, nichts mehr und nichts weniger. Was jeder Einzelne damit anfängt bleibt ihm allein überlassen. Das heisst jetzt nicht dass Christen sich für was Besseres halten oder Alleswisser sind.
Mit freundlichen Grüssen P.B.
Christen & Namens-Christen
Als bibelgläubiger Christ möchte ich gerechterweise zu dieser Kolumne erwähnen, dass die "römisch-katholische Kirche" zwar in der Geschichte für ungläubige nichtreligiöse Menschen offensichtlich die Essenz des Christentums darstellte, und immer noch darstellt - aber wie die Reformation mit all seinen Gräueltaten seitens der grausamen Inquisitoren der "päpstlichen Kirche" gegen die wahren Gläubigen [die nicht an menschlichen Geboten, sondern ausschliesslich an Gottes Geboten festhalten und die deshalb im Gegensatz zur römischen Kirche nicht mit List, Betrug und Gewalt missionieren - ist doch das "Reich Gottes" NICHT von dieser Welt: es ist ein "Geistliches Reich" und ist NICHT sichtbar für Ungläubige und Namens-Christen] zeigt, muss ja ein grosser Unterschied da sein und das sollte auch ungläubigen Menschen zu denken geben; wenn nicht, dann verachten solche Menschen die Geschichte oder verdrängen bewusst diese Tatsache. Die sogenannten "Kreuzzüge" geschahen zwar "im Namen des katholischen Kreuzes"; aber sicher NICHT im Namen des Allmächtigen Gottes, der im "Neuen Bund" mit den Menschen NIE gesagt hat, man solle Gewalt anwenden; im Gegenteil: Er war der Sanftmütigste von uns allen - Übrigens wird die falsche Kirche in Offenbarung Kapitel 17 & 18 für Ihre Gräueltaten gerichtet werden (das schlimmste Gericht von allen Gerichten überhaupt!), weil sie verantwortlich ist für all die Gräueltaten an den wahren Gläubigen. Darum heisst es in der Bibel auch: "Geht aus Ihr hinaus!" - Der Ruf an alle Katholiken, die wirklich an Christus glauben, aber durch diese falsche Kirche verblendet wurden. - Denkt bitte mal darüber nach... Shalom.
Aber gerade als 'Medienschaffender' ...
... sollten Sie, lieber koiros13 aus Gilching wissen, dass es NUR einen GOTT geben kann. WIR alle haben nämlich den gleichen Gott - nur kennen ihn andere unter einem anderen Namen ...

Als bekennender Katholik sollten Sie nicht nur "die Toleranz haben, dass Andersgläubige sich einem anderen Gott ..... zuwenden.", sondern auch wirklich Tolerant sein, wenn sie, diese "Andersgläubigen" die Gottesgeschichte UNGLEICH sehen wie Sie, als "bekennender Katholik", nicht wahr!?

Wenn Sie meinen, dass alles "zum Scheitern verurteilt war" oder ist, was "die Menschen nur auf sich abgestellt angingen", angehen, dann ist Ihr Denkansatz, so meine ich, bereits zum Scheitern verurteilt, weil Ihr Denken keinerlei Toleranz (Spielraum!) offen lässt!

Dann das Letzte: Wenn Sie, als Medienschaffender glauben, dass die Bezeichnung "Medienschaffender" eine glaubwürdige Kompetenz erzeugt, dann ist dieser Glauben daran schon zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt - wenn SIE verstehen, was ich meine!
Ich wünsche ein gute Nacht nach Gilching!
Bitte genau hinhören/-schauen ...
... Herr Patrik Etschmayer, wenn man Kritik übt.
Sie verwechseln (Amts-)kirche und Gottlosigkeit, um Ihre irrigen Thesen zu stützen.
Über die Jahrhunderte war und ist festzustellen, das Alles, was nicht von Gott kam, sich selbst zerstörte.
Als bekennender Katholik habe ich die Toleranz, dass Andersgläubige sich einem anderen Gott, einem höheres Wesen zuwenden.
Zum Scheitern verurteilt war und ist jedoch Alles, was die Menschen nur auf sich abgestellt angingen, auch wenn es den Medien noch so schwer fällt und dies sage ich als Medienschaffender.
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