Papst-Prediger greift zu Judenhass-Vergleich

publiziert: Samstag, 3. Apr 2010 / 08:01 Uhr / aktualisiert: Samstag, 3. Apr 2010 / 15:48 Uhr

Jerusalem/Rom - Der Vatikan hat sich von einem Antisemitismus-Vergleich im Zusammenhang mit den Angriffen auf Papst und Kirche wegen des Missbrauchskandals distanziert.

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Kritik hatte zuvor der persönliche Prediger des Papstes, Raniero Cantalamessa, ausgelöst, der am Karfreitag im Beisein von Benedikt XVI. aus dem Brief eines jüdischen Freundes zitiert hatte: «Die Stereotypen und das Verschieben persönlicher Verantwortung und Schuld hin zu einer kollektiven Schuld erinnert mich an beschämendste Aspekte des Antisemitismus», hatte Cantalamessa aus dem Brief vorgelesen.

«Ich dementiere auf Schärfste, dass dies ein vom Vatikan angeregter Vergleich zwischen dem Antisemitismus und der derzeitigen Situation in Sachen Pädophilie sei», sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi nach italienischen Medienberichten.

Was der Priester zitiert hatte, habe allein ein Zeugnis der Solidarität durch einen Juden sein sollen, erklärte Lombardi der «New York Times». Es habe absolut kein Angriff auf die jüdische Welt sein sollen und sei auch «kein passender Vergleich».

«Ungläubig» aufgenommen

Die «New York Times» hatte auch Roms Chefrabbiner Riccardo di Segni zu Wort kommen lassen, der diesen Vergleich «ungläubig» aufgenommen habe. «Da hat es im Petersdom eine unangebrachte Verknüpfung gegeben», kritisierte der Chefrabbiner in der Turiner Tageszeitung «La Stampa».

Er nannte die Zitate praktisch eine Stillosigkeit am Karfreitag, dem «unseligsten Tag in der Geschichte zwischen Christen und Juden».

Cantalamessa hatte in einer Karfreitagszeremonie gesagt, die Juden seien in ihrer Geschichte Opfer «kollektiver Gewalt» gewesen; er zitierte dann den nicht namentlich genannten jüdischen Freund: Mit Abscheu verfolge er die aggressiven Angriffe auf den Papst und auf die Kirche, heisst es darin.

«Schande über Pater Cantalamessa», sagte Elan Steinberg von der Vereinigung amerikanischer Holocaust-Überlebender und ihrer Nachkommen. Der Vatikan habe das Recht, sich zu verteidigen, doch der Vergleich sei beleidigend und nicht nachvollziehbar.

Vorwürfe der Missbrauchsopfer

In der frühabendlichen Zeremonie zog Benedikt in einer alten und als ungewöhnlich beschriebenen Geste der Busse die Schuhe aus, ging zum Kruzifix und küsste Jesus die Füsse.

Am Abend betete der Papst im Schein von Fakeln im Kolosseum mit Tausenden von Gläubigen den Kreuzweg.

Benedikt steht in der Kritik, weil er sich bislang nur zu den Fällen in Irland offiziell geäussert hat. Zudem werfen ihm Missbrauchsopfer aus den USA vor, Ende der 1990er Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation nichts gegen einen pädophilen Priester unternommen zu haben.

(ht/sda)

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