Antisemitismus

Paris, Berlin und Kopenhagen rufen Juden zum Bleiben auf

publiziert: Montag, 16. Feb 2015 / 16:13 Uhr / aktualisiert: Montag, 16. Feb 2015 / 20:31 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel: «Wir möchten gerne mit den Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben».
Bundeskanzlerin Angela Merkel: «Wir möchten gerne mit den Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben».

Berlin - Nach den Anschlägen in Paris und Kopenhagen haben die Regierungen Dänemarks, Deutschlands und Frankreichs den Schutz von Juden in ihrem Land bekräftigt. Die dänische Ministerpräsidentin rief Jüdinnen und Juden eindringlich auf, ihre dänische Heimat nicht zu verlassen.

7 Meldungen im Zusammenhang
«Wir wären nicht mehr dieselben ohne jüdische Gemeinde», sagte Helle Thorning-Schmidt am Montag. Seit Jahrhunderten gebe es die jüdische Gemeinde im Land, sie «gehört nach Dänemark, sie ist Teil der dänischen Gemeinde».

Ein 22-Jähriger hatte am Wochenende bei Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge zwei Menschen erschossen und fünf Polizisten verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Unter den Todesopfern ist ein 37-jähriger jüdischer Wächter der Synagoge. Als Reaktion hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Europas Juden am Sonntag erneut aufgerufen, nach Israel auszuwandern.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte am Montag in Berlin, die Bundesregierung, die Landesregierungen und alle Verantwortlichen in Deutschland würden alles dafür tun, dass die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und der Bürgerinnern und Bürger jüdischer Herkunft gewährleistet werde. «Wir möchten gerne mit den Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben», sagte die Kanzlerin.

Umfassender Schutz verlangt

Nach den Anschlägen in Kopenhagen fürchten die Juden in Deutschland um ihre Sicherheit. Der Zentralrat der Juden rief die Behörden zu Wachsamkeit auf und verlangte, den Schutz jüdischer Einrichtungen zu überprüfen.

Der Präsident des Zentralrats der deutschen Juden, Josef Schuster, sagte zu seiner Forderung nach einem umfassenden Schutz jüdischer Einrichtungen: «Unter dieser Voraussetzung ist jüdisches Leben auch in Deutschland weiterhin möglich.»

Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) schreiben von einem massiven Anstieg antisemitisch motivierter Gewalttaten und Drohungen in Europa. Sie gingen davon aus, dass die Behörden die notwendigen Massnahmen treffen würden, um die Sicherheit der Jüdinnen und Juden in der Schweiz zu garantieren.

Appell in Frankreich

Auch Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls appellierte an die Jüdinnen und Juden, in Frankreich zu bleiben. «Frankreich ist genauso verletzt wie Ihr es seid, und Frankreich wünscht nicht, dass Ihr das Land verlasst.» Frankreichs Präsident François Hollande sagte am gleichen Tag, die Juden hätten «ihren Platz in Europa und besonders in Frankreich».

Netanjahu hatte bereits nach den jüngsten Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen in Frankreich zur Auswanderung nach Israel ermuntert. Nach den tödlichen Attacken in Kopenhagen erneuerte er diesen Appell.

Mehr Übergriffe - mehr Auswanderung?

In den vergangenen Jahren nahmen vor allem in Frankreich judenfeindliche Angriffe deutlich zu; im Jahr 2014 wurden doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert. In Frankreich lebt die grösste jüdische Gemeinde Europas, rund 600'000 Menschen.

Auch beim Gaza-Krieg im Sommer mischten sich Antisemiten unter die Demonstranten, die gegen das Vorgehen Israels im Gazastreifen protestierten.

Die Zahl jüdischer Einwanderer nach Israel erreichte 2014 ein Zehnjahreshoch. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr rund 26'500 Juden nach Israel, wie die Einwanderungsorganisation Jewish Agency am Montag bestätigte. Im Jahr zuvor seien es rund 20'000 gewesen.

2014 betrug die Zahl der nach Israel emigrierten französischen Staatsbürger rund 7000 im Vergleich zu rund 3400 Personen im Jahr davor. Aus der Ukraine wanderten 5840 Menschen aus (2013: 2020), aus Russland waren es 4830 (4640) und aus den USA 3870 (3200).

(fest/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Die Juden-Hetze der Nazis ... mehr lesen
Deutsche, die in den 1920er und 1930er Jahren geboren wurden, sind auch heute noch viel stärker antisemitisch als ältere oder jüngere.
«Wir Deutschen haben hier schon eine besondere Verantwortung, aufmerksam, sensibel und auch kundig mit dem umzugehen, was wir in der Zeit des Nationalsozialismus angerichtet haben.»
Berlin - Deutschland hat am Wochenende des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren gedacht. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte an einer Gedenkfeier zur Befreiung des KZ ... mehr lesen
Kopenhagen - Im Gefängnis machte der Kopenhagener Attentäter keinen Hehl ... mehr lesen
Der dänische Geheimdienst PET in Søborg.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande.
Paris - Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande haben freien Zugang der OSZE-Beobachter zum Kriegsgebiet in der Ostukraine ... mehr lesen
Kopenhagen - Nach den Anschlägen von Kopenhagen hat die dänische ... mehr lesen
Die Polizei nannte den Namen des Attentäters nicht.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Paris - Die Zahl antisemitischer Attacken in Frankreich hat sich im vergangenen Jahr sprunghaft erhöht: Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Zahl der Angriffe und Beleidigungen 2014 verdoppelt, gab der jüdische Dachverband Crif am Dienstag in Paris bekannt. mehr lesen  1
500.000...
Juden in F kann der Staat nicht schützen. Charlie Hebdo wurde auch von Polizisten und Leibwächtern beschützt. Die Juden werden Frankreich und eigentlich ganz Europa bald verlassen müssen. Oder glaubt jemand, dass ein Staat für den Schutz der Juden Millionen Polizisten, Leibwächter, Personenschützer abstellen wird/kann?
Es sagte mal jemand: wenn die Juden weg sind, dann wisst ihr, dass ihr ein Problem habt.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche Überwachung der Erdoberfläche, insbesondere für militärische Zwecke.
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche ...
Nach Berichten aus den USA plant SpaceX den Bau eines neuen Satellitennetzwerks für einen US-Geheimdienst. Dieses Netzwerk namens «Starshield» soll die gesamte Erdoberfläche überwachen. mehr lesen 
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test des US-Militärs mit KI-gesteuerten Drohnen sollen ... mehr lesen
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Die ETH Zürich und das Technologiezentrum des VBS - armasuisse Wissenschaft und Technologie - lancieren ein gemeinsames Programm für Sicherheitsrobotik. Während fünf Jahren investiert das Bundesamt für Rüstung armasuisse dabei zweieinhalb Millionen Franken in ausgewählte Forschungsprojekte. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten