Patriotische Staatenkiller

publiziert: Freitag, 29. Jul 2011 / 11:27 Uhr / aktualisiert: Freitag, 29. Jul 2011 / 12:24 Uhr
John Boehner: Patriot, der die USA in den Abgrund treibt.
John Boehner: Patriot, der die USA in den Abgrund treibt.

Es sind nun noch etwas mehr als drei Tage, bis die Vereinigten Staaten womöglich zahlungsunfähig sein werden. Getrieben von Lobbyisten und der Tea-Party, welche glaubt, mit Milchmädchen-Rechnungen einen Staat in die Zukunft führen zu können, drohen die USA in ein schwarzes politisches Loch zu schlittern.

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Dabei ist es irgendwie typisch, dass gegenwärtig in den Medien nur von den «besorgten» Finanzmärkten und Banken die Rede ist. Doch wer auch jetzt noch in der Lage ist hinter den Bilanzen, Excel-Tabellen und Zinsrechnungen die wirkliche Welt zu sehen, wird erkennen müssen, dass hier noch viel mehr als nur die Finanzmärkte tangiert wird.

Nun mag man von der US-Politik an diversen Orten auf der Welt halten, was man will, aber sie sorgt zumindest für eine gewisse Sicherheit und Stabilität in vielen krisenträchtigen Regionen. Dass an anderen Orten von den USA erst Krisen geschaffen wurden, darf natürlich nicht ignoriert werden, doch gegenwärtig ist die US-Regierung vor allem damit beschäftigt, sich, ohne allzu grosse Desaster zu hinterlassen, aus diesen Gebieten wieder zurückzuziehen.

Als - vor 16 Jahren - die USA schon einmal für wenige Tage zahlungsunfähig waren, als unter Bill Clinton in einem Kampf mit dem Republikaner-Führer Newt Gingrich für fünf Tage kein neues Geld aufgenommen werden konnte, kam das Pentagon zu einem kreischenden Halt. Ersatzmaterial konnte nicht mehr bestellt werden, Reserven wurden aufgebraucht, Aufsichtspersonal (welche Kontraktoren überwachten) wurden nach Hause geschickt. Doch damals waren die USA in keine bewaffneten Auseinandersetzungen verwickelt, die sich mit jenen von heute vergleichen lassen.

Zudem ist die geopolitische Lage heute um einiges energiegeladener. Nordkorea befindet sich in der Phase eines Führungswechsels, der Iran will seine Regionalmacht ausbauen und sucht dafür Gelegenheiten, der gesundheitlich angeschlagene Präsident Venezuelas könnte mal wieder einen Prestigeerfolg brauchen, Nordafrika und Arabien sind entweder im Aufruhr oder im Umbruch und China drängt aggressiv in die pazifische Region und beansprucht Gebiete der Philippinen und Vietnams.

Die USA sind momentan als grösste Militärmacht an vielen Orten immer noch ein Moderator, eine Kraft, die in der Lage ist, nur durch Präsenz gewalttätige Ausbrüche zu verhindern und in zivilere Bahnen zu lenken. Egal was wir von der USA denken: eine auch nur zwei- oder dreiwöchige Zahlungsunfähigkeit würde der militärischen Stabilität der Welt einen enormen Schlag versetzten. Allen Akteuren wäre klar, dass diese Gelegenheit so bald nicht mehr käme; vollendete Tatsachen wären das, wonach sie streben würden, mit möglicherweise dramatischen Konsequenzen.

Den USA selbst würde durch ihre Tea-Party-Patrioten ein Schlag versetzt, zu dem derzeit weder Terroristen noch andere Nationen in der Lage wären. Das US-Militär würde geschwächt werden, der Nachschub schon nach kurzer Zeit versiegen, Flottenverbände müssten sich in Häfen zurück ziehen, da kein Geld für Treibstoff und Löhne vorhanden wäre. Doch die amerikanische Militärmacht würde nicht nur konkret leiden sondern auch Glaubwürdigkeit verlieren, die sich nur schwer wieder herstellen liesse. Wer jemals als Papiertiger erkannt wurde, hat danach ernsthafte Probleme, wieder glaubhaft zu werden. So würde auch das diplomatische Gewicht der USA ernsthaft unter dem Zahlungsaufall leiden. Es wäre ein Tiefschlag gegen die ohnehin mit vielen Problemen kämpfende Supermacht, die realpolitisch enorm leiden würde.

Das Absurdeste ist dabei, dass dieser Schlag von jenen geführt wird, die von einem starken Amerika träumen und die Staaten nun mit Vorsatz in den Abgrund zu schieben versuchen, indem sie jeden Kompromiss der Regierungspartei torpedieren. Doch es wäre nicht das erste mal in der Geschichte, dass die grössten Patrioten, die Nation, für die sie zu kämpfen vorgeben, ruinieren weil ihre Ideologie sie die Realität vergessen lässt.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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Tea Time?
Radikal und ungewohnt. Ja.

Das Problem ist das Radikale daran. Ca. 87 Abgeordnete der Reps, die "Radikalen Konservativen" blockieren jegliche Art des Regierens.

Entweder es läuft wie diese 87 es wollen, oder gar nicht. Radikal also. Denn diese 87 sind das Zünglein an der Waage. Der Waage nicht nur der Demokraten sondern auch der Republikaner, welche Gefahr laufen, gespalten zu werden.

Diese 87 (cirka wie gesagt) haben gewonnen, diesmal. Ein Präzedenzfall. Und dieser hat denen gezeigt, dass sie alle Macht haben.
Die Macht, nicht nachzugeben weil sie wissen, dass am Schluss, der Kapitän des sinkenden Schiffes, Obama, nachgeben MUSS, weil kein Kapitän, Demokrat oder Republikaner, das Schiff sinken lassen kann.

Die Tea Party ist demnach radikal und äusserst gefährlich. Mit gesundem Menschenverstand hat dies nichts zu tun, selbst wenn die "einfachen Rezepte" logisch zu sein scheinen.

Mittlerweile bin ich aber soweit, dass ich hoffe, dass die Tea Party so weiter macht, ein Tea Party Kandidat die Vorwahlen gewinnt. und diese(r) dann auch Präsident wird.

Dann wird die USA nämlich bis 2014 (Zwischenwahlen) komplett an die Wand gefahren sein und die Demokraten werden vom Volk beide Kammern mit absoluter Mehrheit geschenkt bekommen.

Nur wenn das Volk am eigenen Leib miterlebt, was diese Teetrinker anstellen würden, wacht es auf.
Kann nicht weitergehen
Es muss jedem einleuchten, dass es so nicht weitergehen kann. Klar, Obama hat den Haufen Schulden nicht aleine angehäuft, aber kräftig mitgeholfen hat er allemal. Auf jeden Fall kann die USA (und natürlich auch Europa) nicht ewig eine Schuldenpolitik betreiben. Schlussendlich läuft das ganze Geld, das die Staaten (oder besser: deren Bürger) erwirtschaften den Banken, also mehrheitlich privaten Gruppen zu. Was das dann am Ende herauskommt? Na klar, Sklaverei der Masse für eine kleine Elite. Also: Systemwechsel jetzt!
Ungerecht
Nach Erhöhung der Schuldenobergrenze passiert das was immer passiert. Die Fed zeichnet vermehrt Staatspapiere und es gibt eine steigende Inflation.

Rechts, links, oder wie auch immer, eine Steuererhöhung in Form einer Inflation wird folgen. Die Inflation ist die ungerechteste aller Steuern und trifft die Schwachen am schlimmsten.
Logik des Verderbens
Zitat: "...sperrten sich die Republikaner vor den Realitäten des internationalen Kapitalmarktes"

"Die Realitäten des internationalen Kapitalmarktes" sind meines Wissens eine riesige weltweite Schein-Geldblase und ein realer riesiger Schuldenberg der niemals mehr zurückbezahlt werden kann! - hauptsächlich durch verantwortliche Politiker verursacht, die die Realität nicht wahrhaben wollen und scheinbar mit ihren Betrügereien (siehe auch die kürzliche Verbriefungs-Katastrophe in Deutschland) immer skrupelloser und perfider werden. Das sind ungefähr die gleichen Betrüger, die am weltweiten Finanz-Monopoly teilnehmen - auf Kosten der Ärmsten Menschen dieser Welt. Schizo ist wohl jeder, der diese Tatsachen einfach ausblendet und stattdessen davon spricht, es sei in dieser Situation vernünftig, noch mehr Schulden zu machen... Sie glauben doch auch nicht an Homöopathie, wo angeblich eine giftige Substanz mit der gleichen giftigen Substanz (nur ein kaum messbarer Bruchteil davon) bekämpft werden kann...
Keine Schizo-Party
Normalerweise reagiere ich nicht, aber hier scheinen einige Leute zu viel Tee getrunken zu haben: Die USA haben in 8 Jahren Bush dank Steuersenkungen, die Mehreinnahmen hätten bringen sollen (dies aber nicht taten), gigantische Schulden angehäuft, welche viel an Zinsen kosten. Diese Verpflichtungen zu Bedienen ist eine Voraussetzung weiterhin Geld zu bekommen.
Bei einem Default würde das Geld für die USA wesentlich teurer werden, sprich, dank der Schulden würde TROTZ einer nicht-Anhebung der Schuldendecke die Verschuldung steigern, wenn vorhandene Anleihen im gleichen Mass durch neue ersetzt werden müssten. Aber das steht scheinbar in keinem Milchbüchlein drin.
Während die Demokraten Kürzungen und das Stopfen von Steurschlupflöchern forderten sperrten sich die Republikaner vor den Realitäten des internationalen Kapitalmarktes. Schizo ist wohl jener, der erst Verpflichtungen eingeht und diese, wenn ein anderer den Kopf dafür hinhalten muss, nicht bezahlen will.
Schizo-Party contra Tea-Party
Zitat: "Doch es wäre nicht das erste mal in der Geschichte, dass die grössten Patrioten, die Nation, für die sie zu kämpfen vorgeben, ruinieren weil ihre Ideologie sie die Realität vergessen lässt."

"weil ihre Ideologie sie die Realität vergessen lässt"?

Paddy, das tönt für einen Menschen mit gesundem Verstand aber echt schizophren, sorry - sind es doch die Obamanias, die die Realität nicht wahrhaben wollen. (Kubra hat es ja geschrieben, so wie es eben ist mit der einfachen "Milchbüchleinrechnung").
Die Teaparty
will einfache Rezepte für die anstehenden Probleme.

Die Idee ist, dass nicht mehr ausgegeben werden soll, als reinkommt.

Eigentlich logisch. Die Milchmädchenrechnung.

Heute haben wir die Fantasieprodukte der Geldhersteller, die das Geld nicht mehr auf einem real erarbeiteten Gegenwert basieren lassen, sondern das FiatGeld bis Faktor zwanzig aufblasen.

Ziemlich radikal und ungewohnt, was die Tea Party da fordert?
Nämlich, dass die Ausgabenseite die Einnahmenseite nicht massiv überschreiten solle.
Sind wir unterdessen schon soweit vom gesunden Menschenverstand entfernt?

Dann wär's wirklich Zeit, dass mal jemand den Laden an die Wand laufen lässt.
Volltreffer!
Auch ich lasse den Text gerne so stehen und hoffe, dass er möglichst oft gelesen wird! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
100%er Treffer
Etschmeyers Ausführungen ist nichts mehr beizufügen.
Bitte lesen und aufwachen.
.
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