Patty Schnyder auf der Suche nach Form

An den Olympischen Spielen in Athen habe sie erstmals wieder viel besser gespielt. Schnyder: "Wenn das so weitergeht, kann ich mit der Zeit wieder höhere Erwartungen haben." Die Leistung gegen Vinci sei "okay" gewesen, denn "am US Open ist es nicht leicht, ins Turnier zu finden".

Eine Stunde lang mühte sich Schnyder allerdings gewaltig ab. Die Italienerin führte 2:0, "verschoss" einen Penalty für eine 3:1-Führung, lag dennoch 5:4 und 6:5 vorne, konnte im Startsatz aber den Sack nicht zutun. Im mit 7:3 gewonnenen Tiebreak stellte Schnyder schliesslich die Weiche auf Sieg; der zweite Satz dauerte bloss noch 17 Minuten.

Schnyder: "Wichtig war, nach dem frühen Rückstand sofort ins Spiel zurückzufinden. Vinci kann nicht viel besser spielen als im ersten Satz. Danach war sie frustriert, dass sie mit ihrer Leistung den Satz nicht gewonnen hat."

Selbst enttäuscht

In den vergangenen Wochen und Monaten ist indes oftmals Schnyder über die eigene Performance enttäuscht gewesen. Der Saisonstart war noch optimal verlaufen: Im Januar am Australian Open erreichte sie erstmals die Halbfinals eines Major-Turniers; beim Tier-1-Event in Charleston im April folgten Abfertigungen der Top-Ten-Spielerinnen Jelena Dementjewa (6:3, 6:1) und Lindsay Davenport (6:3, 6:2) und ein weiterer Halbfinalplatz.

Seither lief aber nicht mehr viel. Auf der Liste der Spielerinnen, welche Schnyder während des Sommers bezwangen, figurieren Ashley Harkleroad, Anabel Medina-Garrigues, Shinobu Asagoe und sogar Emmanuelle Gagliardi.

Kritiker - und deren hat Patty Schnyder viele - sind der Meinung, die 25-jährige Baselbieterin stagniere. Sie rechnen vor, dass sich die Nummer 1 der Schweiz ohne die Exploits von Melbourne und Charleston kaum mehr in den Top 30 halten würde.

Kritik an Management

Dass Schnyder öffentlich kritisiert wird, ist selbstverschuldet: Die Stricke zu Eltern und Familie hat Patty alle rücksichtslos zerschnitten; das Management, geleitet vom kontroversen Ehemann Rainer Hofmann, verwickelte alleine im vergangenen Jahr mindestens vier Medienunternehmen in Händel.

Patty Schnyders Optik ist eine andere. Für sie sind die mageren Resultate die Folge dreier Verletzungen in der ersten Saisonhälfte. Das Verletzungspech begann mit einer Kapselverletzung im Knöchel vor dem Australian Open. In Antwerpen im Februar musste sie danach wegen einer Oberschenkelzerrung aufgeben. Und unmittelbar vor ihrem Lieblingsturnier, dem French Open, zwickte es an der Bizepssehne.

Schnyder: "Ab dem Herbst 2003 spielte ich wirklich gut. Die drei Verletzungen warfen mich zurück. Die dritte Pause war vom mentalen her schwierig wegzustecken. Als ich wieder spielen konnte, folgten die Turniere auf meiner Lieblingsunterlage Rasen (Anm. der Red.: das meinte sie ironisch) und anschliessend die US-Turniere, an die ich ohne Rainer (Hofmann) reisen musste." Hofmann kämpft seit über einem Jahr um ein Einreisevisa für die USA; im besten Fall kann er noch diese Woche nach New York nachreisen.

Neuer Trainingspartner

Bis es klappt, ist Patty Schnyder nicht auf sich allein gestellt. Sie wird in New York erstmals von einem 22-jährigen slowenischen Trainingspartner namens David Lenar begleitet, "ein cooler, lustiger Tip" (Schnyder).

In der 2. Runde trifft Schnyder erstmals auf Iveta Benesova (WTA 43). Die 21-jährige Tschechin hat heuer als Qualifikantin zwei Turniere gewonnen: zuerst den Challenger von Ortisei, danach das WTA-Turnier von Acapulco. Schnyder: "Wenn ich gut spiele, sollte diese Hürde zu nehmen sein. Danach wird es aber ganz schwer, denn mit den Gesetzten habe ich es am US Open schlecht getroffen." In der 3. Runde würde sie voraussichtlich auf Alicia Molik (Au/17) treffen und im Achtelfinal wohl auf Serena Williams (USA/3).

(Rolf Bichsel, New York/Si)