Paul Verhoeven: Blutige Blockbuster und nackte Haut

Verhoeven, der am Freitag 65 Jahre alt wird, beklagte sich kürzlich in der US-Filmzeitschrift "Premiere" über die puritanische Welle, die von Washington aus nach Hollywood schwappe.

"Man wird andere Dinge als Nacktszenen auf der Leinwand sehen", befürchtet der Regisseur. Verhoeven wird sich selbst wohl keiner Zensur unterwerfen.

Gegen die Bestimmungen von Filmkommissionen und gegen die Gesetze des guten Geschmacks hat der 1938 im niederländischen Den Haag geborene Historiker-Sohn schon immer gerne verstossen.

Nach dem Physikstudium und der Promotion über Einsteins Relativitätstheorie drehte er 1971 seinen ersten Spielfilm, eine aufmüpfige Sex-Komödie im Hurenmilieu.

Zwei Jahre später erregten sich die Gemüter an dem freizügigen Streifen "Türkische Früchte", der überraschend als bester ausländischer Film für einen Oscar nominiert wurde.

"Robocop" und "Total Recall"

Seine Heimat wurde dem sexuellen Provokateur schnell zu eng. "Zu Hause musste ich mich permanent erniedrigen, vor Kommissionen geradezu auf den Knien rutschen", sagte er nach seinem Umzug nach Hollywood in den 80er Jahren.

Sein erster Film in den USA trug den bezeichnenden Titel "Flesh and Blood" (1985). Mit Blut, Fleisch und brutalen Gewaltszenen machte Verhoeven flott Karriere.

Nach "Robocop" drehte er 1990 mit Arnold Schwarzenegger "Total Recall" und katapultierte sich mit dem Science-Fiction-Blockbuster auf die Liste der zehn mächtigsten Hollywoodregisseure.

Riesige Schlagzeilen, lautstarke Proteste von Frauengruppen und ausverkaufte Kinos verschaffte sich Verhoeven 1991 mit dem Thriller "Basic Instinct".

Mit der tabubrechende Szene, in der Sharon Stone beim Polizeiverhör die schlüpferlosen Beine spreizt, schrieb er Filmgeschichte. "Der Porno hält Einzug in den grossen Hollywood-Film", schrieb der "Spiegel" damals.

Flops

Mit "Showgirls" zeigte Verhoeven 1995 erneut viel nackte Haut, verdarb aber Kritikern und Kinogängern gleichermassen den Appetit.

Der Film, den das Fachblatt "Variety" zu den "schlimmsten Abstürzen der Kinogeschichte" zählte, erwies sich als finanzieller Flop.

Auch mit dem Science-Fiction-Film "Starship Troopers" handelte sich der Filmemacher strafende Worte ein, von "sadistisches Vergnügen" bis Faschismus-Verherrlichung.

Mit "Hollow Man", einem Thriller über einen gefährlichen Wissenschaftler, der sich unsichtbar macht, kam Verhoeven vor drei Jahren zuletzt in die Kinos.

"Variety" zufolge hat der Regisseur jetzt wieder Blut geleckt. Er ist als Topkandidat für die Verfilmung des Thrillers "Solace" im Gespräch. Ein hellseherischer Detektiv soll einen Killer aufspüren, der die Einwohner von New York terrorisiert.

Blut und Gewalt - ein Leckerbissen für den Regisseur. Verhoeven erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Vor drei Jahren wurde er am Filmfestival Locarno anlässlich der Europapremiere von "Hollow Man" mit dem 20 000 Franken dotierten Ehrenleoparden geehrt.

(Barbara Munker/dpa)