Peak Oil, Solarer Zehnkampf und Loremo

publiziert: Freitag, 2. Nov 2007 / 12:11 Uhr / aktualisiert: Freitag, 2. Nov 2007 / 12:27 Uhr

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Obwohl es uns allen ja momentan recht gut geht, ist eine Panik spürbar, eine Art angstvoller Hintergrundstrahlung, die immer wieder spontan in Börsenkrisen und an Rohstoffmärkten ausbricht. Soeben sind mehrere dieser Eruptionen am toben, wobei die Immobilienkrise zwar kurzfristig der grösste Horror ist, langfristig aber von der unweigerlich anstehenden Ölknappheit überschattet wird.

Momentan wird lediglich noch darüber diskutiert, ob die maximale Fördermenge von Erdöl, der sogenannte Peak Oil, bereits 2010, vielleicht auch 2015 erreicht wird. Dass gleichzeitig der globale Ölverbrauch ständig ansteigt, ist das andere Problem. Es wird eng und wenn auch die momentanen Ölpreisexzesse vor allem auf Spekulationen zurück zu führen sind, so wird früher oder später die echte Nachfrage am Anfang zu einer extremen Verteuerung von Energie und im Endeffekt auch zu militärischen Konflikten, die dann nicht mehr so lokal begrenzt sein dürften wie der Irak-Krieg, führen.

Kurzfristig gibt es für uns praktisch keine Lösung dieser Probleme aber zumindest mittelfristig wird uns nicht viel anderes übrig bleiben, als den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren. Und ja, dieses Lied wird seit Jahren immer wieder gesungen und es klingt in den Ohren von uns Verbrauchern immer noch nicht viel besser als beim ersten mal, als es ertönte. Denn diese Weise wird immer mit Verzicht und Leben in Sack und Asche gleich gestellt.

Doch ist dies gerechtfertigt? Beim Wohnen mal sicher nicht. Soeben fand in Washington D.C. ein vom US-Energieministerium veranstalteter Wettbewerb statt, der Solare Zehnkampf. Es ging dabei um die Konstruktion von Solarhäusern, die nicht am Netz hängen. Und der Zehnkampf stellte sicher, dass es sich hier nicht um blöde, hässliche Schachteln handeln würde. Die Disziplinen waren nämlich: Architektur, Konstruktion, Vermarktbarkeit, Kommunikation, Komfort, Haushaltsgeräte, Heisswasser, Beleuchtung, Energie-Balance und «getting around», die Verwendung der von den Häusern erzeugten, überschüssigen Energie, um die Batterien auf dem Markt erhältlicher Elektrofahrzeuge zu Laden, so dass die Immobilien auch noch für Mobilität sorgen.

Die Resultate waren beeindruckend und mehr als nur praxisnah. Das Siegerteam der Technischen Universität Darmstadt gewann den Wettbewerb mit einem Modulhaus, welches als Passivhaus betrieben werden kann und dank der umfangreichen Erzeugung von Solarenergie auch die Bewohner nicht im Dunkeln und Langweiligen sitzen lässt.

Doch nicht nur die «Made in Germany»-Truppe vermochte zu beeindrucken. Auch die US-Teams warteten zum Teil mit beachtlichen Energiesparhäusern auf und zeigten damit vor allem eines: Es ist möglich, den wichtigsten Bereich des Lebens von fossiler Energie abzukoppeln. Natürlich kann nun nicht jeder in ein solches Energiesparhaus ziehen, aber diese Gebäude zeigen auch auf, wieviel Sparpotential in den vorhandenen Häusern läge.

Doch auch der Mobilitätssektor müsste dringend umlenken. Die IAA in Frankfurt – die grösste deutsche Autoausstellung – fand ja zwar unter einer «grünen» Prämisse statt, aber eigentlich war das, was da gezeigt wurde, zum Grausen. Es ist sicherlich beeindruckend, wenn es geschafft wird, fast 2 Tonnen schwere Mittelklassebrocken mit geringerem Verbrauch fahren zu lassen als je zuvor, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass die heutigen Autos auf Grundlagen aufbauen, die längst abgeschafft gehören.

Nicht sehr auffällig präsentierte sich hingegen die eigentliche Sensation der Messe, der «Loremo», ein völlig neuartiges Fahrzeugkonzept, ein Viersitzer der, je nach Motorisierung mit 2 bis 3 Liter Diesel auf 100 km auskommt und trotzdem einen Grundkomfort anbietet. Der grösste Nachteil könnte wohl sein, dass sich damit nicht gross angeben lässt und das Ding nicht wie eine Festung daher kommt.

Wir haben es also in der Hand, unsere Abhängigkeit von mörderischen Diktatoren, erpresserischen Autokraten und gierigen Energiekonzernen zu reduzieren und irgendwann sogar zu beenden. Aber die Zeit läuft, die Ölvorräte schwinden... von der Klimaproblematik ganz zu schweigen; packen wir's an!

(von Patrik Etschmayer /news.ch)

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