Pluto - degradiert

publiziert: Freitag, 25. Aug 2006 / 11:09 Uhr / aktualisiert: Freitag, 25. Aug 2006 / 11:34 Uhr

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Ja, jetzt also doch. Pluto ist über den Jordan gegangen, degradiert, abserviert. Nein, die Rede ist nicht von Micky Maus' Haushund , sondern vom (bislang) äussersten Planeten unseres Sonnensystems.

Nicht, dass sich mit dem Himmelskörper Pluto selbst etwas ereignet hätte. Diese kreist noch immer auf seiner ziemlich schrägen und exzentrischen Bahn um die Sonne, wie er das schon machte, seit er irgendwann vor Urzeiten von seinem Nachbarn Neptun in ein kosmisches Ballett gezogen wurde: Die beiden Himmelskörper umkreisen die Sonne in einem festen Zeitverhältnis von 3:2 und resonieren miteinander. Zuvor muss Pluto wohl ein Mitglied des Kuipergürtels gewesen sein, einer kosmischen, scheibenförmigen Schutthalde jenseits des Neptuns. In dieser stecken noch Millionen von Felsbrocken aus der Anfangszeit unseres Sonnensystems, darunter schätzungsweise 70'000 mit einem Durchmesser von über 100 Kilometern. Allfällige Kometen, die auf der Erde einschlagen um periodisch Dinosaurier und Trilobiten auszurotten, stammen meist auch von dort...

Pluto galt seit 1930 als der neunte Planet des Sonnensystems, nachdem er nach langer Suche entdeckt wurde. Genau wie der Neptun zuvor nur entdeckt worden war, weil er die Bahn des Uranus gestört gehabt hatte, war man auch Pluto durch kleine Wackler im Orbit von Neptun auf die Spur gekommen.

Doch warum wird Pluto jetzt, in seinem sechsundsiebzigsten Jahr nach der Entdeckung, vom Planeten zum Zwergplaneten nieder gemacht? Ganz einfach. Die Teleskope und Systeme zur Bildverarbeitung sind zu gut geworden und die alte Definition hätte drei neue Planeten in unser Sonnensystem gebracht. Ceres, den grössten der Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars, Charon, den massiven Mond von Pluto und schliesslich Xena (2003 entdeckt), die auch in der Gegend des Pluto zu Hause und etwas grösser als dieser ist. Zudem ist nicht auszuschliessen, dass mit der Zeit noch mehr solche und neuartige Objekte (wie Sedna) entdeckt werden.

Doch nun sind diese Probleme vorbei: Sie alle sind nun Zwergplaneten und da es – nicht mal aus nostalgischen Gründen – Planeten ehrenhalber gibt, musste Pluto dran glauben. Naja, er wird es überstehen.

Fragt sich, wie die Pseudowissenschaft Astrologie darauf reagiert. Denn der Pluto und Xena werden in Horoskopen erwähnt, wobei dem Pluto (in der 2-dimensionalen Weltraumwahrnehmung der Astrologen) aufgrund seiner langsamen Bewegung ein Generationseinfluss, Xena sogar ein Epocheneinfluss zugeschrieben wird.

Doch ein kurzer Blick in Astrologie-Foren zeigt, dass Aberglaube durch nichts zu erschüttern ist. Natürlich gibt es dort keine Zweifel an der grundsätzlichen (niemals bewiesenen, oft widerlegten) Richtigkeit dieses irren Weltbildes. Stattdessen richten sie sich darauf ein, dass die äusseren Planeten erst in den kommenden Generationen auf ihre Wirkung erforscht würden. Lustig. Als ob ein Astrologe je geforscht hätte.

Nein, die Astrologie wird sich, wie alles, das ohne Grundlage geglaubt wird, weiter erhalten. Scharlatane, Lügner und Pseudowissenschaftler werden weiterhin ihren Käse in gegen gutes Geld in den Medien verbreiten – in der Schweiz zum Teil sogar bezahlt mit Konzessionsgeldern.

Währenddessen erkunden echte Wissenschaftler das Sonnensystem um uns herum immer genauer. Ihre Erkenntnisse sind unglaublich viel beeindruckender als die Plattitüden einer Madame Etoile. Vor allem, weil sie uns damit zeigen, wie winzig unser verletzlicher Planet in unserem schon kleinen Sonnensystem ist.

Und Pluto? Der wird – Planet hin, Zwergplanet her – weiter um die Sonne kreisen, auch noch, wenn das letzte Horoskop schon längst zu Staub zerfallen sein wird, unbeeindruckt, kalt und weit draussen, am Rand unserer kosmischen Heimat.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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