Port-au-Prince: Jugendliche zwischen Armut und Rebellion

publiziert: Dienstag, 9. Mrz 2004 / 20:30 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 10. Mrz 2004 / 07:09 Uhr

Port-au-Prince - "Man hat uns belogen, man hat uns betrogen - wir stehen mit dem Rücken zur Wand." Drei kurze Sätze, mit denen ein haitianischer Jugendlicher seine Gefühle zu fassen sucht. Nach der Flucht des Präsidenten Aristide ins Exil, hat sich die Lage in Haiti nur unmerklich entspannt.

2pac ist 26 Jahre alt. Benannt hat er sich nach dem 1996 ermordeten US-Rapper Tupac Shakur. Mit seinem kleinen Bruder Billy lebt er in einem der Elendsviertel der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince.

2pac und der 22-jährige Billy sind beide unter Ex-Präsident Jean-Bertrand Aristide gross geworden. Mit dessen Entmachtung gehen die Brüder jedoch völlig unterschiedlich um: Der Jüngere kämpft mit einer Schnellfeuerwaffe für den gestürzten Staatschef. Sein Bruder 2pac kämpft gegen ihn - mit Rapsongs.

Im Viertel ist der 26-Jährige ein Star. Seine Songs sprechen den Menschen aus der Seele. 2pac rappt über eine Jugend voller Armut und Verzweiflung, er besingt Strassengangs, Gewalt und Drogen.

In seinem Viertel ein Star

Aristides Polizei hat den jungen Musiker 18 Monate lang eingesperrt. Auch davon handeln seine Lieder. Der ins Exil geflüchtete Präsident sei um keinen Deut besser gewesen als die Regierungen vor ihm, sagt der junge Musiker.

Sein kleiner Bruder ist anderer Meinung. "Aristide hat uns gezeigt, dass er sein Volk liebt", erklärt Billy, während er mit vier Freunden durch das Viertel patroulliert. Er sei kein "Chimère", keiner der marodierenden Aristide-Anhänger, behauptet Billy.

Doch er verehrt den Präsidenten, den er nach eigenen Angaben schon viermal persönlich traf. Kleine Kinder, die um etwas zu Essen betteln, drängeln sich um die bewaffneten Jugendlichen. Auf einem heruntergekommenen Basketballfeld spielen einige Männer Fussball. Direkt daneben steht das Spitals des Viertels, in dem kein einziger Arzt mehr praktiziert.

"Wir sind 3000 Bewaffnete in Port-au-Prince", erklärt Billy. "Wir fordern Frieden. Wir wollen Spitalen, Schulen, saubere Strassen. Wir brauchen eine Regierung, die sich um uns kümmert."

Nie eine Schule besucht

Die Eltern der beiden ungleichen Brüder sind tot. Eine richtige Schule haben die Jungen, die sich mit einem kleinen Musikladen über Wasser halten, nie besucht. Dennoch sprechen beide Englisch und Französisch.

US-Soldaten, die Aristide 1994 in Haiti an die Macht verhalfen, unterrichteten die Kinder. Die Sympathie für die USA ist somit einer der wenigen Punkte, in denen die Brüder sich einig sind. Billy erklärt, zwar die Rebellen Guy Philippes, nicht jedoch die US-Soldaten in Haiti bekämpfen zu wollen.

Noch etwas verbindet das ungleiche Bruderpaar: Träume, die von einer besseren Zukunft handeln. Billy stellt sich dabei ein Leben als eine Art haitianischer Robin Hood vor.

"Billy ist ein Kind", sagt dazu sein grosser Bruder 2pac, während vom Flughafen der Stadt der Lärm der startenden und landenden Flugzeuge herüberdonnert. Hin- und hergerissen zwischen Resignation und Illusionen träumt er von einer Zukunft als Musiker.

Überall Waffen

Eine Flinte aus Angst vor den Anhängern Aristides hat sich auch 2pac zugelegt. Seine Texte könnten ihnen missfallen, sagt er. Früher oder später wolle er die Waffe aber wieder los werden.

"Wir sind ganz normale Menschen hier in Port-au-Prince", beteuert der junge Musiker. "Doch die Leute haben Angst vor uns. Und deshalb hilft uns keiner.

(von Bertrand Rosenthal/afp)

 
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