Präsident Fujimori tritt zurück

publiziert: Sonntag, 17. Sep 2000 / 13:34 Uhr

Lima - So überraschend, wie Alberto Fujimori vor einem Jahrzehnt auf Perus politischer Bühne erschienen ist, so unerwartet hat er nun den Rückzug angetreten. Zu Beginn seiner Laufbahn war Fujimori 1990 als «Saubermann» wie aus dem Nichts aufgetaucht.

Der 62-Jährige ist nach dem kubanischen Staatschef Fidel Castro der am zweitlängsten amtierende Staatschef Lateinamerikas. Bei den Präsidentenwahlen 1990 war Fujimori als politischer Neuling überraschend als Sieger hervorgegangen. Sein Gegenkandidat war damals der Schriftsteller Mario Vargas Llosa.

Dem pragmatischen Agrarwissenschafter Fujimori kam seine Herkunft aus der japanischen Minderheit zugute. Besonders die ärmsten Menschen in Peru, Indios und Campesinos, vertrauten dem Aussenseiter eher als den Vertretern der europäisch geprägten Parteien.

Nach den Wahlen stellten die Menschen in Peru dann rasch fest, dass der am 28. Juli 1938 in Lima geborene Fujimori eine härtere Gangart als andere Politiker einschlug. Seither bastelte Fujimori überlegt an der Festigung seiner Macht. Kritiker bezeichneten ihn als «Demokrator», der die Demokratie in den Würgegriff genommen habe.

Vor acht Jahren löste er mit Panzern das von der Opposition beherrschte Parlament auf und setzte die Verfassung ausser Kraft. Führende Oppositionspolitiker wurden unter Hausarrest gestellt.

Ein halbes Jahr später fanden Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung statt, die im August 1993 ein neues Grundgesetz beschloss. Dieses lässt eigentlich nur eine direkte Wiederwahl des Staatsoberhauptes zu. Fujimori hatte allerdings gegen heftigen Widerstand der Opposition und einiger Richter 1996 ein «Interpretationsgesetz» beschlossen, wonach seine erste Amtszeit dabei nicht zählt.

Nicht einmal die Kritik von Ehefrau Susana Higuchi an seiner Politik liess er sich gefallen. Kurzerhand liess sich der vierfache Vater scheiden und machte seine Tochter Keiku zur First Lady.

Auch die Wahlen vom Frühsommer 2000 zeichnete nach Einschätzung unabhängiger Organisationen Angst, Polarisierung und Manipulationen aus. Gefälschte Unterschriften auf Gründungslisten politischer Organisationen gehörten zu Fujimoris Repertoire wie die Versperrung des Zugangs zu Radio und Fernsehen für Oppositionspolitiker. Internationale Wahlbeobachter sagten deshalb ihren Einsatz für den Urnengang ab.

Auf der Habenseite verbucht Fujimori aussenpolitische Erfolge wie die Beilegung der Krisen mit den Nachbarn Chile und Ecuador. Im internationalen Rampenlicht stand Fujimori zudem 1996 während einer viermonatigen Geiselnahme in der japanischen Botschaft in Lima, die er gewaltsam beenden liess.

Bei vielen Peruanern und Peruanerinnen steht Fujimori vor allem hoch im Kurs, weil er die Wirtschaft des Landes auf neoliberalen Wachstumskurs gebracht hat. Dazu kommt, dass er die maoistischen Rebellen vom Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) in die Knie zwang und deren Führer Abimael Guzman in Haft nehmen liess.

(sda)

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