Proteste offenbaren Kluft zwischen Ost und West

publiziert: Donnerstag, 25. Nov 2004 / 12:04 Uhr

Lwiw/Kiew - Die Ukraine ist tief gespalten. Die Präsidentenwahl in der Ukraine ist auch eine Wahl zwischen der EU und Russland.

Auch heute wehen wieder die orangen Fahnen der Juschtschenko-Anhänger in Kiew. Bild: Gestern abend in Kiew.
Auch heute wehen wieder die orangen Fahnen der Juschtschenko-Anhänger in Kiew. Bild: Gestern abend in Kiew.
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"Juschtschenko, Juschtschenko", tönt es auf den Strassen der Hauptstadt Kiew und von Lwiw im Westen des Landes. Mit Massenprotesten wollen die Anhänger des pro-westlichen Oppositionsführer Viktor Juschtschenko erzwingen, dass ihr Idol als Präsident anerkannt wird.

Die Anhänger des nach Moskau orientierten Ministerpräsidenten Viktor Janukowitsch halten dagegen und versammeln sich unter dem blauweissen Banner der Regierenden.

Gegensatz Ost - West

Die Ukraine wurde 1922 Sowjetrepublik - erst 1939 und 1940 kamen die fünf westlichen Regionen dazu, die bis dahin österreichisch-ungarisch und polnisch waren. Bis heute gibt es eine tiefe Kluft zwischen Ost und West. Im Osten der Ukraine und auf der Krim wird immer noch viel russisch gesprochen; im Westen ukrainisch.

Aus dem Westen der Ukraine mit seinem regionalen Machtzentrum Lwiw kommen die Menschen in Autokolonnen in die Hauptstadt Kiew, um sich dort dem Protest der Opposition anzuschliessen. Sie wollen ihre Land nicht verlieren als Juniorpartner an den riesigen russischen Nachbarn.

Der russische Präsident Wladimir Putin tat im ukrainischen Wahlkampf alles, um Einfluss zu nehmen. Das macht Moskau im Jahr 13 der Unabhängigkeit der Ukraine äussert verdächtig.

Befürworter der Opposition versammeln sich in Kiew

"Wenn die Macht unsere Stimmen in den Wahlurnen missachtet, dann sieht sie uns auf der Strasse wieder", sagt der arbeitslose Ewhen Kostjuk, bevor er in eines der Autos steigt, die ihn in die Hauptstadt bringen sollen.

Er hat in Lwiw gegen das Ergebnis der Wahl protestiert; jetzt ist es an der Zeit, seine Stimme in Kiew zu erheben, meint Kostjuk. "Wenn wir Millionen sind, werden die Machthaber es nicht wagen, Panzer zu schicken".

Die Demonstranten beschimpfen Janukowitsch als "Zek", als Häftling, weil er als junger Mann vor mehr als 30 Jahren zweimal im Gefängnis war, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung.

Angst vor Neuerungen

Die Gegner der Opposition pflegen ihre eigenen Schreckgespenster. "Wir wollen, dass die Ukraine den Ukrainern gehört und nicht den Amerikanern", sagt ein Unterstützer des Regierungschefs. Juschtschenko und seine Umgebung seien doch nichts als "amerikanische Lakaien".

Die pro-westliche Ausrichtung des Herausforderers, der in zweiter Ehe mit einer US-Bürgerin verheiratet ist, ist ihnen suspekt. Und Juschtschenkos Ankündigung, gegen Korruption im Lande vorgehen zu wollen, behagt den Mächtigen nicht. Die Oligarchen, die das Land unter sich aufgeteilt haben, sind für Janukowitsch.

(Olga Nedbaeva und Ania Tsoukanova/afp)

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