Rad: Die schönen Tage von Alessandro Petacchi

publiziert: Sonntag, 11. Mai 2003 / 20:51 Uhr

Kein Etappensieg, sechs Minuten Rückstand am zweiten Tag: Mario Cipollini ist der grosse Verlierer des Giro-Auftaktes. Alessandro Petacchi, der überraschende Etappensieger von Lecce, hat sich in den ersten 48 Stunden als würdiger Leader erwiesen.

Mario Cipollini. (Archiv)
Mario Cipollini. (Archiv)
Am Samstag schien für "Super-Mario" alles ideal zu laufen. 3 km vor dem Ziel in Lecce formierte sich der "Zug" seiner Helfer und pilotierte den Teamcaptain auf die Zielgerade. Doch als der Strassenweltmeister selber in Aktion treten musste, wurde er mit erstaunlicher Leichtigkeit von Alessandro Petacchi überspurtet.

"Mir geht die Explosivität ab", erklärte Cipollini, der kein böses Wort gegenüber seinen Helfern verlauten liess, obwohl deren Teamwork keineswegs optimal funktioniert hatte. Doch dem Supersprinter fehlt nach einer Rennpause einiges mehr. Gestern Sonntag wurde er an der ersten, bescheidenen Steigung 20 km vor dem Ziel, bei der auf 6 km 292 m Höhendifferenz zu überwinden waren, deutlich relegiert. 6:19 Minuten Rückstand wurden in Matera registriert. Damit geht Cipollini der Gelegenheit verlustig, in dieser Rundfahrt noch einmal das Leadertrikot zu tragen. Seine Jagd nach der Bestmarke von 41 Etappensiegen. erzielt von Alfredo Binda in den Jahren 1925 bis 1933, kann er jedoch ungehindert fortsetzen.

Seine Eigenwilligkeit stellte Cipollini vor dem zweiten Tagespensum ein weiteres Mal unter Beweis. Dem Reglement zufolge hätte er die Maglia ciclamino tragen sollen. Die Jury gestand ihm aber mit einer Spezialbewilligung zu, dass er den Zuschauern weiterhin das Regenbogentrikot vorführte. Und als der Strassenweltmeister vor Matera als abgehängter Fahrer gefilmt wurde, spritzte er mit seiner Getränkeflasche die TV-Kamera nass.

Ein endschneller Allrounder

Der 29-jährige Alessandro Petacchi hatte sich am Samstag nach seinem ersten Triumph in einer Giro-Etappe sowie der Maglia rosa auf seinen Schultern über den schönsten Tag in seinem Leben gefreut. Dem Radprofi aus La Spezia war schon in der jüngeren Vergangenheit eine gewisse Endschnelligkeit bescheinigt worden -- dies im Gegensatz zu seiner Jugendzeit, als er die Rennen immer nach Vorstössen gewonnen hatte, nachdem ihm seine Betreuer eingeredet hatten, er sei alles andere als ein Sprinter.

In den Massenspurts sei ihm alles ander als wohl, und er fühle sich keineswegs als Kamikaze-Pilot, beteuerte Petacchi, der sich immerhin schon in drei Vuelta-Etappen durchgesetzt hat und der in Lecce bereits Saisonerfolg Nummer 7 feierte. Der Fahrer aus dem Team Fassa Bortolo kann als Allrounder mit Sprintqualitäten betrachtet werden. Bei einem seiner drei Tageserfolge in der diesjährigen Valencia-Rundfahrt hatte er sich immerhin in einer Steigung von 14 km Länge bewähren müssen.

Der Anstieg vor Matera, der Cipollini zum Verhängnis wurde, stellte demzufolge für Petacchi in keiner Art und Weise einen Prüfstein dar. Der Gesamterste spurtete erneut mit und verpasste eine weitere Zeitgutschrift nur knapp, nachdem er bei einer "fliegenden Wertung" vier Sekunden Bonifikation eingeheimst hatte. Innerhalb seiner Mannschaft stellt sich lediglich die Frage, wie generös und wie lange die Kräfte der Helfer für den Leader eingesetzt werden, wenn in Aitor Gonzalez und Dario Frigo im weiteren Verlauf der Rundfahrt zwei Anwärter auf den Gesamtsieg zu unterstützen sind.

McEwen deklassiert

Am Schluss der 2. Etappe kam es zum Eklat. Der letztjährige zweifache Giro-Etappensieger und Gewinner der Punktetrikots in der Tour de France, Robbie McEwen, steuerte vor der Ziellinie nach rechts und drängte den auflaufenden Fabio Baldato gegen die Abschrankung.

"Eigentlich wollte ich das Hinterrad von Petacchi nehmen. Als ich von McEwen behindert wurde, hatte ich Angst, dass es zu einem Surz kommen könnte", erklärte Baldato, der zum Zeichen des Protestes eine Hand hob. Nach der Überprüfung des Vidoes kam die Jury schnell zum Entscheid, WmEwen auf den letzten Platz des Feldes zurückzusetzen und den Etappensieg Fabio Baldato zuzusprechen. Der Italiener träumt im Alter von 35 Jahren von einem Weltcupsieg und war 1993 gleich dreimal in Giro-Teilstücken erfolgreich gewesen. Damals fuhr er mit Cipollini in der selben Sportgruppe; dieser hatte aber damals für die Italien-Rundfahrt Forfait erklären müssen.

von Toni Nötzli

Resultate

86. Giro d´Italia. 1. Etappe, Lecce - Lecce (201 km): 1. Alessandro Petacchi (It) 5:16:03(38,158 km/h), 20 Sekunden Bonifikation. 2. Mario Cipollini (It), 12 Sek. Bon. 3. Angelo Furlan (It), 8 Sek. Bon. 4. Isaac Galvez (Sp). 5. Robbie McEwen (Au). 6. Graeme Brown (Au). 7. Jimmy Casper (Fr). 8. Dario Pieri (It). 9. Jan Svorada (Tsch). 10. Graziano Gasparre (It).

11. Guillermo Bongiorno (Arg). 12. Werner Riebenbauer (Ö). 13. Moreno Di Biase (It). 14. Mariano Piccoli (It). 15. Matteo Carrara (It). 16. Fabio Sacchi (It). 17. Robert Förster (De). 18. Andris Naudusz (Lett). 19. Gabriele Balducci (It). 20. Guido Trenti (USA).

Ferner: 29. Gilberto Simoni (It). 33. Aitor Gonzalez (Sp), alle gleiche Zeit. 38. Dario Frigo (It) 0:07. 39. Marco Pantani (It). 40. Francesco Casagrande (It). 131. Steve Zampieri (Sz). 134. Stefano Garzelli (It). 148. Marcel Strauss (Sz), alle gleiche Zeit.

2. Etappe, Copertino - Matera (177 km): 1. Fabio Baldato (It) 4:46:57 (37,009 km/h), 20 Sek. Bon. 2. Gabriele Colombo (It), 12 Sek. Bon. 3. Giuliano Figueras (It), 8 Sek. Bon. 4. Petacchi. 5. Bernhard Eisel (Ö). 6. Wladimir Duma (Ukr). 7. Garzeli. 8. Casagrande. 9. Sacchi. 10. Bo Hamburger (Dä).

11. Gasparre. 12. Fredy Gonzalez (Kol). 13. Strauss. 14. Kurt Alse Arvesen (No). 15. Frigo. 16. Mario Manzoni (It). 17. Andrea Noé (It). 18. Denis Lunghi (It). 19. Gerhard Trampusch (Ö). 20. Wladimir Belli (It).

Ferner: 33. Gonzalez. 36. Pantani. 38. Simoni. 70. McEwen, alle gleiche Zeit. 78. Zampieri 0:30. 104. Cipollini 6:19.

Gesamtklassement: 1. Petacchi 10:02:36. 2. Baldato 0:04. 3. Colombo 0:19. 4. Figueras 0:23. 5. Gasparre 0:24. 6. Sacchi. 7. Lunghi. 8. Arvesen. 9. Pellizotti. 10. Gonzalez.

11. Simoni. 12. Sabaliauskas. 13. McEwen. 14. Velo. 15. Rik Verbrugghe (Be). 16. Sergej Gontschar (Ukr), alle gleiche Zeit. 17. Casagrande 0:31. 18. Frigo. 19. Hamburger. 20. Noé.

Ferner: 26. Pantani. 48. Garzeli. 58. Strauss, alle gleiche Zeit. 78. Zampieri 1:01. 103. Cipollini 6:25.

(bert/Si)

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