Die letzte Chance für Marco Pantani im Giro d'Italia
Rad: Francesco Casagrande sinnt auf Revanche am Giro
publiziert: Dienstag, 15. Mai 2001 / 16:06 Uhr
Rom - Beim 84. Giro d'Italia, der am kommenden Samstag mit dem Prolog in Pescara beginnt und in 21 Etappen über 3577 km führt, werden in erster Linie die Italiener im Mittelpunkt des Interesses stehen. Für Marco Pantani bietet die erste der drei grossen Landesrundfahrten die letzte Gelegenheit, seinen ramponierten Ruf aufzubessern. Francesco Casagrande sinnt auf Revanche für die letztjährige Niederlage.
In Italien ist die Ankündigung, Jan Ullrich werde den Giro
bestreiten, mit Begeisterung aufgenommen worden. «Er wird nicht nur
als Tourist kommen», hiess es sofort. Dies könnte ein Irrtum sein.
Für den Sieger des olympischen Strassenrennens von Sydney bildet
unverrückt die Tour de France das grosse Saisonziel. «Der Giro wird
ganz mit Blick auf die Tour gefahren. Jan kann sich in Italien über
einen längeren Zeitraum in allen Leistungsbereichen testen. Das ist
sicher das grosse Plus», heisst es in der Entourage des Deutschen.
Bei einer Teilnahme an der Deutschland-Rundfahrt wäre Jan Ullrich einem enormen Rummel ausgesetzt gewesen. In Italien wird der Merdinger mehr Ruhe haben. Im Team Deutsche Telekom, das erstmals seit sechs Jahren wieder am Giro teilnimmt, wird voraussichtlich die von der Neuerwerbung Roberto Sgambelluri angeführte italienische Fraktion im Vordergrund stehen.
Ein Quotenrenner
Unbesehen um Prozesse und Gerichtsurteile bleibt Marco Pantani in Italien jener Radprofi, der ein Spektakel verspricht und dessen Schicksal die Menschen bewegt. An Popularität hat «il pirata» nichts eingebüsst. Davon künden auch die TV-Einschaltziffern. Steht Pantani am Start, schnellen die Zuschauerzahlen in die Höhe.
Ob dies auch in Zukunft so bleibt, liegt allein in Pantanis Kopf und Beinen. «Elefantino» hat in diesem Jahr kaum ein Rennen zu Ende gefahren. Seine Zuversicht schöpft Pantani aus zwei Bergankünften in der Lombardischen Woche und in der Trentino-Rundfahrt, bei denen er nicht zu viel Zeit auf die Besten einbüsste. Ob diese Vorbereitung reicht, um in einer Rundfahrt von drei Wochen Dauer zu bestehen?
Da stellten sich Francesco Casagrande Sorgen ganz anderer Art. Seine Form war schon so gut, dass die Nummer 1 der Weltrangliste auf die Tour de Romandie verzichtete. Für Casagrande, der eine starke Mannschaft in seinem Rücken weiss, geht es vor allem darum, sich für seine Niederlage des letzten Jahres zu revanchieren. Probleme mit dem Ischiasnerv -- so zumindest seine Erklärung -- hatten im Zeitfahren des zweitletzten Tages zur Folge, dass er die Maglia rosa an Stefano Garzelli abtreten musste.
Garzelli zu isoliert?
Für Garzelli, den Varesiner mit Wohnsitz im Tessin, hatte der grösste Erfolg seiner Karriere zur Folge, dass er aus dem Schatten seines damaligen Teamcaptains Pantani trat, was zwangsläufig einen Teamwechsel zur Folge hatte. Ob Garzelli mit Mapei glücklich wird, bleibt abzuwarten. Die grösste Sportgruppe der Gegenwart hat in den Klassikern Niederlage an Niederlage gereiht. Mit Ausnahme des letztjährigen Giro-Vierten Andrea Noé sind die personellen Ressourcen zu bescheiden, als dass Garzelli auf eine grosse Unterstützung durch sein Team zählen kann.
Zu den weiteren Anwärtern auf einen Spitzenplatz sind der Spanier Abraham Olano sowie die Italiener Paolo Savoldelli, Gilberto Simoni und Danilo Di Luca zu zählen. Letzterer hat schon letztes Jahr bei seinen zwei Etappensiegen angekündigt, dass er zurückkehren werde, um den Giro für sich zu entscheiden. Mit seinen 25 Jahren ist Di Luca aber vermutlich noch zu jung und unerfahren, um ein so langes und hartes Rennen zu dominieren.
Wie schon letztes Jahr ist das Schweizer Aufgebot bescheiden. Nach ihren Erfahrungen in der Tour de Romandie werden sich Oscar Camenzind und Laurent Dufaux erst recht darauf beschränken, sich für ihre aussichtsreicheren Teamkollegen Simoni und Savoldelli einzusetzen.
Die Lehren gezogen
Die Giro-Veranstalter haben ihre Streckengestaltung den Erfordernissen der modernen Zeit angepasst und sind von den extrem langen Etappendistanzen abgekommen. Nur noch sechs Teilstücke führen über mehr als 200 km. Neben dem Prolog (8 km) steht nur eine einzige weitere Prüfung gegen die Uhr auf dem Programm, die zwischen Sirmione und Salò auf einer anspruchsvollen Strecke über 55 km führt.
Neben diesem Zeitfahren werden die drei Bergankünfte auf Montevergine di Mercolignato (4. Etappe), auf dem Pordoi-Pass (13.) sowie in Sant'Anna di Vinadio (18.) Einfluss auf das Gesamtklassement haben.
Bei einer Teilnahme an der Deutschland-Rundfahrt wäre Jan Ullrich einem enormen Rummel ausgesetzt gewesen. In Italien wird der Merdinger mehr Ruhe haben. Im Team Deutsche Telekom, das erstmals seit sechs Jahren wieder am Giro teilnimmt, wird voraussichtlich die von der Neuerwerbung Roberto Sgambelluri angeführte italienische Fraktion im Vordergrund stehen.
Ein Quotenrenner
Unbesehen um Prozesse und Gerichtsurteile bleibt Marco Pantani in Italien jener Radprofi, der ein Spektakel verspricht und dessen Schicksal die Menschen bewegt. An Popularität hat «il pirata» nichts eingebüsst. Davon künden auch die TV-Einschaltziffern. Steht Pantani am Start, schnellen die Zuschauerzahlen in die Höhe.
Ob dies auch in Zukunft so bleibt, liegt allein in Pantanis Kopf und Beinen. «Elefantino» hat in diesem Jahr kaum ein Rennen zu Ende gefahren. Seine Zuversicht schöpft Pantani aus zwei Bergankünften in der Lombardischen Woche und in der Trentino-Rundfahrt, bei denen er nicht zu viel Zeit auf die Besten einbüsste. Ob diese Vorbereitung reicht, um in einer Rundfahrt von drei Wochen Dauer zu bestehen?
Da stellten sich Francesco Casagrande Sorgen ganz anderer Art. Seine Form war schon so gut, dass die Nummer 1 der Weltrangliste auf die Tour de Romandie verzichtete. Für Casagrande, der eine starke Mannschaft in seinem Rücken weiss, geht es vor allem darum, sich für seine Niederlage des letzten Jahres zu revanchieren. Probleme mit dem Ischiasnerv -- so zumindest seine Erklärung -- hatten im Zeitfahren des zweitletzten Tages zur Folge, dass er die Maglia rosa an Stefano Garzelli abtreten musste.
Garzelli zu isoliert?
Für Garzelli, den Varesiner mit Wohnsitz im Tessin, hatte der grösste Erfolg seiner Karriere zur Folge, dass er aus dem Schatten seines damaligen Teamcaptains Pantani trat, was zwangsläufig einen Teamwechsel zur Folge hatte. Ob Garzelli mit Mapei glücklich wird, bleibt abzuwarten. Die grösste Sportgruppe der Gegenwart hat in den Klassikern Niederlage an Niederlage gereiht. Mit Ausnahme des letztjährigen Giro-Vierten Andrea Noé sind die personellen Ressourcen zu bescheiden, als dass Garzelli auf eine grosse Unterstützung durch sein Team zählen kann.
Zu den weiteren Anwärtern auf einen Spitzenplatz sind der Spanier Abraham Olano sowie die Italiener Paolo Savoldelli, Gilberto Simoni und Danilo Di Luca zu zählen. Letzterer hat schon letztes Jahr bei seinen zwei Etappensiegen angekündigt, dass er zurückkehren werde, um den Giro für sich zu entscheiden. Mit seinen 25 Jahren ist Di Luca aber vermutlich noch zu jung und unerfahren, um ein so langes und hartes Rennen zu dominieren.
Wie schon letztes Jahr ist das Schweizer Aufgebot bescheiden. Nach ihren Erfahrungen in der Tour de Romandie werden sich Oscar Camenzind und Laurent Dufaux erst recht darauf beschränken, sich für ihre aussichtsreicheren Teamkollegen Simoni und Savoldelli einzusetzen.
Die Lehren gezogen
Die Giro-Veranstalter haben ihre Streckengestaltung den Erfordernissen der modernen Zeit angepasst und sind von den extrem langen Etappendistanzen abgekommen. Nur noch sechs Teilstücke führen über mehr als 200 km. Neben dem Prolog (8 km) steht nur eine einzige weitere Prüfung gegen die Uhr auf dem Programm, die zwischen Sirmione und Salò auf einer anspruchsvollen Strecke über 55 km führt.
Neben diesem Zeitfahren werden die drei Bergankünfte auf Montevergine di Mercolignato (4. Etappe), auf dem Pordoi-Pass (13.) sowie in Sant'Anna di Vinadio (18.) Einfluss auf das Gesamtklassement haben.
(kil/sda)
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