Vielenorts wurde der Sprit knapp, weil Autofahrer Tanks und Kanister nochmals auffüllten. Die Präfekturen der Departmente Indre-et-Loire und Var kündigten erste Treibstoffrationierungen an.
Der erste Versuch der Regierung in Paris, eine Verschärfung der Proteste durch Verhandlungen zu vermeiden, scheiterten. Nun werde sich der Konflikt verhärten, teilte ein Sprecher des nationalen Verbandes der Transportunternehmer nach den Gesprächen am Abend. Die Regierung habe entgegen ihren Versprechen keine Vorschläge gemacht.
Die Spediteure fordern vom Staat einen Ausgleich von mindestens 70 Centimes (ca 18 Rappen) pro Liter Dieselkraftstoff. Sie machen geltend, dass vor allem kleine und mittlere Betriebe durch die finanzielle Mehrbelastung an den Rand des Ruins getrieben werden.
Die Steuern in Frankreich machen beim Benzin durchschnittlich 83 Prozent und beim Diesel 77 Prozent des Preises aus. Die von der Regierung letzte Woche vorgelegte Steuerreform geht den Berufsverbänden nicht weit genug.
Ausweitung auf Grossraum Paris
Noch während der Gespräche in Paris schlossen sich immer mehr Berufsgruppen den Protestaktionen der Fernfahrer an. Von den Blockaden betroffen waren fast alle Regionen des Landes, wo die "Routiers" mit Lastwagen die Depots abriegelten.
Die ersten Aktionen hatten um Mitternacht in Südfrankreich begonnen. Gegen 04.00 Uhr schlossen sich die Fernfahrer im Elsass, in Lothringen, im Raum Lyon, in der Auvergne und in der Bretagne den Protesten an.
Appell des Landwirtschaftsministers
Bis zum Nachmittag waren 60 der rund 70 Raffinerien und Tanklager von der Blockade betroffen. Dann begannen die Fernfahrer auch mit Raffinerieblockaden in dem bisher von Protestmassnahmen ausgesparten Grossraum von Paris.
Unabhängig von den Protestaktionen könnte ein Raffinerie-Brand in Le Havre die Treibstoff-Versorgungslage im Lande nachhaltig stören. Das Feuer war gegen Mitternacht in einem Komplex des Total-Konzerns ausgebrochen, in dem Superbenzin hergestellt wird. Verletzte gab es nicht.
Landwirtschaftsminister Jean Glavany rief die Bauern dazu auf, "vernünftig" zu sein. Nach den Zugeständnissen des Staates an die Fischer sollten sie jetzt nicht "einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem Fischerboot vergleichen, das 2000 Liter Diesel täglich braucht".
(klei/sda)