Reicht die Erziehung an der Zapfsäule?

publiziert: Montag, 7. Aug 2006 / 11:47 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 8. Aug 2006 / 07:04 Uhr

Die USA sind pro Kopf und auch im gesamten immer noch weltgrösster Energieverbraucher. Der Durst nach Öl und Benzin schien lange Zeit nicht zu stoppen. Doch nun haben die hohen Benzinpreise auch die Amerikaner verschreckt. Drei Dollar für die Gallone (3,78 Liter) Benzin sind für US-Verhältnisse ein unglaublicher Preis. Vor einigen Jahren konnte man die gleiche Menge für weniger als zwei Dollar tanken, und schon das galt damals unter den US-Konsumenten als unglaublich teuer.

Das Resultat dieses Preis-Sprungs lässt sich im Moment auf den Plätzen von US-Autohändlern besichtigen. Massenhaft stehen sich hier SUV's die Reifen platt. Die Einbrüche im Verkauf sind gewaltig: Es handelt sich um hohe zweistellige Prozentzahlen, um die der Absatz dieser Spritsäufer zurück gegangen ist. Ford beklagte im Juli zum Beispiel 34% geringere Verkäufe gegenüber dem Vorjahr, und auch Daimler Chrysler und General Motors krümmen sich unter der Last der hohen Spritpreise.

Toyota dagegen jubiliert. Der Gewinn stieg um 39 % an, hauptsächlich wegen seiner Palette von effizienten, Benzin sparenden Autos. Sogar der kleine Yaris, vor einigen Jahren in den USA fast unverkäuflich (naja, vielleicht als Reserveauto fürs Wohnmobil), erlebt ungeahnte Erfolge.

Erstaunlicheres kann man von Daimler-Chrysler vernehmen: Der nächste 2-sitzige Smart soll auch in den USA angeboten und verkauft werden. Der momentane Smart wurde vor einigen Jahren von einem US-Politiker noch als abschreckendes Beispiel dafür gezeigt, zu was Energie-spar-Gesetze führen könnten.

Nun wäre es natürlich naiv zu glauben, dass der Energiehunger der USA innert kurzer Zeit eingedämmt werden könnte. Zum einen dauert es Jahre, bis ein wesentlicher Teil des Fahrzeugbestandes einer Nation ersetzt ist. Zum anderen hat die amerikanische Gier nach Energie noch andere Gründe als die Mobilität. Dazu gehören auch die zunehmende Zersiedelung des Landes und die zum Teil lausigen Baustandards.

Die vielen billig gebauten und lausig isolierten Häuser erfordern extrem viel Energie zur Klimatisierung, wobei hier natürlich auch die klimatischen Verhältnisse einiges zum Problem beitragen, wie die jüngste Hitzewelle in New York und die daraus resultierenden Stromausfälle zeigten.

Ein guter Teil des Energieverbrauchs der Mobilität wird schliesslich durch den Drang zum Eigenheim im Grünen produziert. Dies ist jener Bereich, in dem auch in der Schweiz und generell in Europa dem unseligen Beispiel der USA auch heute noch nach geeifert wird. Der Drang hat in den USA schon vor langem begonnen und führte zu einer Zwangsautomobilisierung, wie sie nun auch hier immer häufiger wird. Das Häuschen im Grünen bringt zwar Lebensqualität, aber auch einen Arbeitsweg von 30 bis 60 Kilometern (in den USA sind auch 100 km nicht selten), der fast nur mit dem Auto bewältigt werden kann. Der tägliche Trip ins Büro und zurück summiert sich zu einer gigantischen, meist allein mit 1,5 Tonnen Blech um sich herum bewältigten, Jahresstrecke auf.

Die Geldstrafe an der Zapfsäule scheint zumindest bei der Auswahl der Autos etwas zu bringen. Aber es ist fraglich, ob diese Erziehung ausreicht, um ein Überdenken der gesamten Lebens- und Wohnplanung auszulösen. Die Zusammenhänge scheinen noch nicht offensichtlich und schmerzhaft genug zu sein. Sei es hier oder gar in den USA. Dazu muss die Krise noch um einiges schmerzhafter, die Erziehung übers Portemonnaie noch strenger werden.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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