Peter Wyrsch

Reiten: Weltcupfinal der Springreiter in Las Vegas

publiziert: Freitag, 18. Apr 2003 / 12:14 Uhr

Markus Fuchs verzeichnete beim 25. Weltcupfinal der Springreiter in Las Vegas einen Fehlstart. Der Kronfavorit aus St. Gallen klassierte sich mit Tinka´s Boy im Jagdspringen nach zwei Abwürfen nur als 16. unter 41 Reitern aus 17 Ländern.

In Führung liegt der Amerikaner McLain Ward auf seinem belgischen Wallach Viktor. Der 28-jährige Klassereiter aus Brewster im US-Staat New York hatte in der ersten von drei Finalprüfungen wohl einen Abwurf, war im Zeitspringen aber dennoch schneller als die fehlerlosen Malin Baryard (Sd) mit Butterfly Flip und der dreifache brasilianische Weltcupsieger Rodrigo Pessoa mit Baloubet du Rouet.

Erstmals in der Geschichte des Weltcups führt nach der ersten von drei Finalprüfungen ein Reiter nach einem Fehler, der mit einem Zeitzuschlag von vier Sekunden bestraft wurde.

"Victor ist ein Spitzenpferd. Er kann eine hohe Kadenz anschlagen. Ich habe die erste Runde gewonnen, doch der Weg zum Weltcupsieg ist lang. Dies habe ich in Leipzig erfahren", meinte der Sieger des Jagdspringens, der vor Jahresfrist vor dem letzten Umgang am Schlusstag führte, mit drei Versehen aber noch auf Rang vier zurückgefallen war.

Präzision und Konzentration zeichneten den dreifachen US-Jockey des Jahres aus, der in Reiterkreisen aber keinen guten Leumund besitzt. In Aachen ist McLain Ward ein rotes Tuch und für ewig ausgeschlossen. 1999 wurde er im Mekka des Pferdesports wegen Tierquälerei ausgeschlossen.

Die Pferde gaben sich auf

Viel Kritik prasselte auf die Turnierleitung des 25. Weltcupfinals im Thomas & Mack Center in Las Vegas nach der ersten Finalprüfung nieder. Nur 3 der 41 Finalisten gelang eine fehlerfreie Passage: der zweitklassierten Schwedin Malin Baryard, dem drittklassierten brasilianischen Stilisten Rodrigo Pessia und dem siebtrangierten Holländer Gerco Schröder, der nur wegen des Verzichts von Titelverteidiger Otto Becker (Zerrung seines Spitzenpferdes Cento) ins Finalfeld geruscht war.

"Der Boden rollte. Wer aufs Tempo drückte, rutschte weg", befand der erfahrene Franke Sloothaak, und der deutsche Equipenchef Kurt Gravemeier ergänzte: "Die Fehler gegen Parcoursende häuften sich in erschreckendem Masse. Die Pferde gaben sich auf, so wenig standhaft war die Unterlage. So ein Boden ist doch eines Weltcupfinals unwürdig."

Markus Fuchs´ Pech

Markus Fuchs haderte ebenfalls mit dem Boden und sprach von viel Pech: "Ich hatte ein ausgezeichnetes Gefühl und fand sofort die Distanzen und den Rhythmus. Doch dann liess Tinka´s Boy unerklärlicherweise einfach seine Hinterhand hängen."

Der zweite Abwurf, ebenfalls an einem Oxer nach einer heiklen Wende, war völlig unnötig. "Nun bin ich im Hintertreffen, aber noch nicht geschlagen", gibt sich Fuchs kämpferisch. "Es gibt auf dieser Welt derzeit grössere Tragödien als meine zwei leichten Patzer in Las Vegas."

Vor Jahresfrist war der Schweizer Rekordinternationale nach den Jagdspringen 13., vor zwei Jahren bei seinem Weltcupsieg in Göteborg 6. Wenn aber Pistenkonstrukteur Conrad Homfeld, der ehemalige zweifache Weltcupsieger, in der zweiten Wertungsprüfung in der kleinen Arena schwierig baut, sind Fuchs Podestchancen weiter intakt. Weitere Ausrutscher darf sich der Zweite der Weltrangliste aber kaum mehr erlauben.

Nicht nur der Aufgalopp von Markus Fuchs missriet. Auch der deutsche Weltranglistenerste Ludger Beerbaum geriet ins Hintertreffen. Der Europameister belegt auf Goldfever lediglich Platz 14 des Zwischenklassements.

Und auch Ludo Philippaerts (Be, 11.), Lars Nieberg (De, 13.), die Vorjahresvierte Leslie Howard (USA, 15.), Jan Tops (Ho, 17.), Markus Merschformann (De, 32.) und insbesondere Robert Smith (Gb, 37.), der Weltcupsieger im Dezember in Genf, hatten sich vom Start wesentlich mehr erhofft.

In den ersten zehn Rängen des Zwischenklassements sind zur Freude der einheimischen Zuschauer, fünf US-Amerikaner klassiert. Ob die USA in Las Vegas den achten Weltcupsieger stellt und die europäische Phalanx seit 1990 bricht?

Weltcupfinal der Springreiter in Las Vegas -- Resultate

Las Vegas (USA). 25. Weltcupfinal der Springreiter. 1. Wertungsprüfung (Jagdspringen nach Wertung C, 4 Sekunden pro Abwurf): 1. McLain Ward (USA), Viktor, 72,73 (4 Sekunden Strafzuschlag), 42 Punkte. 2. Malin Baryard (Sd), Butterfly Flip, 74,05 (0), 40. 3. Rodrigo Pessoa (Br), Baloubet du Rouet, 74,95 (0), 39. 4. Candice King (USA), Caliskan, 76,44 (4), 38. 5. Toni Hassmann (De), Goldika, 76,86 (4), 37. 6. Marcus Ehning (De), Anka, 76,96 (4), 36. 7. Gerco Schröder (Ho), Genève, 77,05 (0), 35. 8. Laura Kraut (USA), Anthem, 77,23 (4), 34. 9. Peter Wylde (USA), Fein Cera, 77,43 (4), 33. 10. Norman Dello Joio (USA), Glasgow, 77,63 (4), 32. 11. Ludo Philippaerts (Be), Darco, 77,68 (4), 31. 12. Meredith Michaels-Beerbaum (De), Shutterfly, 78,73 (4), 30. 13. Lars Nieberg (De), Fighting Alpha, 79,14 (4), 29. 14. Ludger Beerbaum (De), Goldfever, 79,61 (4), 28. 15. Leslie Howard (USA), Priobert de Kalvarie, 81,03 (8), 27. 16. Markus Fuchs (Sz), Tinka´s Boy, 81,17 (8), 26. 17. Jan Tops (Ho), Grande Dame, 81,76 (4), 25. 18. Thomas Velin (Dä), Carnute, 81,84 (8), 24. -- Zweite Wertungsprüfung am Freitag um 19.00 Uhr Ortszeit (Samstag um 04.00 Uhr MESZ).

(bsk/Si)

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