Revolution im Raucherparadies
Es ist wieder soweit. Eine flächendeckende Anti-Raucherkampagne seit dem 1. Juni soll das Reich der Mitte einmal mehr verändern. Am Erfolg kann mit guten Gründen gezweifelt werden.
Im Hinblick auf die neueste Kampagne hat die Nationale Gesundheits- und Familienplanungs-Kommission während des ganzen Monats Mai landesweit eine Anti-Tabak-Kampagne auf sämtlichen Fernsehstationen und allen erreichbaren Video-Websites und Plattformen lanciert. Tabakreklame ist natürlich längst verboten. Die Werbespots gegen den blauen Dunst zeigen krass das Gesundheitsrisiko. Als Raucher wird einem beim Betrachten der frohen Anti-Tabak-Botschaft mit zerfressenen Lungen und welkem Zahnfleisch ein schlechtes Gewissen eingeimpft. Man kommt sich schon fast so vor, wie ein schwer Drogenabhängiger, ein Drögeler. Andrerseits muss anerkannt werden, dass es sich die Behörden in Peking und in den Provinzen und Kommunen landauf, landab nicht einfach gemacht haben. Fast ein Jahr lang gab es überall im Land eine - wie man in der Schweiz sich auszudrücken pflegt - breite Vernehmlassung unter der Bevölkerung. Wie genau der Puls des Volkes in dieser Frage pocht, ist nicht bekannt geworden. Mit Blick auf andere Vernehmlasssungen aber kann geschlossen werden, dass die Behörden nun die scharfen Anti-Raucher-Regeln durchsetzen können, ohne Angst vor einem Volksaufstand...
Die Gefahr - aber gewiss doch - ist gross. Denn rund 350 Millionen Chinesinnen und Chinesen, rechnen die Gesundheitsbehörden vor, sind der Zigarette verfallen, ein Drittel der Bevölkerung also. Aber es kommt nach offiziellen Angaben noch schlimmer. 740 Millionen sind als unschuldige Passivraucher dem krebsfördernden Blauen Dunst ausgesetzt. Nach Angaben der Weltgesundheits-Organisation (WHO) sterben in China jährlich 1,4 Millionen Menschen an Krankheiten, welche dem Rauchen zugeordnet sind. In fünfzehn Jahren, so die WHO-Prognose, könnten das dann drei Millionen sein. Sofern eben nichts unternommen wird.
Dass Peking landesweit jetzt die schärfsten Bestimmungen erlassen hat, erklärt sich mit der Vorbildfunktion der Hauptstadt. «Unter Dach» ist seit dem 1. Juni jegliches Rauchen verboten. Also in Restaurants, Kneipen, Bars, Nachclubs, Karaokebars, in Büros, Fabriken, Museen, Theatern, Kinos, Einkaufszentren, Hotels, der öffentlichen Verwaltung, im Bahnhof, der Untergrundbahn. In Schulen und Spitälern sowieso. Und, und, und. Eine Umfrage der Pekinger Gesundheitsbehörde hat ergeben, dass 4,19 Millionen von insgesamt 21 Millionen Pekinger und Pekingerinnen rauchen und zwar genau 14,6 Zigaretten pro Tag pro Kopf. So genau und akkurat zählen, immer nur das Wohlergehen der Massen im Sinn, die Gesundheitsbürokraten.
Nun bedeutet Rauchen in China nicht das gleiche wie etwa in Amerika oder in Mitteleuropa. Rauchen ist im Reich der Mitte ein Gemeinschaftserlebnis. Die Zigarette hilft Kontakte knüpfen und vertiefen. Zigaretten sind vor allem im geschäftlichen Umgang ein beliebtes Geschenk und ein Zeichen von Respekt. Die Zigaretten-Marke schon zeigt den eigenen Status an. Als ich noch Raucher war - kurz vor dem kalten Entzug - rauchte ich als Journalist «Beijing». Die Schachtel kostet heute rund 7 Yuan (1. Franken). Jene die ein wenig höher auf der sozialen Leiter stehen, rauchen Zigaretten in Bereich von 30 bis 50 Yuan. Und bei Chefs, höheren Partei- und Regierungskadern kann das dann schon einmal 200 bis 300 Yuan die Schachtel sein. Die berühmteste teure Marke ist noch immer «Panda». Der grosse Revolutionär, Reformer und Kettenraucher Deng Xiaoping zum Beispiel war «Panda»-abhängig, sozusagen.
Deng war Ende der 1980er-Jahre bei der ersten grossen Anti-Raucher-Kampagne die Leitfigur. Auf der Titelseite des Parteiblattes «Renmin Ribao» (Volkszeitung) wurde er abgebildet, genüsslich und tief eine Zigarette inhalierend. Auf Anraten seiner Frau, so die Bildunterschrift, habe er das Rauchen nun aufgegeben. Deng war damals auch schon über 80 Jahre alt. Diese erste und auch weitere Kampagnen über die nächsten zwanzig Jahrte hatten keine nachhaltigen Folgen. In den Nuller Jahren des anbrechenden Jahrhunderts behaupteten mal kurz die Gesundheitsbhörden gar, Rauchen sei gesund, erhöhe Denkvermögen und Arbeitseffizienz und verhindere Parkinson. Doch das war nur eine kurz Episode. 2008 wurde es wieder ernst, zunächst mit den «rauchfreien» Olympischen Spielen in Peking und 2010 mit der «rauchfreien» Weltaustellung in Shanghai. Öffentliche Werbung für Tabak ist mittlerweile unterbunden, und in Filmen und Fernsehserien rauchen, ähnlich wie im Westen, nur noch die Bösen. Mit einer Ausnahme: in den unzähligen TV-Serien zum Thema Revolution und Anti-Japanischer-Kampf darf weiter geraucht werden, nicht zuletzt weil Helden wie Mao und eben Deng Kettenraucher waren.
Die Volksrepublik China hat wie die meisten zivilisierten Staaten die Rahmenkonvention der Weltgesundheits-Organisation WHO zur Tabakkontrolle verabschiedet. Bei der Unterzeichnung begründeten die chinesischen Behörden den Schritt damit, «die jetzige und spätere Generationen vor den Folgen des Tabakkonsums zu bewahren». China hat allerdings, wie viele Nationen im Westen auch, ein Dilemma: eine mächtige staatliche Tabakindustrie. Rund 50 Prozent der Zigaretten-Weltproduktion werden in China gefertigt. Je nach Jahr stammen sechs bis zehn Prozent der Regierungseinnahmen aus der Tabakindustrie. Vor kurzem wurde beispielshalber die Tabaksteuer von fünf auf elf Prozent angehoben. Chinas grösster Produzent, die China National Tobacco Corporation (CNTC) beschäftigt eine halbe Million Mitarbeiter und produziert über zwei Billionen Zigaretten jährlich. Dem staatlichen Tabak-Monopol steht Li Keming vor. Er ist der Bruder des erfolgreichen und beliebten Premierministers Li Kejiang, der unter anderm auch das nationale Gesundheitswesen überwacht.
Wird die neueste Kampagne ein Erfolg? Viele zweifeln. In meinen Stammkneipen jedenfalls wird sieben Tage nach Beginn der Kampagne gepafft wie zuvor, als ob es kein neues Gesetz gäbe. So wird denn wohl China auf absehbare Zeit noch ein Raucherparadies bleiben. Zusammen mit Indonesien. Und Österreich.
(Peter Achten / Peking/news.ch)
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