Was Schönes an die Wand?

Roger Ballen. Call of the Void

Noch bis zum 29. Oktober 2023 im Museum Tinguely
Roger Ballen, «Call of the Void», 2010, Ausschnitt. / courtesy Roger Ballen
Die Ausstellung Roger Ballen. Call of the Void im Museum Tiguely präsentiert die faszinierenden und verstörenden Fotografien des amerikanischen Künstlers, der seit 1982 in Südafrika lebt. Ballens Werke sind Teil der Serie Danse macabre, die sich auf Jean Tinguelys Spätwerk Mengele Totentanz bezieht. Die Ausstellung zeigt, wie Ballen mit seinen Bildern die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Leben und Tod, Schönheit und Grauen verwischt.
Das Museum Tinguely zeigt mit Roger Ballen. Call of the Void eine Ausstellung, die als achte Folge der Serie Danse macabre im Vorraum Bezug nimmt auf Jean Tinguelys Spätwerk Mengele Totentanz. Dabei ist der Ansatzpunkt hier wieder ein anderer - während es bei Anouk Kruithof. Universal Tongue der Tanz oder bei Bruce Conner. Light out of Darkness die Apokalypse war, die den Anstoss zur Gegenüberstellung gab, ist es im Falle von Roger Ballen die verstörende, irritierende Stimmung seiner Fotografien und Installationen. Ballen hinterfragt in seinem Werk die menschliche Psyche und stellt sich selbst wie auch dem Betrachtenden Fragen nach dem Sein und dem Werden.

Ballen schreibt dazu: «Meine Ausstellung, der ich bewusst den Titel «Call of the Void» (Ruf der Leere) gegeben habe, ist ein Versuch, sich mit den meiner Meinung nach zentralen Fragen der menschlichen Existenz auseinanderzusetzen: Woher kommen wir? Weshalb sind wir hier? Und wohin gehen wir, wenn wir sterben? Ich habe zwar keineswegs den Anspruch, mit Antworten oder auch nur Fragen auf diese tiefgreifenden und schwierigen Themen dienen zu können. Ich hoffe aber, dass meine Ausstellung die Wahrnehmung des Betrachters herausfordern und somit einen Prozess der Selbsterkundung in Gang setzen wird, der mit einer Hinterfragung des Selbstverständnisses verbunden ist».

Zweiteilige Ausstellung

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen, die sich aber gegenseitig bedingen und befruchten. Einerseits hängen an den Wänden Fotografien aus den letzten analog aufgenommenen Serien Ballens, und andererseits wird das Zentrum des Raumes von einer Hütte beherrscht, eine ärmliche Behausung von Menschen am Rande der Gesellschaft, wie sie oft in Roger Ballens Werk vorkommen.

Er schreibt: «Wenn man sich der Hütte in der Mitte des Ausstellungsraums nähert, ist man von Schwarz-Weiss-Fotografien umgeben, die ich meinen Foto-Serien Asylum of the Birds (Asyl der Vögel) und Roger's Rats (Rogers Ratten) entnommen habe. Einfach ausgedrückt, haben Ratten und Vögel im Laufe der Menschheitsgeschichte Gut und Böse, Dunkelheit und Licht symbolisiert. Vögel verbinden den Himmel mit der Erde, und Ratten werden zu Unrecht mit Schmutz, Krankheit und Dunkelheit in Verbindung gebracht. Jede Tierart bringt ihre eigene Mythologie mit sich, und wenn man diese in eine Fotografie einfliessen lässt, bietet sie unbegrenzte Möglichkeiten, tiefere Bedeutungen zu schaffen, die für die menschliche Existenz relevant sind.

Das Zentrum der Ausstellung wird von einem Schuppen mit einer geheimnisvollen Tür beherrscht. Wenn man diesen Raum betritt, werden die zweidimensionalen Fotografien zu einer dreidimensionalen Welt erweitert. Die abgenutzten, brüchigen und rohen Wände des Innenraums offenbaren ein Theater des Ballenesken, in dem die menschlichen Figuren Absurdität, Komödie und Tragödie darstellen. Ist man erst einmal eingetreten, wird man mit Abbildungen, Klängen und Objekten konfrontiert, die den Betrachter zwingen, sich seiner eigenen Leere zu stellen.»

Der in den USA geborene und in Johannesburg (Südafrika) lebende Roger Ballen ist einer der wichtigsten Fotografen seiner Generation. Er hat international über 25 Bücher veröffentlicht, seine Fotografien sind in den Sammlungen der bedeutendsten Museen der Welt vertreten. Sein künstlerisches Schaffen, das sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, begann im Bereich der Dokumentarfotografie, entwickelte sich jedoch zu einer unverwechselbaren fiktionalen Welt, die auch die Medien Film, Installation, Theater, Skulptur, Malerei und Zeichnung umfasst. Ballen beschreibt seine Werke als «existenzielle Psychodramen», die das Unterbewusstsein ansprechen und die Schattenseiten der menschlichen Existenz aufzeigen. Sie zielen darauf ab, die verdrängten Gedanken und Gefühle an die Oberfläche zu bringen, indem sie den Betrachtenden mit Themen wie Chaos und Ordnung, Wahnsinn oder unkontrollierte Zustände des Seins, die Beziehung des Menschen zur Tierwelt, Leben und Tod, universelle Archetypen der Psyche und Erfahrungen des Andersseins konfrontieren. Mit seiner einzigartigen, komplexen Bildsprache und seinen universellen und tiefgründigen Themen hat der Künstler einen nachhaltigen Beitrag zur Kunst geschaffen.

Roger Ballen.
Call of the Void
(Danse macabre No. VIII)

Bis zum 29. Oktober 2023

Museum Tiguely
Paul Sacher-Anlage 1
4058 Basel

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr
Donnerstags bis 21 Uhr geöffnet
Montag geschlossen
(fest/galerien.ch)
publiziert: Donnerstag, 18. Mai 2023 / 00:46 Uhr , aktualisiert: Donnerstag, 18. Mai 2023 / 00:53 Uhr
Noch bis zum 31.05. 2024 in der Fabian & Claude Walter Galerie Zürich

ATTITÜDE - Ikonische Fotografien

Die Fabian & Claude Walter Galerie präsentiert mit ihrer Ausstellung «Attitüde» Werke bedeutender Fotograf:innen wie Juan Carlos Alom, René Burri, Werner Bischof und weitere. Diese Künstler haben mit ihren einfühlsamen Blicken und dem Gespür für den richtigen Moment ikonische Bilder geschaffen, die die Essenz der menschlichen Haltung einfangen.
weiterlesen
Vom 14.03. bis zum 31.05.2024

Christian Ludwig Attersee in der Galerie Gmurzynska in Zürich

Die renommierte Galerie Gmurzynska in Zürich kündigt eine umfassende Einzelausstellung des berühmten österreichischen Künstlers Christian Ludwig Attersee an. Die Ausstellung mit dem Titel «Schön wie seine Bilder» präsentiert eine Auswahl seiner Werke von den 1960er Jahren bis hin zu seinen neuesten, genreübergreifenden Gemälden.
weiterlesen

Retro-Revival: Die Rückkehr von Grafikdesign-Stilen der 70er, 80er und 90er

Die Grafikdesign-Stile vergangener Jahrzehnte erleben gerade ein fulminantes Comeback. Ob psychedelische 70er, grelle Neonfarben der 80er oder der Grunge-Look der 90er - Retro ist heute wieder angesagt.
weiterlesen
Noch bis zum 26.05.2024 im Cartoonmuseum Basel

Dominique Goblet. Untiefen

Wenn man in die satten Bildwelten von Dominique Goblets abtaucht, spürt man die Untiefen des Lebens. Das Cartoonmuseum Basel zeigt die erste grosse retrospektive Ausstellung der 1967 in Brüssel geborenen Comiczeichnerin und bildenden Künstlerin Dominique Goblet, die zu den bedeutendsten franko-belgischen Zeichner:innen und Erneuer:innen des Comics der Gegenwart gehört.
weiterlesen
Florale Interpretationen von Werken aus der Sammlung 5.3. - 10.3.2024

Blumen für die Kunst 2024 im Aargauer Kunsthaus

Seit der ersten Ausstellung Blumen für die Kunst im März 2014 sind bereits zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen der Frühling in Aarau zwei Wochen früher Einzug hält und tausende Besuchende bestaunen, wie Floristinnen und Floristen Werke aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses interpretieren.
weiterlesen

Die Macht der Präsentation: Wie man eine beeindruckende Ausstellung oder Auktion inszeniert

Die Organisation und Inszenierung einer Ausstellung oder Auktion erfordert sorgfältige Planung und Kreativität. Ein Schlüsselfaktor, der den Erfolg solcher Veranstaltungen massgeblich beeinflusst, ist die Macht der Präsentation. Hierbei geht es darum, wie Sie Ihre Kunstwerke oder Sammlungsstücke effektiv zur Schau stellen, um das Interesse potenzieller Käufer oder Besucher zu wecken.
weiterlesen
Bis zum 13.01.2024 bei Klang und Kleid in St. Gallen

«Neoncore» - Neon-Objekte von Emanuel Mooner

Klang und Kleid, Musik- und Vintageladen aus der Ostschweiz, feierte gerade sein 30jähriges (!) Jubiläum, und im Rahmen der Feierlichkeiten hat man den Münchner Künstler Emanuel Mooner mit seinen Neonobjekten nach St. Gallen eingeladen. Die Ausstellung «Neoncore» im Gewölbekeller des Klang und Kleid Ladens in der Brühlgasse ist noch bis zum 13. Januar 2024 zu sehen.
weiterlesen
Die Retrospektive vom 11.11.2023 - 11.02.2024

Blutch - Demain! im Cartoonmuseum Basel

«Ich suche das nie Gesehene, das nie Gesagte, das nicht Beschreibbare, das nicht Journalistische.» Blutch, der grosse französische Zeichner hat den Comic in jeder Hinsicht revolutioniert. In allen Stilen und Genres unterwegs, überrascht er stets mit unerwarteten Erzählformen und virtuoser Zeichnung. Eine Retrospektive im Cartoonmuseum Basel ehrt nun diesen bedeutenden Comiczeichner.
weiterlesen

Effizienter Kundenkontakt via SMS mit Ihren Galeriekunden

Als Galerist/in und Kunsthändler/in brauchen Sie effektive, schnelle und diskrete Kommunikationswege zu ihren Kunden, Interessenten und Verkäufern. SMS können dazu ideal verwendet werden mit grösster Geschwindigkeit und Genauigkeit.
weiterlesen

Die von Bartha Galerie: Ein Leuchtturm für zeitgenössische Kunst in Basel

Die von Bartha Galerie ist eine der wichtigsten Galerien für zeitgenössische Kunst in Basel. Die Galerie wurde 1970 von Margareta und Miklos von Bartha gegründet und hat sich seitdem einen Ruf für die Präsentation innovativer und grenzüberschreitender Kunst erworben. Die Galerie hat einen Schwerpunkt auf die Förderung junger und aufstrebender Künstler und hat in den letzten Jahren eine Reihe von wichtigen Ausstellungen organisiert.
weiterlesen