Der Schweizer Gegner in der Auf-/Abstiegsrunde vom 20. bis 22.
September ist noch nicht bekannt, zumal Anfang April die zweite
Runde der Kontinentalzonen I im Programm steht. Acht Nationen (vier
Europa/Afrika, je zwei Amerika und Asien/Ozeanien) aus der
«2. Liga» spielen mit den acht Erstrunden-Verlierern der Weltgruppe
um acht Plätze in der nächstjährigen «hors catégorie» des Davis
Cups.
Nahe an der Überraschung
Nach Moskau war die Schweiz als klarer Aussenseiter gereist. Im
Nachhinein war aber jedem aus der Delegation von Swiss-Tennis klar,
dass eine grosse Chance auf eine Überraschung vertan wurde und nach
den Siegen von 1987 und 1991 gegen die damalige Sowjetunion auch
das dritte Aufeinandertreffen mit den Russen hätte erfolgreich
gestaltet werden können. Und dies, obschon sie den Nummern 4
(Kafelnikow) und 7 (Safin) der Weltrangliste gegenüber standen.
«Es ist frustrierend»
Roger Federer liess wohl zwei Tage nach seinem deutlichen Erfolg
gegen Marat Safin auch Jewgeni Kafelnikow (7:6 6:1, 6:1) keine
Chance, doch Michel Kratochvil blieb im abschliessenden Einzel
gegen Safin (1:6, 6:7, 4:6) die Krönung versagt. Der Ostermundiger,
dem am Freitag gegen Kafelnikow nur ein Game zum Sieg gefehlt
hatte, vermochte gestern sein wahres Leistungsvermögen nicht
abzurufen. «Ich habe mich über mich selber geärgert, dass ich nicht
mein bestes Tennis habe spielen können. Es ist frustrierend. Am
liebsten würde ich meine Schläger hier lassen und die nächsten
Turniere absagen.»
Vertrauen fehlte
Er habe nicht das nötige Vertrauen in seinen Schlägen gehabt,
sagte Kratochvil weiter. «Ab und zu hatte ich zwar den Faden
gefunden, doch im nächsten Moment auch schon wieder verloren.» Der
bald 23-Jährige dachte dabei an den zweiten und dritten Satz, in
denen er jeweils einen Breakvorsprung nicht hatte verwalten können.
Im ersten Durchgang war er, mit Ausnahme von zwei Möglichkeiten zum
Rebreak beim Stande von 0:2, chancenlos geblieben. Dass er erstmals
im Davis Cup ein entscheidendes Einzel habe spielen müssen, habe
ihn schon nervös gemacht. «Aber dies war eine neue Erfahrung für
mich.»
Federer verletzt
Obwohl er mit seinen eigenen Leistungen während der vergangenen
drei Tage sehr zufrieden war, überwog auch bei Roger Federer
verständlicherweise der Frust. «Wir waren unglaublich nahe dran,
die Russen zu schlagen. Deshalb verlasse ich Moskau mit gemischten
Gefühlen.» Gegen Kafelnikow, der in zuvor in fünf Vergleichen erst
einmal bezwungen hatte, habe er eine seiner bislang besten
Leistungen auf Sand gezeigt, resümierte die Schweizer Nummer 1.
«Ich habe auf konstant hohem Niveau durchspielen können. Um
Kafelnikow so klar schlagen zu können, darf man in keiner Phase
nachlassen.»
Dabei spielte Federer im zweiten und dritten Abschnitt mit einer
Verletzung, nachdem er sich im Tiebreak des Startsatzes unterhalb
der rechten Hüfte eine Verhärtung zugezogen hatte. Über die Schwere
des Malheurs war sich Federer gestern Abend noch nicht im Klaren.
Es ist aber gut möglich, dass er auf eine Teilnahme am
Hallenturnier in dieser Woche in Marseille verzichten muss. «Das
werde ich nach Rücksprache mit dem Arzt entscheiden.» Anreisen nach
Südfrankreich muss er gemäss Reglement auf jeden Fall.
Erste Doppel-Niederlage seit fünf Jahren
Die Weichen auf Sieg hatten Kafelnikow und Safin am Samstag mit
dem Sieg im Doppel gestellt. Das Duo schlug Federer/Marc Rosset
6:2, 7:6, 6:7, 6:2, gestaltete seinen vierten gemeinsamen Auftritt
im Davis Cup in Folge erfolgreich und beendete gleichzeitig eine
eindrückliche Serie: Neunmal in Folge hatten die Schweizer zuletzt
im Doppel gewonnen. Erfolgsgarant war dabei der vor wenigen Tagen
zurückgetretene Lorenzo Manta. Fünfmal siegte der Winterthurer mit
Rosset, zuletzt viermal mit Federer. Die letzte Niederlage lag fast
auf den Tag genau fünf Jahre zurück; im Februar 1997 waren Manta
und Rosset in Lulea den Schweden Nicklas Kulti und Mikael Tillström
unterlegen.
(sda)