Rückblick 2011: Teilerfolg für digitale Demokratie
Wien - Die wichtigsten Themen des Jahres 2011 haben sich wie schon in den vergangenen Jahren im Umfeld von sozialen Medien und mobilem Internet abgespielt.
Die Zeitungsbranche beispielsweise sieht den Veränderungen zunehmend gelassen entgegen. Die Buchindustrie hingegen steht gerade erst am Anfang eines grossen Umbruchs. Im Zentrum der Veränderungen in der Medienwelt stehen momentan die mobilen Anwendungen, die sich im vergangenen Jahr rasend schnell verbreitet haben.
Leseratten satteln um
Die traditionellen Verlagshäuser sehen sich mittlerweile auch in ihrem Kerngeschäft mit neuen Konkurrenten konfrontiert und die Buchhändler beklagen schwindende Einnahmen. Durch die zunehmende Verbreitung von e-Readern und Tablets erlebt dafür das elektronische Buch langsam einen Siegeszug. In den USA ist die Entwicklung wie üblich bereits etwas weiter fortgeschritten. Nur Verlagshäuser, die sich auf akademische Publikationen spezialisiert haben, geraten angesichts der technologischen Entwicklung noch nicht ins Schwitzen.p> Die Umwälzungen in der arabischen Welt und der Einfluss der sozialen Medien waren ebenfalls ein grosses Thema. Der Medienhype um das Potenzial der Cyber-Demokratie hat sich aber teilweise als Chimäre entpuppt. Als Werkzeug zur Organisation von Versammlungen haben die sozialen Medien aber definitiv eine Rolle gespielt. Die diesbezüglichen Schlagzeilen waren allerdings nicht immer positiv. Die Occupy-Bewegung, die es meisterhaft versteht, die neuen Medien zu nutzen, wurde von den traditionellen Medien lange mit Schweigen bestraft. Die via Social Media organisierten Krawalle in London erregten sogar den Zorn der Regierung.
Medienfreiheit in Gefahr
Nicht nur die britische Regierung hätte die sozialen Medien am liebsten zeitweise abgeschaltet. Auch andere Staaaten haben 2011 versucht, alle möglichen Medien zu zensieren. China zum Beispiel hat seine Medienpolitik auch in diesem Jahr nicht geändert. Auch andere Länder in Asien haben sich in dieser Hinsicht nicht mit Ruhm bekleckert. So fiel Südkorea durch kontraproduktive Datensammelwut auf.
Auch in Europa gab es einige datenschutzrechtlich bedenkliche Fälle. Im deutschsprachigen Raum sorgten vor allem der Bundestrojaner und die damit verbundene «Zensur-Industrie» für Aufregung. Mit dem Urheberrecht nahmen es Internetnutzer noch nie genau: Trotz enormer Anstrengungen und rechtlichen Schritten ist Musikklau weiterhin ein Kavaliersdelikt. Dasselbe gilt auch für den Filmdownload: Zwar wurde die deutsche Video-on-Demand-Seite kino.to nach einer Grossrazzia vom Netz genommen und die Betreiber verhaftet, doch schossen binnen Wochen mehrere Nachfolgerseiten aus dem Boden und erfreuen sich gleicher Frequenz.
Wirtschaft folgt Technik
Der Datenhunger der Wirtschaft hat sich 2011 nicht verkleinert. Die grossen Internet-Konzerne sammeln nach wie vor eifrig Nutzerinformationen. Da die Werbeeinnahmen im Internet ständig weiterwachsen, verdienen die Unternehmen immer mehr Geld mit Nutzerdaten. Deshalb werden seit neustem auch die Standortdaten der User ausgewertet. Die Marketingindustrie freut sich über die damit verbundenen Möglichkeiten, ist aber gleichzeitig noch damit beschäftigt herauszufinden, wie man die sozialen Medien am besten zu barer Münze machen kann.
Dieser Frage widmeten sich auch 2011 wieder zahlreiche Veranstaltungen. Den Stein der Weisen hat bisher aber noch niemand gefunden. Dasselbe gilt für die seit langem prophezeite Verschmelzung von Fernsehen und Internet. Der 3D-Hype, den Avatar in Gang gesetzt hat, ist nach teilweise enttäuschenden Umsetzungen im vergangenen Jahr etwas abgeflacht. Computerspiele hingegen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit, auch wenn der Leidenschaft mittlerweile eher auf dem Handy gefrönt wird.
Lustiges und Erschreckendes
Die Musikindustrie kämpft auch 2011 noch gegen Windmühlen. Neben diesen und ähnlichen Fortsetzungsgeschichten hatte das vergangene Jahr aber auch einige einzigartige Momente zu bieten. Sex, Drugs und Rock and Roll sorgten unter anderem für Erheiterung.
Auch einige Social-Media-Meldungen muten auf den ersten Blick skurril an: Facebook und Co schufen laut Hirnforschern eine Generation von Selbst-Besessenen, die nur zu kurzen Momenten der Aufmerksamkeit fähig sind und wie Kleinkinder ständig Rückmeldung einfordern. Verstörende Bilder gingen 2011 im Zusammenhang mit verstorbenen Schurken um die Welt. Osama bin Laden, Muammar al-Gaddafi und Kim Jong-il haben alle im Jahr 2011 das Zeitliche gesegnet.
Den Medienskandal des Jahres lieferte das Auffliegen der unethischen Abhör-Taktiken in Rupert Murdochs Medienhaus, allen voran beim britischen Traditionsblatt «News of The World», das in Folge eingestellt werden musste. Eklats gab es jedoch auch beim Wall Street Journal, das die Auflagenhöhe manipulierte.
(bg/pte)
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