Anschlag auf Boris Nemzow in Moskau
Putin-Gegner auf offener Strasse erschossen
publiziert: Freitag, 27. Feb 2015 / 23:57 Uhr / aktualisiert: Samstag, 28. Feb 2015 / 14:52 Uhr
Moskau - Der Putin-Kritiker Boris Nemzow ist in Moskau auf offener Strasse ermordet worden. Der 55-Jährige sei von vier Schüssen in den Rücken getroffen worden, teilte das russische Innenministerium mit.
Eine Polizei-Sprecherin vor Ort ergänzte, Nemzow sei in Begleitung einer Ukrainerin unweit des Kreml auf einer Brücke über die Moskwa unterwegs gewesen.
Die Tat ereignete sich den Regierungsangaben zufolge am Freitag kurz vor Mitternacht (Ortszeit). Der Nachrichtenagentur TASS zufolge wollte Nemzow nach dem Abendessen in einem Restaurant am Roten Platz noch einen Spaziergang machen.
Laut Polizei wurden die Schüsse aus einem vorbeifahrenden, weissen Auto abgefeuert. Die Täter seien auf der Flucht. Die Nemzow-Begleiterin blieb unverletzt. Ein Putin-Sprecher sagte, es handle sich womöglich um einen Auftragsmord. Der Präsident sei schnell informiert worden und habe die Sicherheitskräfte angewiesen, Untersuchungen einzuleiten.
Die Polizei sperrte die Umgebung ab und begann weniger als zwei Stunden nach dem Attentat damit, den Tatort vom Blut zu reinigen. Menschen legten in der Nähe Blumen nieder.
Nemzow wurde zuletzt mit den Worten zitiert, Putin würde ihn womöglich gerne tot sehen wegen seiner Opposition gegen die russische Ukraine-Politik. Diese soll auch bei der am Sonntag geplanten Demonstration Thema sein.
Regierungskritiker erinnerten daran, dass Nemzow immer wieder Drohungen erhalten, stets aber zusätzliche Sicherheitsmassnahmen abgelehnt habe. Nemzow war Ende der 1990er Jahre kurzzeitig stellvertretender Ministerpräsident unter Putins Vorgänger Boris Jelzin.
Kämpfer gegen die Korruption
Er hat sich auch im Kampf gegen die Korruption im Land einen Namen gemacht. Zuletzt prangerte er zum Beispiel die hohen Ausgaben für die Olympischen Winterspiele in Sotschi an.
Der Kreml-Kritiker Michail Kasjanow sagte Reportern, es könne nur eine Deutung der Tat geben: «Er wurde erschossen, weil er die Wahrheit gesagt hat.» Kasjanow war unter Putin einst Ministerpräsident.
Der Oppositionelle und ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow warf Putin über Twitter vor, «ein Klima des Hasses und der Gewalt» im In- und Ausland geschaffen zu haben. «Blutvergiessen ist die Voraussetzung, um Loyalität zu beweisen», schrieb er weiter.
Ausserhalb Moskaus wenig Echo
Mit seiner Kritik erreichte Nemzow vor allem Intellektuelle in Moskau. Ausserhalb der grossen Städte haben die Putin-Gegner aber wenig Unterstützung. Nemzow ist mit Abstand die bekannteste Figur der Opposition, die in der mittlerweile 15-jährigen Amtszeit des Präsidenten in Russland getötet worden ist.
Die Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja wurde 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Der frühere Chef des Öl-Konzerns Yukos, Michail Chodorkowski, sass jahrelang im Gefängnis. Der kritische Blogger Alexej Nawalni verbüsst eine 15-tägige Haftstrafe. Kasparow lebt im Ausland.
Im Ausland verurteilt
Die Ermordung des Regime-Kritikers wurde von ausländischen Politikern verurteilt, so etwa von US-Präsident Barack Obama. In einer am vom Weissen Haus verbreiteten Erklärung wird die russische Führung zu einer «schnellen, unvoreingenommenen und transparenten» Aufklärung des Verbrechens aufgefordert.
Der französische Präsident François Hollande nannte den Mord an Nemzow niederträchtig. Der frühere Vize-Ministerpräsident sei ein mutiger und unermüdlicher Verteidiger der Demokratie gewesen, teilte der Élysée-Palast mit.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. Zugleich würdigte sie den Mut des Politikers, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin erklärte. Merkel forderte Putin auf, «zu gewährleisten, dass der Mord aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden». Auch der bulgarische Aussenminister Daniel Mitow verlangte eine «unabhängige Ermittlung».
Die Tat ereignete sich den Regierungsangaben zufolge am Freitag kurz vor Mitternacht (Ortszeit). Der Nachrichtenagentur TASS zufolge wollte Nemzow nach dem Abendessen in einem Restaurant am Roten Platz noch einen Spaziergang machen.
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Die Polizei sperrte die Umgebung ab und begann weniger als zwei Stunden nach dem Attentat damit, den Tatort vom Blut zu reinigen. Menschen legten in der Nähe Blumen nieder.
Nemzow wurde zuletzt mit den Worten zitiert, Putin würde ihn womöglich gerne tot sehen wegen seiner Opposition gegen die russische Ukraine-Politik. Diese soll auch bei der am Sonntag geplanten Demonstration Thema sein.
Regierungskritiker erinnerten daran, dass Nemzow immer wieder Drohungen erhalten, stets aber zusätzliche Sicherheitsmassnahmen abgelehnt habe. Nemzow war Ende der 1990er Jahre kurzzeitig stellvertretender Ministerpräsident unter Putins Vorgänger Boris Jelzin.
Kämpfer gegen die Korruption
Er hat sich auch im Kampf gegen die Korruption im Land einen Namen gemacht. Zuletzt prangerte er zum Beispiel die hohen Ausgaben für die Olympischen Winterspiele in Sotschi an.
Der Kreml-Kritiker Michail Kasjanow sagte Reportern, es könne nur eine Deutung der Tat geben: «Er wurde erschossen, weil er die Wahrheit gesagt hat.» Kasjanow war unter Putin einst Ministerpräsident.
Der Oppositionelle und ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow warf Putin über Twitter vor, «ein Klima des Hasses und der Gewalt» im In- und Ausland geschaffen zu haben. «Blutvergiessen ist die Voraussetzung, um Loyalität zu beweisen», schrieb er weiter.
Ausserhalb Moskaus wenig Echo
Mit seiner Kritik erreichte Nemzow vor allem Intellektuelle in Moskau. Ausserhalb der grossen Städte haben die Putin-Gegner aber wenig Unterstützung. Nemzow ist mit Abstand die bekannteste Figur der Opposition, die in der mittlerweile 15-jährigen Amtszeit des Präsidenten in Russland getötet worden ist.
Die Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja wurde 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Der frühere Chef des Öl-Konzerns Yukos, Michail Chodorkowski, sass jahrelang im Gefängnis. Der kritische Blogger Alexej Nawalni verbüsst eine 15-tägige Haftstrafe. Kasparow lebt im Ausland.
Im Ausland verurteilt
Die Ermordung des Regime-Kritikers wurde von ausländischen Politikern verurteilt, so etwa von US-Präsident Barack Obama. In einer am vom Weissen Haus verbreiteten Erklärung wird die russische Führung zu einer «schnellen, unvoreingenommenen und transparenten» Aufklärung des Verbrechens aufgefordert.
Der französische Präsident François Hollande nannte den Mord an Nemzow niederträchtig. Der frühere Vize-Ministerpräsident sei ein mutiger und unermüdlicher Verteidiger der Demokratie gewesen, teilte der Élysée-Palast mit.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. Zugleich würdigte sie den Mut des Politikers, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin erklärte. Merkel forderte Putin auf, «zu gewährleisten, dass der Mord aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden». Auch der bulgarische Aussenminister Daniel Mitow verlangte eine «unabhängige Ermittlung».
(bert/sda)
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