SARS in Singapur - Online Shops und Pizza-Services boomen

In Singapur allein sind neun der weltweit rund 140 Opfer der ansteckenden Lungenkrankheit gestorben. Richtig zu tun haben deshalb momentan vor allem Pizza-Boys und ihre Kollegen von anderen Frei-Haus-Lieferanten.

Statt ins Einkaufszentrum oder in den Supermarkt zu gehen, lassen die Menschen lieber liefern. Das Geschäft von Online-Shops und Heim-Service-Diensten boomt.

300 Prozent höher

Das Online-Geschäft von NTUC Fairprice, der grössten Supermarktkette Singapurs, schoss seit dem Ausbruch von SARS um 300 Prozent nach oben. "Das ist definitiv sehr ungewöhnlich", sagt Pansy Ong, ein Sprecher des Unternehmens.

Sogar während des chinesischen Neujahrsfests, der gewöhnlich umsatzstärksten Zeit, lege dieser Bereich üblicherweise nur um rund 40 Prozent zu.

Ong hat noch einen anderen Beweis für den deutlichen Trend. "In den letzten zwei oder drei Wochen lassen sich jeden Tag gut 100 neue Nutzer registrieren", erläutert er. "Vor SARS waren es gerade einmal 20". NTUC Fairprice hat reagiert: Zusätzliches Personal wurde abgestellt, um die Waren für den Versand fertigzumachen.

Daheim essen

Auch McDonald's mit seinen 120 Niederlassungen in Singapur bringt Pommes und Hamburger nun immer öfter an die Haustür der vorsichtigen Menschen in der Stadt. Der Umsatz des Heim-Service ist durchweg gestiegen. "Wir glauben schon, dass das an SARS liegt", sagt Jowena Liang, Marketing-Chef der Burger-Kette in Singapur.

Die Fast-Food-Kollegen von Pizza Hut wissen Ähnliches zu berichten. "In unseren Restaurants sind weniger Kunden als sonst", sagt Pizza-Hut-Manager Yoga Loganathan. "Gleichzeitig sind die Lieferzahlen des Heim-Service höher als gewöhnlich."

Zeit für Internet und SMS

Und auch Internet- und Mobilfunkanbieter profitieren vom Ausnahmezustand. Provider SingTel etwa verzeichnete einen Anstieg der Netz-Nutzung um 20 Prozent. "Die Kinder sitzen derzeit einfach mehr zu Hause vor dem Computer und surfen im Netz", erklärt SingTel-Sprecher Francis Huan.

Der Grund liegt auf der Hand: Vor rund drei Wochen waren die Schüler in Singapur wegen der SARS-Gefahr in Zwangsferien geschickt worden, zeitweise rund 600 000 von ihnen. Aber nicht nur von der zusätzlichen Freizeit der Jugendlichen profitieren die Telekom-Anbieter der Stadt.

Auch die Sehnsucht der Schüler nach ihren Klassenkameraden bringt ihnen offenbar unerwarteten Umsatz: "Seit Mitte März werden zehn bis zwanzig Prozent mehr SMS-Nachrichten verschickt", sagt Eric Loh, Sprecher des SingTel-Konkurrenten Starhub.

(Luke Pachymuthu/afp)