Nach der rapiden Verschlechterung der Finanzlage von Sabena
während der letzten Monate seien dringende Massnahmen nötig
geworden, um die Gesellschaft wieder rentabel zu machen, teilte
Sabena am Donnerstag mit. Sabena-Chef Christoph Müller legte dem
Personal einen entsprechenden Restrukturierungsplan vor.
Sabena will damit das Ergebnis ab 2001 um rund 570 Mio. Fr.
(14,4 Mrd. belgische Francs) verbessern, nachdem im ersten Halbjahr
2000 ein Verlust von rund 130 Mio. Fr. eingeflogen worden war. Eine
Verbesserung von 2,2 Mrd. Francs soll der Abbau von 400 bis 500 der
rund 12 000 Vollstellen erbringen. 12,2 Mrd. Francs sollen durch
betriebliche Massnahmen eingespart werden.
Laut der Mitteilung sind im Zuge des Stellenabbaus «keine
kollektiven Entlassungen vorgesehen.» Es werde alles unternommen,
um die Betroffenen in der Gruppe weiterzubeschäftigen; mehrere
Unternehmenseinheiten, so etwa die im technischen Bereich tätige
Sabena Technics, benötigten für ihr Wachstum qualifiziertes
Personal.
Die sozialen Auswirkungen würden zudem durch die natürliche
Fluktuation und saisonale Schwankungen gedämpft. Über die
Massnahmen im Personalbereich, die zu beschleunigten
Produktivitätsverbesserungen führen sollen, wird mit den
Personalvertretungen bis Ende Januar eine Übereinkunft angestrebt.
Im betrieblichen Bereich streicht Sabena ab April 2001 die
derzeit defizitären Direktflüge Brüssel-Johannesburg und Brüssel-
Newark (New York). Laut Sabena-Sprecher Wilfried Remans werden
dadurch zwei Flugzeuge frei, die mit zwei bereits im Juni
stillgelegten Airbus verkauft werden sollen.
Rascher vorangetrieben werden soll zudem das Zusammengehen von
operationellen Einheiten mit der SAir-Gruppe. So ist im Catering
und Cargo Handling die Bildung von Gemeinschaftsunternehmen mit
Gate Gourmet und Cargologic von SAir vorgesehen.
Entsprechende Massnahmen sollen für die Bereiche Facilities &
Properties sowie Sabena Technics geprüft werden. Verbessert werden
soll zudem der Betrieb des Hubs in Brüssel, um die Kosten auf Grund
von Verspätungen zu vermindern.
Sabena führt die Verschlechterung der Finanzlage vor allem auf
die hohen Treibstoffpreise, den hohen Dollarkurs, den harten
Wettbewerb und den Abgang des US-Partners Delta 1999 zurück. Dazu
kämen die Kosten für die laufende Flottenerneuerung, das rasche
Wachstum ohne Senkung der Fixkosten und die höheren Sozialkosten.
Auch für 2001 erwartet Sabena keine grundlegende Verbesserung
bei Treibstoffpreisen und Dollarkurs. Die Gesellchaft, die bis
August vom Schweizer Paul Reutlinger geführt wurde, fliegt seit
1999 wieder in der Verlustzone. Die SAir-Gruppe will ihren Anteil
an Sabena von 49,5 Prozent auf 85 Prozent aufstocken.
(sda)