Saddam schweigt im zweiten Prozess

publiziert: Montag, 21. Aug 2006 / 20:35 Uhr / aktualisiert: Montag, 21. Aug 2006 / 21:37 Uhr

Bagdad - Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein steht erstmals unter dem Vorwurf des Völkermords vor Gericht.

Saddam Hussein lieferte sich zu Beginn des Prozesses ein Wortgefecht mit dem Vorsitzenden Richter.
Saddam Hussein lieferte sich zu Beginn des Prozesses ein Wortgefecht mit dem Vorsitzenden Richter.
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Verantwortlich gemacht wird er für die Giftgasangriffe auf die kurdische Minderheit vor rund 20 Jahren. Das irakische Sondertribunal eröffnete das zweite Verfahren gegen den Ex-Präsidenten. Zum Prozessauftakt äusserte sich Saddam Hussein nicht zur Anklage. «Ich schweige, und das ist mein Recht», sagte er auf die Frage, ob er sich schuldig oder nicht schuldig bekenne.

Wie im ersten Prozess machte Saddam Hussein, auch keine Angaben zu seiner Person. «Sie wissen meinen Namen», antwortete er lediglich. Der Vorsitzende Richter, der Schiit Abdullah Ali al-Aloosch, wertete die Aussagen schliesslich als Plädoyer auf nicht schuldig.

Saddam Hussein wird für die Tötung von mehr als 100 000 Kurden bei der so genannten Operation Anfal verantwortlich gemacht. Mit ihm stehen sechs weitere Angeklagte aus der früheren Armeeführung vor dem Gericht, darunter Saddam Husseins Cousin, der im Irak wegen der Angriffe als «Chemie-Ali» verschrien ist. Allen droht die Todesstrafe.

Giftgaseinsatz

Der Anklage zufolge tötete die irakische Armee während ihrer siebenmonatigen Offensive im Jahr 1988 bis zu 182 000 Menschen im Norden des Landes. Sie setzte Senf- und Nervengas ein und zerstörte tausende Dörfer. Wer nicht bei den Angriffen starb, wurde demnach festgenommen, vertrieben, gefoltert oder hingerichtet.

Ältere Menschen, Frauen und Kinder seien in Internierungslager gesteckt worden. «Diese Verbrechen berühren das Gewissen der ganzen Menschheit», fasste der Chef-Ankläger des Tribunals, Dschaafar al- Mussawi, die Vorwürfe an die Angeklagten zusammen.

Das Verfahren wegen der so genannten Operation Anfal (Kriegsbeute) könnte bis Mitte Dezember beendet sein.

(fest/sda)

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