Sauber-Team weiterhin in Lauerstellung
Mit fünf Dutzend Leuten, drei Autos und mehr als 25 Tonnen weiterem Material hat sich das Sauber-Team nach Australien begeben. Überschwang war vor der 13. Formel-1-Saison nicht auszumachen, aber Erwartungsfreude und Zuversicht.
Wir messen uns daher in erster Linie an BAR und Toyota, die wir als die stärksten unter unsern direkten Konkurrenten betrachten."
Zu einer konkrete Prognose lässt sich Peter Sauber jedoch nicht hinreissen: "Wir wären mit der erfolgreichen Verteidigung des 6. Platzes in der Teamwertung zufrieden." Tiefstapelei? Wir werden sehen.
Sauber schwächer einzuschätzen
Bezüglich der Fahrer ist das Sauber-Team nach dem allseits bedauerten Weggang von Giancarlo Fisichella ein bisschen schwächer einzuschätzen als im Vorjahr.
Dass Felipe Massa (24) seit seinem Formel-1-Debüt (2002 mit Sauber) eminente Fortschritte gemacht und von seiner Grundschnelligkeit keinen Deut eingebüsst hat, stellte er schon im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis.
Dem um zehn Jahre älteren Neuankömmling Jacques Villeneuve dürfte es trotz der Erfahrung aus 133 Grands Prix nicht leicht fallen, den Brasilianer in den Schatten zu stellen und seinem Renommée als Exweltmeister (1997) vollauf gerecht zu werden.
Kleines Budget...
Obschon Saubers Formel-1-Budget mit rund 160 Millionen Franken (inklusive Leasingkosten für die Motoren) mehr als viermal so gross ist wie anlässlich des Einstiegs im Jahre 1993 und der Personalbestand seither von 80 auf 300 wuchs, gehört das Schweizer Team nach wie vor zu den schwach dotierten Teams.
Toyota setzt geschätzte 540 Millionen ein, Ferrari 470, McLaren-Mercedes 450, BMW-Williams 420, Renault 380, BAR-Honda 330 und Red Bull 180 Millionen; nur Jordan (120) und Minardi (70) müssen mit weniger auskommen als Sauber.
..."Kleiner" Personalbestand
In Sachen Personalbestand gehört Sauber mit 300 (inklusive 25 Ferrari-Leute) ebenfalls zu den Kleinen; Ferrari beschäftigt 950 Personen, McLaren 910 (davon 410 von Mercedes und Ilmor), BAR 760 (300 von Honda), Williams 740 (250 von BMW), Renault 720, Toyota 650, Red Bull 370, Jordan 200 und Minardi über 115.
Diese Zahlen haben sich in der Relation zueinander seit etlichen Jahren wenig verändert. Sie stellen dem Knowhow und der Effizienz des Sauber-Teams ein sehr gutes Zeugnis aus.
Etliche Inhaber wichtiger Funktionen arbeiten seit langer Zeit in Hinwil - der Technische Direkor Willy Rampf und der Chef-Ingenieur Jacky Eeckelaert seit 2000, der Aerodynamiker Seamus Mullarkey seit Herbst 1998, der Chefmechaniker Urs Kuratle seit 1999, und Beat Zehnder ist sogar seit 1994 als Teammanager im Amt.
Anerkennung für die geleistete Arbeit
Auch die Kontinuität wichtiger Partnerschaften ist Ausdruck der Anerkennung für die im Zürcher Oberland geleistete Arbeit.
Petronas ist seit 1995 dabei, Credit Suisse seit 2001. Von den bisherigen Hauptsponsoren schied Red Bull (1995 - 2004) nach der Übernahme des Jaguar-Teams logischerweise aus.
Sauber bemüht sich zur Zeit (mit guten Aussichten), den Verlust von rund 20 Millionen Franken mit der Acquisition eines neuen, potenten Geldgebers wettzumachen; vielleicht erleben wir schon bald eine Überraschung.
Neuer Reifenpartner - Rückkehr zu eigenem Getriebe
Nicht mehr ganz unerwartet käme hingegen Saubers Zusammengehen mit einem neuen Motorenpartner per 2006 - am ehesten mit BMW, eventuell mit Mercedes, Toyota oder Renault.
Das seit 1997 bestehende Abkommen mit Ferrari wird am Ende dieser Saison wahrscheinlich nicht mehr erneuert, beschert indes Sauber in diesem Jahr nochmals einen der besten Motoren.
In Sachen Standfestigkeit und Leistung sind Massa und Villeneuve damit vermutlich gut bedient. Der Ferrari 054, der unter der Bezeichung des Motorsponsors Petronas läuft, leistet schätzungsweise 880 PS.
Stärker sind der Honda (920), der BMW sowie der Toyota (je 900) und der Mercedes (890). Bedeutend schwächer sind der Renault (850) und der von Red Bull und Minardi verwendete Cosworth (830).
Sauber mit Michelin-Reifen
Wesentliche Neuerungen im Hinblick auf die Saison 2005 betreffen die Reifen und das Getriebe. Die Sauber rollen neuerdings auf Michelin-Gummi.
Zum einen war Sauber nach sechs Jahren zuweilen stiefmütterlicher Behandlung durch Bridgestone (neben dessen bevorzugtem Partner Ferrari) überdrüssig, zum andern erwiesen sich die französischen Reifen den japanischen mehrheitlich als überlegen, und zum dritten reizte der direkte Vergleich mit den hauptsächlichen Gegnern, die durchwegs von Michelin ausgerüstet werden.
Mit der Rückkehr zu einem selbst gebauten Getriebe entfernte sich Sauber um ein weiteres Stück von Ferrari.
Gedämpfte Erwartungen am Saisonbeginn
Der Sauber C24 wurde als Weiterentwicklung des Vorgängermodells konzipiert, ist jedoch der erste Wagen, der zur Gänze auf Grund von Erkenntnissen im eigenen Windkanal entstand.
Gleichwohl haben die Frühjahrs-Testfahrten gezeigt, dass die aerodynamische Effizienz des Autos noch der Optimierung bedarf. Abtrieb und Grip liessen dann und wann zu wünschen übrig.
"Wir haben bereits mehrere Korrekturen vorgenommen", erklärte Peter Sauber. "Deren Auswirkungen lassen sich aber frühestens am Wochenende beurteilen. Möglicherweise können wir in den ersten zwei oder drei Rennen noch nicht ganz mithalten."
Umso grössere Bedeutung kommt dem Faktor Zuverlässigkeit zu. Sauber ist diesbezüglich sehr zuversichtlich: "Die bei den Testfahrten aufgetretenen Probleme waren selten und mehrheitlich geringfügig."
(rr/Si)
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