Scharon bei dritter Notoperation

publiziert: Samstag, 7. Jan 2006 / 08:34 Uhr / aktualisiert: Samstag, 7. Jan 2006 / 09:10 Uhr

Jerusalem - Der dramatische Zustand des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon hat eine dritte Notoperation erforderlich gemacht.

Beobachter halten ein Rückzug Scharons aus der Politik für sehr wahrscheinlich.
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Nach der fünfstündigen Behandlung sei die Situation Scharons «ernst, aber stabil», hiess es im Spital. Der Zustand des 77-Jährigen, der weiter im künstlichen Koma lag, habe sich «deutlich verbessert», sagte der Leiter der Klinik, Schlomo Mor Josef, in Jerusalem auf Basis einer Computertomographie Scharons. Es gebe keinerlei Blutungen mehr. Das israelische Radio berichtete, das Gehirn des Ministerpräsidenten habe einen schweren und nicht mehr heilbaren Schaden erlitten. Auch Vertraute rechneten nicht mehr mit der Rückkehr Scharons in sein Amt.

Kampf seit Mittwoch

Seit dem schweren Schlaganfall des Regierungschefs am Mittwochabend kämpften die Ärzte um das Leben Scharons. Am Mittwochabend hatte Scharon auf seiner Farm in der Negev-Wüste plötzlich über Unwohlsein und Druck in der Brust geklagt und war ins Spital gebracht worden. Scharon hatte bereits Mitte Dezember einen leichten Schlaganfall erlitten. Danach war er mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt worden.

Kritik an Ärzten

Nach dem zweiten schweren Schlaganfall Scharons wuchs in Israel die Kritik an den behandelnden Ärzten. Es sei unverständlich, warum Scharon nach seinem ersten Schlaganfall vor drei Wochen nicht unter ständiger Beobachtung stand und die Nacht vor einem geplanten Eingriff sogar auf seiner entlegenen Farm im Süden Israels verbringen durfte, sagte ein Spitalchef der Zeitung «Haaretz». Führende Vertreter von Scharons neuer Partei Kadima versammelten sich um über den künftigen Kurs zu beraten. Der Politiker Schimon Peres sagte nach einem Treffen mit dem amtierenden Regierungschef Ehud Olmert, er habe das Gefühl, weder er noch Ehud hätten die Hoffnung, die Vision und den Glauben an die Möglichkeiten aufgegeben. Unterdessen wurde über Versuche aus dem rechtsgerichteten Likud-Block berichtet, zur Partei Kadima übergetretene Politiker zurückzugewinnen.

Rückzug wahrscheinlich

Nach Einschätzung von Mitarbeitern und Parteifreunden wird Scharon vermutlich nicht mehr in die Politik zurückkehren können. Ein enger Vertrauter des Regierungschefs sagte, der schwere Schlaganfall habe «beträchtliche Hirnschäden» hinterlassen.

Die Nachricht vom schweren Hirnschlag des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon ist in den Palästinensergebieten mit Erleichterung aufgenommen worden. Für viele Palästinensern ist er eine Hassfigur.

Korei sieht Machtvakuum

Die offiziellen Kommentare der Palästinenserführung fielen verhaltener aus. Ministerpräsident Ahmed Korei sagte, Scharons Ableben würde ein «grosses Vakuum» schaffen.

Scharon hatte im vergangenen Monat die Partei Kadima gegründet, mit der er bei den Wahlen im März antreten wollte. Umfragen zeigten ihn als Favoriten. Gegen den Widerstand rechtsorientierter Politiker hatte Scharon den israelischen Abzug aus dem Gazastreifen im September durchgesetzt.

Die israelische Regierung hatte sich am Donnerstag zu einer Dringlichkeitssitzung versammelt. Scharons Stellvertreter Ehud Olmert übernahm vorübergehend die Amtsgeschäfte.

Genesungswünsche

Der palästinensische Regierungschef Ahmed Korei wünschte Scharon schnelle Besserung. Wenn Scharon sich aus der Politik verabschiede, werde das Auswirkungen «nicht nur auf Israel, sondern auf die ganze Region haben», sagte Korei in Ramallah.

Auch aus Europa trafen Genesungswünsche ein. Der französische Präsident Jacques Chirac sandte seine besten Wünsche. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel erklärte, ihre Gedanken seien bei Ariel Scharon und seiner Familie. Die Schweiz teilte mit, sie teile die Sorgen der israelischen Bevölkerung.

Letzte Schlacht

Israelische Medien bewerteten die Lage als dramatisch. «Es scheint als sei die Ära Scharons an der Spitze Israels an ihr tragisches Ende gelangt», kommentierte «Haaretz». Die grösste Zeitung des Landes, «Jedioth Ahronoth», titelte: «Die letzte Schlacht.»

Der israelische Parlamentspräsident Reuven Rivlin sprach sich dafür aus, die im März geplanten Wahlen ungeachtet des gesundheitlichen Zustands von Scharon abzuhalten. Als Begründung nannte er Sorge um die politische Stabilität des Landes.

Lob von Bush

US-Präsident George W. Bush übermittelte Scharon unterdessen seine Genesungswünsche. Die Gedanken und Gebete des Weissen Hauses seien bei Scharon, sagte Bushs Sprecher Scott McClellan am Mittwoch. Die US-Regierung verfolge die Situation.

Bush und Scharon verbindet eine enge persönliche Beziehung. Der US-Präsident lobte Scharon zuletzt für seinen Mut beim Abzug israelischer Siedler und Truppen aus dem Gazastreifen.

(ht/sda)

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