Schaurige Schönheit: Kudzu überwuchert USA

publiziert: Mittwoch, 3. Dez 2003 / 09:48 Uhr

Auburn - Der Tod kommt als dichte Decke aus Grün. Das Blättermeer verschluckt Häuser und Autos. Bäume und Masten werden zu verwucherten Vogelscheuchen. Vorhänge der Kudzu, einer aus Asien eingeschleppten Schlingpflanze, verhüllen im Südosten der USA Waldränder und Abhänge.

Die Kudzu erobert unaufhaltsam den Südosten der USA. Viele Amerikaner stört Kudzu erst, wenn sich das grüne Laken im Winter in ein hässliches graues Leichentuch verwandelt.

Doch Biologen und Forstwirte machen sich mittlerweile ernsthafte Sorgen."Kudzu kann eine Gegend komplett ruinieren", sagt James Miller von der Forschungsstation Süd der amerikanischen Forstbehörde USFS in Auburn (US-Staat Alabama). Geschätzte drei Millionen Hektaren soll die Ranke bereits überwuchert haben.

Heimische Pflanzen bedroht

"Kudzu killt die biologische Vielfalt und bedroht heimische Arten", sorgt sich Joyce Bender von der Naturreservat-Kommission in Kentucky. "Zudem sind Kudzu-Flächen nicht gerade attraktiv für Besucher von Nationalparks und -wäldern."

Auch Energieversorger hassen das Kraut: "Wir geben 250 000 Dollar jährlich aus, um die Schlingpflanze zu bekämpfen", sagt Amoi Geter vom Stromerzeuger Georgia Power. Insgesamt muss die Branche nach Expertenschätzung 1,5 Millionen Dollar (1,9 Mio. Franken) jährlich für die Kudzu-Kontrolle berappen.

Das ist eine Sisyphus-Arbeit: "Kudzu kann in drei Tagen bis zu einem Meter wachsen", sagt Forstökologe Miller. Vor kurzem machten Biologen zudem eine beunruhigende Erfahrung: Anders als noch vor Jahren verschmähen Insekten die fremde Pflanze nicht mehr. Sie bestäuben die Blüte, Samen entstehen.

Exotisches Ziergewächs

Nicht immer war die Pflanze unbeliebt. Bei der Weltausstellung in Philadelphia 1876 erregte Kudzu als exotisches Ziergewächs Aufsehen. Schon bald spross die Kletterwurz mit den angenehm duftenden Blüten an zahllosen Veranden und Balkons empor.

Zwei Entdeckungen erwiesen sich als fatal: Rinder und Schafe mögen Kudzu, und die Pflanze lässt sich zur Erosionskontrolle im Strassenbau einsetzen. "Von 1935 bis 1941 wurden 73 Millionen Kudzu-Setzlinge innerhalb der USA verschickt", sagt Miller.

Um die Pflanze wirksam zu bekämpfen müssen teuere und umweltschädliche Pflanzengifte mehrere Jahre lang gesprüht werden. Biologische Mittel - etwa eine Blattwespenart und eine Pilzart aus Asien - sind erst in der Testphase und kommen frühestens in fünf bis zehn Jahren auf den Markt.

Schafe als Lösung

Eine weitaus unbedenklichere - wenn auch bislang wenig beachtete - Methode hat das Unternehmen Bellwether Solutions mit Sitz in New Hampshire entwickelt: Schafe. "Wir stellen einfach 500 Schafe auf einen Hektar Kudzu, die fressen alles auf und zertreten die Stängel", sagt Firmenchef Dick Henry.

Damit lassen sich punktuelle Erfolge im Kampf gegen Kudzu erzielen. "Auf die Beweidungsintervalle kommt es an: die Pflanze muss erneut abgefressen werden, bevor sie Kraft in die Knollen stecken kann", erklärt Henry.

(Arno Schütze/afp)

 
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