Schimmelpilz lässt Violinen schöner klingen

publiziert: Mittwoch, 18. Jun 2008 / 23:57 Uhr

St. Gallen - Eine kleine Dosis Schimmel kann eine Geige, respektive deren Klang, nachhaltig verändern. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Eidgenössischen Laboratorien für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung in St. Gallen im Wissenschaftsmagazin Nature.

Schweizer Forscher haben das Geheimnis des Klangkörpers gelüftet.
Schweizer Forscher haben das Geheimnis des Klangkörpers gelüftet.
1 Meldung im Zusammenhang
Die Behandlung mit dem Pilz reduziert die Dichte des Holzes. Der Effekt sei vergleichbar mit dem Klang von Geigen, deren Holz in niedrigen Temperaturen gewachsen ist - angeblich ein Geheimnis der Stradivari-Violinen.

Die Schweizer arbeiten mit einem Geigenbauer zusammen, der sechs verschiedene Instrumente, drei aus pilzinfiziertem Baumholz und drei mit Holz von gesunden Bäumen fertigt.

Gegen Ende des Jahres werden alle sechs Instrumente fertig gestellt sein. Anschliessend soll in einem so genannten Blindfold-Test der Klangunterschied ermittelt werden.

Die Effizienz mit der ein vibrierendes Stück Holz die Schallwellen an die Aussenwelt abgibt, hängt vom Verhältnis ab, wie schnell die Wellen aufgrund der Materialdichte durch den Korpus des Instruments gehen. Ein hoher Wert sorgt dafür, dass das Instrument lauter klingt.

Stradivari hatte Glück mit der Kleinen Eiszeit

Stradivari hatte das Glück, dass er während der kältesten Periode - der so genannten Kleinen Eiszeit im frühen 18. Jahrhundert - lebte und arbeitete. Damals lag die Durchschnittstemperatur rund einen Grad Celsius unter der von heute. Der Baumwuchs hatte ebenfalls unter diesen strengen Bedingungen zu leiden und das Holz war weniger dicht.

Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen haben ergeben, dass sich Schallwellen durch verschimmeltes und verfaultes Holz langsamer fortpflanzen. Zudem hat der Forscher Francis Schwarze entdeckt, dass einige Pilze das Holz zwar angreifen, nicht aber dessen Ligninschicht zerstören.

Das Experiment der Forscher

Das Forscherteam hatte in einem Experiment eine norwegischen Fichte - die für den oberen Deckel einer Violine verwendet wird - mit dem Pilz Physiporinus vitrius und eine Plantane - deren Holz den Boden einer Violine bildet - mit dem Pilz Xylaria longipes infiziert.

Nach 20 Tagen hatte sich die Dichte des Holzes um mehr als zehn Prozent verringert, ohne jedoch Strukturschwächen zu zeigen. Das Instrument werde sicher einen schönen Klang haben, zeigt sich der Münchner Instrumentenbauer Martin Schleske überzeugt. Schleske arbeitet mit Schwarze zusammen.

Kritischer sieht allerdings der Chemiker und Instrumentenexperte Joseph Nagyvary von der College Station in Texas das Forschungsergebnis. Nagyvary geht davon aus, das Stradivari sein Instrumentenmaterial zur klanglichen Verbesserung chemisch behandelt hatte. So habe er etwa seinerzeit Holz in Wasser eingelegt, um das mikrobielle Wachstum zu fördern.

Zu dem könnte auch die Politur eine wesentliche Rolle im gesamten Klangbild spielen. Das Holz, das die Schweizer Forscher verwenden, sei jedenfalls viel dünner als jenes im herkömmlichen Instrumentenbau. Es könnte nach Ansicht des Forschers schwierig sein, dass der Pilz die Struktur gleichförmig angreift. Möglicherweise wäre es günstiger, Pilzenzyme zu verwenden.

(dl/pte)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Paris - Der Klang der Stradivari-Geigen ... mehr lesen
Eine Stradivari-Geige.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die künstliche Intelligenz kann das traditionelle Brauerbe unterstützen.
Die künstliche Intelligenz kann das traditionelle ...
Belgische Forscher setzen künstliche Intelligenz ein, um den Geschmack von belgischem Bier zu verbessern, das Können des Braumeisters bleibt aber weiterhin entscheidend. mehr lesen 
Wellness Das Lachen dient nicht nur als Zeichen von Freude und Glück, sondern hat auch viele positive Effekte auf unsere Gesundheit. Untersuchungen haben ... mehr lesen  
Lachen hat viele positive Affekte auf den Körper und die Psyche.
Ein multidisziplinäres Team der Universität von Waterloo hat ein innovatives Kontaktlinsenmaterial entworfen, das als Verband für Hornhautwunden dienen und gleichzeitig kontrolliert Medikamente freisetzen könnte, um die Heilung des Auges zu beschleunigen. mehr lesen  
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), arbeitet mit dem Prototyp der entkoppelten Wasserspaltung.
Forscher haben ein neues Konzept zur effizienteren Gewinnung von Wasserstoffenergie vorgestellt, bei dem Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, ... mehr lesen  
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 9°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 7°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 3°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 15°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 10°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten