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«Schreibt, was ihr wollt!»
publiziert: Dienstag, 29. Jun 2010 / 13:02 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 29. Jun 2010 / 14:02 Uhr

Keiner fällt in Südafrika mehr auf als Argentiniens Coach Diego Armando Maradona (49). Ihm wird das grösste Podium zuteil. Seine unkonventionellen Auftritte liefern mehr Gesprächsstoff als manche WM-Partie.

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Für das Gros der Coaches ist der obligate Gang vor die Medien nach einer WM-Partie ein reiner Pflichttermin. Bewegendes veröffentlichen sie in unterkühlter Atmosphäre in der Regel nicht. Die FIFA verpflichtet sie zum Statement. Entsprechend emotionslos und streng nach Protokoll verlaufen solche Konferenzen im Normalfall.

Am Sonntagabend, nach dem 3:1 von Argentinien im Achtelfinal gegen Mexiko, war alles ein bisschen anders. Maradona, der Mann mit der gloriosesten und wildesten Vergangenheit aller WM-Teilnehmer, war angekündigt. Zunächst einmal liess er alle über 45 Minuten lang warten. Nur die Anspielzeiten sind ihm heilig, ansonsten lebt er in einer eigenen Zeitzone.

Schall und Zigarrenrauch

Tief drin im mächtigen Soccer-City-Stadion war längst alles bereit und die Zuhörerplätze belegt. Dann taucht er spätabends plötzlich doch noch auf. Noch ehe ihn die Live-Kameras erfassen, übergibt 'Dieguito' seine glühende Zigarre einem Betreuer. Kurz zuvor hat er ein letztes Mal kräftig inhaliert. Eine grau-blaue Dunstwolke steigt auf.

Diegos Entourage wedelt hektisch mit Sichtmäppchen. Vom Geschmack der 'Havanna' sollte niemand etwas mitbekommen. Gleich fünf Begleiter kümmern sich um den Genussmenschen, der nicht immer mit einem Apfel in der Hand zur öffentlichen Analyse erscheint. Schall und Rauch zieht Maradona vor. Fussball war für ihn immer schon primär eine tolle Show.

Für 'El Diez' ist der Auftritt vor den Journalisten deshalb kein lästiges Nachspiel. Die dritte Halbzeit pflegt er zu zelebrieren. Er gefällt sich als Unterhalter. Seine Mimik verändert sich von Minute zu Minute. Mal überrascht der Charismatiker die Fragerunde mit Humor, Sekunden später redet sich Maradona schon fast wieder in Rage. In seinem Kopf verläuft wenig nach Plan. Vieles entspringt dem Prinzip Zufall.

Der «Halbgott» Maradona spielt in einer separaten Liga

Die ganze Platte Maradona wird in dieser halben Stunde gespielt. Warum er in der Verteidigung auf Burdisso gesetzt habe? «Was ist das denn für eine dumme Frage? So etwas muss ich gar nicht beantworten», blafft der 'Halbgott' vom Podium herab. Unfassbar, dass einer es wagte, seine majestätische Taktik zu ergründen. Eine Minute später ist der Ärger verflogen. Maradona schwärmt von Messi: «Wie ein Jet ist er über den Rasen gedüst.»

Dass die Gauchos im Viertelfinal nun auf Deutschland treffen, kümmerte Diego am Abend des bisher wichtigsten Erfolgs seiner Trainer-Karriere nicht gross. Den nachfragenden deutschen Reporter lässt er ziemlich auflaufen: «Lassen Sie mich jetzt doch zuerst das Spiel gegen Mexiko geniessen. Was ich von den Deutschen halte? Denken Sie sich selber etwas aus. Schreibt doch, was ihr wollt.»

Er stelle ihm eine 'Carte Blanche' aus, lachte Maradona. Von denen besitzt er selber vermutlich am meisten. Deshalb nimmt der ranghöchste Fan der 'Albiceleste' wohl auch nie ein Blatt vor den Mund. Schon gar nicht, wenn sich die Debatte plötzlich um Lionel Messi, seinen legitimen Nachfolger und aktuellen Träger der magischen Nummer 10, zu drehen beginnt. «Er wird ständig getreten und gefoult. Alle schauen weg, das ist ein Skandal!»

Der schwere Fehler des italienischen Schiedsrichter-Assistenten vor dem 1:0 der Argentinier mochte Maradona nicht gross kommentieren: «Der mexikanische Trainer ist heissblütig wie ich.» Lieber setzte er seine Messi-Predigt fort: «Ich weiss genau, was er an Tritten und Schlägen auszuhalten hat. Es war bei mir als Spieler doch genau gleich. Messi hat immer drei Gegner, die ihn bearbeiten.»

Plauderstunde gefällig?

Irgendwann, knapp nach Mitternacht, wollte der FIFA-Mediensprecher den Ausführungen Maradonas ein sanftes Ende setzen. «Last question, please.» Letzte Frage. 'Dieguito' war aber anderer Meinung. «Was? Schon fertig? Wollen Sie mich rauswerfen?» Er ist jetzt in Fahrt gekommen und verlängert die Plauderstunde eigenmächtig. Widerrede zwecklos -- auch für den Vertreter des Weltfussball-Verbandes.

In der persönlichen Overtime hielt Maradona dann noch eine überraschende Message bereit: «Ich widme diesen Sieg meinem verletzten Freund Valentino Rossi.» Ob er den nächsten Fidel Castro schenkt? Nichts ist ausgeschlossen. 'El Pibe de Oro' lebt. Und wie sehr er noch immer vom kindlichen Gemüt geleitet wird, verdeutlichte die eine Szene am Ende: Maradona schnappte sich den ausgestellten Jabulani-Ball, klemmte ihn wie früher unter den Arm und verschwand grinsend.

(von Sven Schoch, Johannesburg/Si)

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