Schulpräsident wegen Kinderpornografie vor Gericht

publiziert: Freitag, 15. Aug 2003 / 10:43 Uhr / aktualisiert: Freitag, 22. Jul 2011 / 16:27 Uhr

Frauenfeld - Der Frauenfelder Schulpräsident und ehemalige Präsident der Thurgauer Grünen, Hans E., muss sich wegen mehrfacher Pornografie vor Gericht verantworten. Er selbst hatte erklärt, die Internetseiten nur aus Neugier angeschaut zu haben.

Hans E., Präsident der Frauenfelder Schulbehörde: Kinderpornos aus Neugier?
Hans E., Präsident der Frauenfelder Schulbehörde: Kinderpornos aus Neugier?
Nach Angaben des Bezirksgerichts Frauenfeld wird gegen E. am 17. September verhandelt. Er war im Rahmen der Operation Genesis, mit der die Ermittlungsbehörden schweizweit gegen Kinderpornografie im Internet vorgingen, ins Visier der Justiz geraten. Das Anschauen kinderpornografischer Seiten wird strafbar, wenn deren Inhalte aus dem Internet herunter geladen werden.

E. erklärte in einer öffentlichen Stellungnahme: Ich habe mich aus Neugier vor längerer Zeit in Internetseiten eingeschaltet, die umstritten sind. Er sei Opfer eines marktwirtschaftlichen Angebots geworden, dem ich besser widerstehen hätte sollen. Er wehre sich aber energisch dagegen, sollte jemand daraus Handlungen von mir ableiten.

E. ist im Thurgau kein Unbekannter. Er war einer Thurgauer Grünen der ersten Stunde und vertrat die Partei auch im Grossen Rat, stand auf deren Nationalratsliste und leitete jahrelang das Internat der Kantonsschule Frauenfeld.

In der Kanti Frauenfeld war er Prorektor, bevor er 2001 zum vollamtlichen Schulpräsidenten gewählt wurde. Er ist der erste Frauenfelder Schulpräsident, der sowohl der Primar- als auch der Oberstufengemeinde vorsteht. Ausserdem ist er im Thurgauer Hochschulrat.

E. hat gegenüber regionalen Medien bestätigt, dass er beantragt hatte, das Gerichtsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Der Antrag wurde abgelehnt.

In der Operation Genesis waren im vergangenen Jahr in der Schweiz 1001 Verdächtige angezeigt worden, weil sie sich in Internetseiten mit Kinderpornografie eingeloggt hatten. 390 Verfahren sind bereits eingestellt worden, 163 Beschuldigte wurden zu Bussen verurteilt, 63 erhielten bedingte Gefängnisstrafen.

(fest/sda)

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