Schumachers Nachfolger in Sicht

publiziert: Samstag, 7. Mai 2005 / 17:14 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 8. Mai 2005 / 09:03 Uhr

Alonso und Räikkönen haben das Zeug zum Weltmeister und geniessen Ferraris Aufmerksamkeit.

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Am Ende der Saison 2006 läuft Michael Schumachers Vertrag mit Ferrari aus, genau so wie der kürzlich um ein Jahr verlängerte Vier-Millionen-Euro-Kontrakt zwischen Fernando Alonso und Renault. Das passe gut zusammen, meinen Szenen-Habitués, die im Formel-1-Paddock das Gras wachsen hören.

Ferrari streckt jedoch die Fühler im Hinblick auf Schumachers möglichen Rücktritt nicht nur nach dem Spanier aus. Eine valable Alternative wäre Kimi Räikkönen, der McLaren-Mercedes im Prinzip schon im kommenden Oktober verlassen kann.

Dem Finnen könnten höchstens die von Zeit zu Zeit kolportierten bacchantischen Ausschweifungen zum Verhängnis werden.

Keine Nummer 2

"Alonso ist nicht die Nummer 1 auf unserer Liste", liess Ferrari-Direktor Jean Todt kürzlich verlauten. Das sei nur ein Ablenkungsmanöver, wurde dem Franzosen unterstellt. Wen er denn sonst noch im Visier hat, verriet Todt nicht. Klarer drückte sich Flavio Briatore, seines Zeichens Teamchef bei Renault und Alonsos Mentor, aus: "Fernando wird nicht für Ferrari fahren, so lange Schumacher dort aktiv ist", sagte der Piemonteser. Daraus erhellt, dass sich Alonso nicht mit dem Nummer-2-Status hinter dem Deutschen abfinden will.

An rennfahrerischem Talent sind Räikkönen und Alonso reich gesegnet; beide sind schnell, kaltblütig, furchtlos und hartnäckig. Äusserlich unterscheiden sich der bleiche, blauäugige, hagere Blondschopf und der dunkelhaarige Wuschelkopf mit den gebräunten Pausbacken stark, im Gehabe jedoch erstaunlich wenig.

Kühler Nordländer

Der Finne verkörpert den Typus des kühlen, wortkargen Nordländers in Reinkultur, wogegen Alonso schlecht ins Cliché des stolzen, heissblütigen Spaniers passt.

Der 24-jährige Asturier ist für sein Alter ungemein abgeklärt. Umso schwerer verständlich ist der Faux-pas, den er sich Mitte dieser Woche leistete. Neben BAR-Honda gebe es noch ein Team, das betrüge, sagte er, und prangerte ausgerechnet Ferrari an, das sich nicht an die auf Freiwilligkeit beruhende Übereinkunft der übrigen Teams hält, den Testbetrieb auf 30 Tage pro Jahr zu beschränken.

Alonso Reifer?

Alonso wirkt trotzdem reifer als der zwei Jahre ältere Räikkönen. Da steht einem ein wortgewandter, humorvoller Gesprächspartner gegenüber, ein leidenschaftlicher Fotograf und Hobby-Magier, der gerne Kartentricks zum Besten gibt, dort ein introvertierter, spröder Schweiger, der sich mit Ausnahme des Rennfahrens für nichts interessiert, nicht einmal für die Technik des Autos.

Alonsos Eltern betrieben einst in Oviedo eine Kartbahn, auf der "Nano" als Dreijähriger sein erstes Rennen bestritt. José Luis, der Vater, arbeitete vor wenigen Jahren noch als Sprengstoff-Experte in einer Mine, ehe er den Posten des Sportdirektors im Formel-Nissan-Team von Adrián Campos, Fernandos früherem Manager, antrat. Mutter Ana war Verkäuferin in der Parfümerie-Abteilung im Warenhaus Corte Inglés.

Als 19-Jähriger wurde Fernando von Renault unter Vertrag genommen, zunächst aber bei Minardi placiert. Als sich dort finanzielle Probleme ergaben, sprang Briatore helfend ein -- nicht ganz uneigennützig freilich; Adrián Campos trat ihm dafür die Rechte an Alonso ab. Renault verordnete Alonso 2002 ein weiteres Lernjahr als Testfahrer, was zwar nicht im Sinn des rennhungrigen Jünglings war, ihm aber offensichtlich gut tat.

Buttton setzte Meilensteine

Alonso liess sich derweil in Oxford, in der Nähe des in Enstone beheimateten Renault-Teams nieder. Im Frühjahr 2003 trat er die Nachfolge des zu BAR abgewanderten Jenson Button an und setzte sogleich Meilensteine: Am 23. März stand er in Malaysia als jüngster Formel-1-Fahrer aller Zeiten sowohl auf der Pole-Position als auch auf dem Podium. Und am 24. August liess er sich in Ungarn als jüngster GP-Sieger feiern.

Obschon Alonso wie Schumacher die Fähigkeit besitzt, auf Anhieb eine schnelle Runde hinzulegen, unterliefen ihm im vergangenen Jahr just in den Qualifyings einige Fahrfehler. Sie waren mit dem unbändigen Willen zu erklären, aus dem schwer zu beherrschenden Renault stets das Maximum herauszuholen, kosteten aber etliche Punkte. Alonsos bemerkenswerte mentale Stärke half ihm, in der zweiten Saisonhälfte aus dem Tief hinaus zu finden.

Die jüngsten Grosstaten sind bekannt: Auf den 3. Platz in Melbourne folgten drei Siege de suite in Sepang, Sakhir und Imola. So kamen 36 Punkte zusammen, 26 mehr als für Schumacher. Selbst bei optimalem Verlauf der kommenden Rennen wird es dem Ferrari-Fahrer nicht leicht fallen, den Rückstand markant zu reduzieren. Im ersten Teil des Qualifyings zum GP von Spanien hatte Alonso den Deutschen fest im Griff. Als Zweiter hinter Jarno Trulli nahm er Schumacher (7.) fast sechs Zehntelsekunden ab. Dritter war Räikkönen.

All-time-Highlights

Weil Schumacher mit den Bridgestone-Reifen im Rennen eher mit den Schnellsten mithalten kann als auf einer einzigen Runde, stehen die Chancen gut, dass er sich mit Alonso noch weitere Zweikämpfe à la Imola liefern werden. Die letzten zwölf Runden des GP von San Marino gehören zu den "All-time-Highlights", wie die epischen Duelle zwischen Gilles Villeneuve und René Arnoux 1979 in Dijon, Elio De Angelis und Keke Rosberg 1982 in Spielberg oder Ayrton Senna und Nigel Mansell 1992 in Monte Carlo.

Und wenn der 36-jährige Schumacher am Ende der Saison zum achten Mal den Titel gewinnen sollte, müsste sich Alonso darob nicht grämen. Ihm bleibt genügend Zeit, um dessen Nachfolge anzutreten, als Ferrari-Fahrer und als Weltmeister.

(kst/Si)

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