«Schumi des Radsports» mit grösstem Erfolg

Als Vierter des Zeitfahrens von Seraing vom Samstag mit 13 Sekunden Rückstand befand sich Schumacher in einer ausgezeichneten Ausgangslage, um Paolo Savoldelli das Leadertrikot abzujagen. Am Ende der 2 km langen Steigung zur Zitadelle von Namur hatten aber die wenigsten Beobachter mit dem Doppelschlag des Deutschen gerechnet. Der grosse Favorit auf den Sieg der 205 km langen 3. Etappe hiess Paolo Bettini (It).

Auf den frühen Angriff von José Luis Rubiera (Sp) vermochte aber nur Stefan Schumacher richtig zu kontern. Der 25-jährige Schwabe setzte sich 800 m vor dem Ziel an die Spitze und fuhr dem grössten Erfolg seiner Laufbahn entgegen. Die Zeitgutschrift von 20 Sekunden sowie der Rückstand Savoldellis von sechs Sekunden erlaubten dem Allrounder, der heuer den Circuit de la Sarthe für sich entschieden und im Gold Race den 9. Platz belegt hatte, um 13 Sekunden die Gesamtführung zu übernehmen.

Karriereknick

In der letzten Saison hatte die Karriere Schumachers einen harten Knick erlitten. Damals noch nicht bei der deutschen Sportgruppe Gerolsteiner, sondern bei einer drittklassigen holländischen Formation unter Vertrag, war er zwar sehr erfolgreich, wurde aber nach der 4. Etappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt positiv auf das Stimulanzmittel Cathin getestet. Der Radprofi fiel auf diese Nachricht hin aus allen Wolken.

Es stellte sich heraus, dass er ein neues Medikament gegen seine Pollenallergie eingenommen hatte. Sowohl seine Mutter, eine praktizierende Ärztin, wie auch der Teamarzt seiner holländischen Sportgruppe als auch die nationale Dopingagentur Hollands bestätigten, dass gegen das neue Medikament keine Einwände bestehen.

Trainingsrückstand

Der Freispruch, weil kein schuldhaftes Doping vorlag, bildete die logische Folge. Aber Schumacher wurde wochenlang vom Rennbetrieb ferngehalten, er musste für die WM in Madrid passen, für die er sich viel vorgenommen hatte.

Immerhin erhielt der Schwabe mit dem Freispruch wieder die Möglichkeit, einen Vertrag für eine Sportgruppe der ProTour zu unterzeichnen. In der höchsten Kategorie war er zuerst bei Telekom untergekommen, wurde dort aber Ende 2003 rausgeworfen, weil man den Neuprofi als nicht gut genug betrachtete. Über den Drittdivisionär Lamonta und den Zweitligisten Shimano kämpfte sich der Schwabe wieder auf die höchste Ebene zurück. Nun ist er der erst siebente deutsche Radprofi, der im Giro d´Italia die Maglia rosa trägt.

Stürze

Auf den regennassen und rutschigen Strassen Walloniens kam es zu einigen Stürzen. Die Aufsplitterung des Feldes bei der Passage von Namur erklärt die 23 Sekunden Rückstand, die Mitfavorit Gilberto Simoni auf Paolo Savoldelli einbüsste. Rund 30 km vor dem Ziel traf es mit Alessandro Petacchi das prominenteste Opfer.

Der Sprintstar kehrte zwar dank der Hilfe seiner Teamkollegen ins Feld zurück. Danach stoppte der Italiner aber seine Fahrt, um die Verletzung am linken Knie durch den Tourarzt behandeln zu lassen. Danach summierte sich Petacchis Rückstand bis ins Ziel auf beinahe eine Viertelstunde.

Resultate:
3. Etappe, Perwez - Namur (Be, 205 km): 1. Stefan Schumacher (De) 5:41:14 (39,086 km/h), 20 Sekunden Bonifikation. 2. José Luis Rubiera (Sp) 0:02, 12 Sek. Bon. 3. Davide Rebellin (It) 0:06, 8 Sek. Bon. 4. Paolo Bettini (It). 5. Philippe Gilbert (Be). 6. Jens Voigt (De). 7. Andrea Moletta (It). 8. José Ivan Gutierrez (Sp). 9. Paolo Savoldelli (It), alle gleiche Zeit. 10. Franco Pellizotti (It) 0:09.

11. Francisco Perez (Sp). 12. Francisco Vila (Sp). 13. Tom Danielson (USA). 14. Dario Cioni (It). 15. Sergej Gontschar (Ukr), alle gleiche Zeit. 16. Damiano Cunego (It) 0:13. 17. Danilo Di Luca (It). 18. Andrea Noé (It). 19. Michael Rogers (Au). 20. Ivan Basso (It).

Ferner: 25. Grégory Rast (Sz), alle gleiche Zeit. 63. Gilberto Simoni (It) 0:29. 107. Jan Ullrich (De) 0:55. 120. Martin Elmiger (Sz), gleiche Zeit. 133. Robbie McEwen (Au) 1:12. 152 Steve Zampieri (Sz) 2:00. 153. Patrick Calcagni (Sz) 2:31. 180. Johann Tschopp (Sz) 4:22. 195. Alessandro Petacchi (It) 14:38. -- 198 klassiert.

Gesamtklassement:
1. Schumacher 10:14:04. 2. Savoldelli 0:13. 3. Rebellin 0:23. 4. José Ivan Gutierrez 0:29. 5. Rubiera 0:31. 6. Gontschar 0:31. 7. Bradley McGee (Au), gleiche Zeit. 8. Perez 0:32. 9. José Enrique Gutierrez (Sp) 0:33. 10. Rogers 0:37.

11. Danielson 0:37. 12. Voigt 0:38. 13. Di Luca 0:39. 14. Marzio Bruseghin (It) 0:40. 15. Olaf Pollack (De) 0:41. 16. Basso 0:43. 17. Cunego 0:45. 18. Cioni 0:46. 19. Bettini 0:47. 20. Joan Horrach (Sp) 0:49.

Ferner: 37. Simoni 1:02. 59. Rast 1:22. 98. Ullrich 1:51. 100. McEwen 1:55. 139. Elmiger 2:42. 140. Zampieri 2:51. 157. Calcagni 3:38. 172. Tschopp 5:24. 195. Petacchi 15:20.

(fest/Si)