Schwede und Amerikaner mit Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet

publiziert: Montag, 9. Okt 2000 / 19:17 Uhr

Stockholm - Ein schwedischer und zwei amerikanische Nervenforscher sind am Montag mit dem diesjährigen Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Ihre «bahnbrechenden Entdeckungen» haben das Wissen über die Hirnfunktionen des Menschen erweitert und zur Entwicklung neuer Medikamente beispielsweise zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und von Depressionen geführt, wie das Preiskomitee erklärte.

Den mit neun Millionen Kronen (zwei Millionen Mark) dotierten Preis teilen sich Arvid Carlsson aus Göteborg und die beiden New Yorker Paul Greengard und Eric Kandel, ein gebürtiger Österreicher mit amerikanischem Pass.

Die drei Forscher gelten als Pioniere bei der Erforschung der Signalübertragung zwischen verschiedenen Nervenzellen, der so genannten langsamen synaptischen Transmission. «Diese Entdeckungen waren entscheidend für das Verständnis der normalen Hirnfunktionen und wie Störungen dieser Signalübertragung neurologische und psychische Krankheiten verursachen können. Diese Erkenntnisse haben dann zur Entwicklung neuer Arzneimittel geführt», erklärte das Preiskomitee vom Stockholmer Karolinska-Institut. Den 77-jährigen Carlsson von der Universität Göteborg zeichnete das Preiskomitee für seine Entdeckung des Dopamins als Signalsubstanz im Hirn aus. Dopamin hat eine große Bedeutung bei der Bewegungskontrolle. Seine Forschungsergebnisse führten dem Komitee zufolge zu der Erkenntnis, dass die Parkinson-Krankheit durch Dopaminmangel in bestimmten Teilen des Hirns verursacht wird, und dass ein «effektives Arzneimittel» (L-dopa) gegen diese Krankheit entwickelt werden konnte.

Carlsson hat außerdem eine Reihe von Folgeentdeckungen gemacht, die die Rolle des Dopamins im Hirn noch näher definieren. So wies er beispielsweise Wirkungsmechanismen für Arzneimittel nach, die bei der Behandlung von Schizophrenie verwendet werden, und legte die Grundlage für die Entwicklung des Mittels SSRI gegen Depressionen, einer der am weitesten verbreiteten Krankheiten in den Industriestaaten. «Dopamin ist außerdem von entscheidender Bedeutung für das Verständnis von Abhängigkeiten», erklärte Komiteevorsitzender Ralf Petterson. «Es gibt Raucher, Alkoholiker und Drogenabhängige. Bei allen dreht es sich um Dopamin-Stufen und die Regulierung von Dopamin.» Carlsson zeigte sich überglücklich, als er am Montag von der Ehrung erfuhr. «Was soll ich sagen, man ist natürlich glücklich, ist sozusagen überwältigt» , sagte er in einem Interview mit dem schwedischen Rundfunk. Der Nachrichtenagentur AP erklärte er, seine Frau werde entscheiden, was mit seinem Drittel des Preisgeldes geschehen werde. Wichtiger sei ihm aber die Aufmerksamkeit, die mit der Auszeichnung auf sein Unternehmen gelenkt werde. In der Firma Carlsson Research arbeiten 30 Mitarbeiter an der Entwicklung von Medikamenten, die die Behandlung von Parkinson verbessern sollen.

«Jetzt wird es für uns leichter, Partner zu finden», sagte er. Die Forschungen der beiden anderen Preisträger basieren auf der Pionierleistung des Schweden, wie das Komitee erklärte. Der 74 Jahre alte Greengard von der Rockefeller-Universität in New York wurde für seine Entdeckung der Wirkungen von Dopamin und einer Reihe anderer Signalsubstanzen auf das Nervensystem ausgezeichnet. Diese Substanzen beeinflussen zuerst einen Rezeptor auf der Nervenoberfläche. Dadurch werde eine ganze Fülle von Reaktionen ausgelöst, die gewisse «Schlüsselproteine» beeinflussten, die ihrerseits verschiedene Funktionen in der Zelle regulierten, hieß es. Form und Funktion der Proteine verändern sich durch Hinzufügen oder Wegnahme von Phosphatgruppen. Durch diesen Mechanismus können die Signalsubstanzen ihre Botschaft zwischen den Nervenzellen übertragen.

Der 70 Jahre alte Kandel vom Zentrum für Neurobiologie und Verhaltensforschung an der New Yorker Columbia-Universität wurde geehrt für seine Entdeckung, wie die Effektivität der Synapsen verändert werden kann und mit welchen molekularen Mechanismen das erfolgt. Anhand des Nervensystems einer Meeresschnecke als Modell zeigte er, dass Veränderungen der Funktion der Synapsen entscheidend für Lern- und Erinnerungsvermögen sind. Für die Entstehung einer Form von Kurzzeitgedächtnis spielt die so genannte Phosphorylierung, also das Hinzufügen von Phosphatgruppen, in der Synapse eine wichtige Rolle. Für die Entstehung eines Langzeitgedächtnisses ist außerdem die Neubildung von Proteinen erforderlich, die unter anderem dazu führen, dass sich Form und Funktion der Synapse ändern.

Am Dienstag werden die Nobelpreisträger für Physik und Chemie bekannt gegeben, am Mittwoch der für Wirtschaft. Finale ist am Freitag, wenn in Oslo der diesjährige Friedensnobelpreisträger verkündet wird. Der Festakt zur Preisverleihung erfolgt wie jedes Jahr am 10. Dezember in Stockholm, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Im Internet: http://www.nobel.se

(sda)

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