Schweiz exportiert um zwei Drittel mehr Kriegsmaterial

publiziert: Dienstag, 22. Jul 2008 / 16:13 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 22. Jul 2008 / 19:23 Uhr

Bern - Schweizer Rüstungsunternehmen haben im ersten Semester 2008 über 63 Prozent mehr Kriegsmaterial ins Ausland verkauft als in der Vergleichsperiode im Vorjahr. Vor allem in den Balkan sowie in den Osten exportierten sie mehr Waffen.

Ein Piranha-Radschützenpanzer der MOWAG.
Ein Piranha-Radschützenpanzer der MOWAG.
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Der Wert der Waffenexporte stieg von 212 auf fast 348 Millionen Franken. Hauptabnehmer im ersten Halbjahr 2008 war Pakistan, das mit 67 Millionen fast einen Fünftel der gesamten Schweizer Exporte für sich beanspruchte.

Die Lieferungen nach Pakistan betrafen knapp die Hälfte der 24 Fliegerabwehrsysteme samt Munition von Oerlikon Contraves im Wert von 156 Millionen Franken. Das Geschäft war vom Bundesrat im November 2007 wegen der damaligen politischen Situation im Lande gestoppt und im April dieses Jahres wieder freigegeben worden.

Hinter Pakistan folgen Dänemark mit Einfuhren im Wert von 43 Millionen sowie Deutschland und Belgien mit je 35 Millionen Franken. Belgien erhöhte die Importe aus der Schweiz um mehr als das Zehnfache. England mit 25 Millionen holte zweimal mehr Schweizer Waffen ins Land als im ersten Halbjahr 2007.

Blühender Handel mit dem Balkan

Während die Lieferungen in bisherige Grossabnehmer-Länder wie USA, Kanada, Brasilien, Irland oder Griechenland zum Teil stark rückläufig waren, blühte der Handel mit den Ländern des ehemaligen Ostblocks und den Balkanstaaten auf. Die Lieferungen an Kroaten, Serbien, Slowenien und Bosnien waren frankenmässig allerdings noch gering.

Dafür erwies sich Rumänen als neuer Grosskunde der Schweiz. Mit Importen im Wert von über 22 Millionen Franken war der ehemalige Ostblock-Staat im ersten Halbjahr 2008 der siebtgrösse Abnehmer für Schweizer Waffenprodukte. Bei den Lieferungen an Rumänien handelte es sich um rund die Hälfte der bestellten 31 Radschützenpanzer.

Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) zeigt sich in einer Stellungnahme «bestürzt» über die neusten Zahlen. Die Schweiz als angeblich neutrales Land folge dem globalen Aufrüstungstrend. Die GSoA lehne diese Entwicklung entschieden ab.

(tri/sda)

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Doppelmoral
Ich sehe Ihren Punkt schon, die Industrieländer sind da "Systemanbieter" - zuerst exportieren wir Kriegsmaterial, unsere NGOs setzen sich für Minenopfer ein, wir schicken technisches Personal mit und, sozusagen das "Killerargument" für solche "Kreisläufe": sie erhalten/schaffen Arbeitsplätze... Es ist mir natürlich auch bewusst, dass die Ostmilliarde nicht für solche Zwecke bestimmt war, ebensowenig wie die Gelder der Entwicklungshilfe für Kalschnikows bestimmt sind. Es ist nur etwas gar bezeichnend, dass z.Bsp. in Afrika in den letzten 15 Jahren etwa gleich viel für Rüstungskäufe ausgegeben wurde wie gesamthaft aus den "Geberstaaten" gespendet wurden, um die 200 Milliarden Euro. Gspässig, nicht?
Und von wegen Briten und Italiener - sie stehen für mich stellvertretend für alle jungen Männer, die irgendwo auf der Welt die Fehler ihrer und fremder Machthaber mit dem Leben oder mit schlimmen Verwundungen bezahlen.
nicht ganz so wundersam
Der Sinn der Ostmilliarde war ja nie der, für die Speisung der Armen verwendet zu werden, sondern eben die Wirtschaft in den Empfängerländern zu pushen. Eine Investition also, von der wir uns erstarkende Handelspartner erhoffen, welche dereinst weit mehr als die investierte Summe in unsere Kassen bringen sollen.
Der Verkauf komplexer technischer Systeme erhält bei uns Arbeitsplätze und schafft welche in den Käuferländern. An den Verkauf der Systeme selbst, hängt sich ja auch noch der Handel mit Ersatzteilen und in der ersten Zeit meist die Stationierung von technischem Personal, welche den richtigen Umgang und Wartung dieser Systeme Vorort vermitteln. Bei den Käufern entstehen Arbeitsplätze, welche für den Unterhalt der eingekauften Systeme sorgen sollen und - je nach Lizenzlage und abgeschlossenen Verträge - eventuell auch welche für die Produktion von Ersatzteilen für diese Systeme.
Nicht "Wundersame Kreisläufe" also, sondern viel mehr höchst erwartete, erhoffte Kreisläufe.

Ihre Sorge dass "junge Amis, Briten oder Italiener" (Ihre Selektion, um welche Menschen sie sich diesbezüglich Sorgen, scheint mir etwas eng) von in der Schweiz produzierten Waffensystemen in die Luft gejagt werden könnten, ist sicher nicht gänzlich unbegründet, aber ich schätze, dass Risiko ist recht gering. Die von der Schweiz produzierten Waffensysteme sind meist im Highend-Bereich angesiedelt und entfalten Ihre volle Wirkung meist nur im Zusammenspiel mit weiteren hochwertigen Waffensystemen. So gesehen ist das Preis/Leistungsverhältnis für die "Wirrköpfe" nicht sehr attraktiv, ganz zu schweigen von den Problemen, welche die Beschaffung von Munition und Ersatzteilen bereiten würde.
Wie selten generell hochwertige, komplexe Waffensysteme nutzbringend in die Hände von Paramilitärischen Organisationen fallen, können sie auch aus den Opferzahlen der von Ihnen selektierten Menschengruppe schliessen. Diese würden jeweils ganz erheblich höher liegen, wenn Ihre Gegner tatsächlich über Kriegsmaterial auf ähnlichem Niveau verfügen würden.
Zudem können Sie sich da auch recht gut auf die jeweils kriegsführenden Staaten der westlichen Industrienationen verlassen. Sobald diese massiv Bodentruppen einsetzen (wie z.B. im Irak), dürfen sie ganz fest damit rechnen, dass der jeweilige Gegner nicht wirklich über die nötige Ausrüstung verfügt, um ernsthaften militärischen Widerstand zu leisten und damit potenziell hohe Verluste zu verursachen.

Was bleibt ist meist Guerillakrieg, der von der Seite, die solche Taktiken anwendet, meist mit einfachsten Mitteln - also ohne hochwertige schweizerische Waffensysteme - geführt wird, geführt werden muss. Die Taktiken des Guerillakrieges sind wohl fast so alt, wie die Menschheit selbst, ihnen mit Waffengewalt ein Ende zu setzen ist kaum je in der Menschheitsgeschichte gelungen.
Wundersame Kreisläufe
Zuerst zahlen wir die Ostmilliarde so als "Goodwill"-Botschaft an die Eu und dann fliesst das Geld über Rüstungskäufe wieder in Schweizer Kassen. So macht "Globalisierung" doch Spassss :-))))

Weniger Spass macht mir der Gedanke, dass das verkaufte Arsenal durch die Saudis an die Wirrköpfe im Gaza-Streifen gelangen oder damit im Irak junge Amis, Briten oder Italiener in die Luft gejagt werden:-((((.
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