Erstmals seit 1999 ohne Alpin-Medaille

Schweizer Alpinboarder gehen erneut leer aus

publiziert: Freitag, 23. Jan 2015 / 14:59 Uhr / aktualisiert: Freitag, 23. Jan 2015 / 19:29 Uhr
Julie Zogg unterliegt im Kampf um Bronze Tomoka Takeuchi aus Japan.
Julie Zogg unterliegt im Kampf um Bronze Tomoka Takeuchi aus Japan.

Die Schweizer Alpin-Equipe verpasste an der Snowboard-WM erstmals seit 1999 einen Medaillengewinn. Im Parallel-Riesenslalom kam Julie Zogg (4.) dem Podium am nächsten. Alle übrigen scheiterten früh - auch die abermals chancenlose Olympiasiegerin Patrizia Kummer.

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Einzig Zogg stiess in den engsten Kreis der Medaillenkandidatinnen vor. Nach dem Viertelfinal-Coup gegen die am höchsten eingestufte tschechische Dominatorin Ester Ledecka kam die 22-jährige Schweizerin wegen eines Ausrutschers im Duell mit der nachmaligen österreichischen FIS-Championne Claudia Riegler (41) spät vom Finalkurs ab. Im Race um Bronze unterlag die fünffache Junioren-Weltmeisterin der japanischen Olympia-Finalistin Tomoka Takeuchi.

Im Männer-Wettbewerb sorgte Andrej Soboljew, bereits Finalist im Parallel-Slalom, für die Carving-Show des Tages. Der formstarke Aussenseiter, der auf der Weltcup-Tour in den vergangenen sechs Jahren nie topklassiert war, verlängerte die Alpin-Dominanz der Russen. Elf Monate nach dem olympischen Double des eingebürgerten US-Boys Vic Wild zelebrierten die Osteuropäer im alpinen Sektor die erste WM-Goldmedaille.

Kummers geringer Output

24 Stunden nach ihrem Out in der 1. Runde des Parallel-Slaloms vergab Patrizia Kummer auch die zweite Option, ihrem Renommee als weltbeste Raceboarderin gerecht zu werden. Die Olympiasiegerin schaltete in der Runde der Top 16 zunächst zwar die Titelhalterin Isabella Laböck aus, wurde dann aber im Viertelfinal ihrerseits gestoppt - von der Russin Alena Sawarsina.

Zum zweiten Mal in Folge fand die mental in der Regel robuste Walliserin gegen eine Vertreterin der aufstrebenden Snowboard-Sbornaja kein probates Mittel. Mit einem derart geringen Output war beim ersten erheblichen Event seit ihrer erstklassigen Performance in Sotschi und den letzten Titelkämpfen vor zwei Jahren nicht zu rechnen gewesen.

Kummer liess sich den Ärger kaum anmerken. In einer ersten Analyse relativierte sie die Niederlage: "Das kann passieren." Im Gegensatz zum ersten Renntag habe sie sich in technischer Hinsicht wenig vorzuwerfen: "Ich habe keinen gravierenden Fehler begangen." Den spürbaren Spannungsabfall nach den erfolgreichen Winterspielen brachte die frühere WM-Zweite nicht als Erklärung ins Spiel: "Ich hatte ja nur kurz pausiert. Der Sport stand relativ schnell wieder im Zentrum." Am Tiefpunkt richtete die dreifache Weltcup-Gesamtsiegerin ihren Blick sofort nach vorne: "Beim nächsten Mal packe ich es."

Der Teamleader ohne Timing

Ebenfalls nicht in Schwung kam der Teamleader der Schweizer Männer. Nevin Galmarinis Bilanz fällt auch nach der vierten WM-Teilnahme höchst bescheiden aus. Eine Reaktion auf das blamable Scheitern in der Qualifikation des Parallel-Slaloms blieb zwar nicht aus, das ausserplanmässig frühe Out gegen den späteren Champion Soboljew war dennoch nicht abzuwenden.

Elf Monate nach seinem olympischen Highlight leistete sich der ambitionierte Ostschweizer gegen den Top-Rider der WM zu viele Fehler. Er attackierte oft im falschen Moment. Ohne das richtige Timing war nichts auszurichten. "Es geht nicht immer auf", fasste Galmarini das "enge Rennen" zusammen. Das unbefriedigende Ergebnis sei zu akzeptieren.

Teamkollege Kaspar Flütsch (31.) brillierte ebenfalls nicht sonderlich. Der Slalom-Achtelfinalist, im Weltcup ein konstanter Wert, sackte ans untere Ende der Skala ab.

Snowboard-Chef bleibt ruhig

Das nahezu kollektive Abdriften warf bei den Verantwortlichen (noch) keine grundlegenden Fragen auf. Der neue Coach Ingemar Walder bedauerte, dass seine Equipe die Chance nicht ergriffen habe, bessere Resultate zu erzielen. Die Enttäuschung halte sich trotzdem in Grenzen. Stattdessen thematisierte der Österreicher den "grossen Umbruch" im letzten Sommer und stellte in absehbarer Zeit Fortschritte in Aussicht.

Walders Vorgesetzter Sacha Giger mochte die erste Null-Bilanz der ehemaligen Erfolgsgaranten nach weit mehr als einer Dekade - seit 2001 gewannen die Alpinen 16 WM-Medaillen - ebenfalls nicht dramatisieren. Giger beurteilt die Lage pragmatisch: "Die WM zeigt mir, dass die Weltspitze näher zusammengerückt ist. Und im Materialsektor besitzen wir inzwischen keinen Vorteil mehr." Bei den Russen seien im Hinblick auf die Winterspiele im eigenen Land enorm viele Mittel in den alpinen Sektor geflossen, betonte Giger. "Sie machen einen guten Job und profitieren jetzt davon."

Neue Hierarchie entstand

Sie hingegen hätten schon gewusst, "dass die Medaillen nicht mehr auf dem Serviertablett bereit liegen". Mit dem Rücktritt der Schoch-Brüder sei viel Erfahrung verloren gegangen, so Giger. "Es entstand eine neue Hierarchie. Die anderen Teammitglieder stehen nun mehr unter Druck und müssen lernen, mit dieser neuen Situation richtig umzugehen."

Einen erneuten internen Kurswechsel schliesst der Schweizer Snowboard-Chef aus: "Natürlich haben wir uns die WM-Bilanz anders vorgestellt. Aber allein deshalb weichen wir ganz bestimmt nicht von unserer Strategie ab." Sie hätten ihren Weg erst vor wenigen Monaten mit dem neuen Trainer- und Betreuerstab eingeschlagen. "Die Erfolge werden wieder kommen. Ich glaube an unsere Konstellation", so Giger.

(flok/Si)

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